Geldanlage in Zeiten Inflation gelingt auch mit BargeldEine Deflation ist in der Definition der Volkswirtschaftslehre ein anhaltender und allgemeiner Rückgang des Preisniveaus von Waren und Dienstleistungen. Gleichviel Sprit getankt, weniger bezahlt, mein Lieblingsbrot wird billiger. Ganz soweit ist es noch nicht, aber die Tendenz der Preissteigerungsrate ist sinkend. Somit macht es durchaus Sinn, sich mit den bisherigen Erfahrungen in den unterschiedlichen Anlagesegmenten in Zeiten fallender Preise zu beschäftigen.

Inflationsrate in Industrieländern niedrig

Quelle: Statista

Die letzte Teuerungsrate im Euroraum lag bei gerade einmal 0,7 Prozent. Da kommt eine Studie zum Renditeverhalten verschiedener Anlageklassen bei unterschiedlichen Inflationsraten von der Credit Suisse in Zusammenarbeit mit der London Business School (hier ab Seite 5 nachzulesen) gerade recht. Die Anlageauswertungen der Statistiker von 1900 bis 2011 in den 19 wichtigsten Ländern (19 Länder mal 112 Jahre gleich 2.128 Fälle) ergab die folgenden Realrenditen:

 

  Realrendite pro Jahr im Anlagesegment
Intervalle* Aktien Anleihen Gold
Untersten 5%
(26 bis 3,5% Deflation)
11,2%  20,2% 12,2%
5 bis 20%
(Von 3,5% Deflation bis 0.6% Inflation)
11,9%   6,8% 2,6%
20 bis 35%
(0,6 bis 1,9% Inflation)
11,4% 5,2% 3,7%
35 bis 50%
(1,9 bis 2,8% Inflation)
10,8% 3,4%  2,6%
50 bis 65%
(2,8 bis 4,5% Inflation)
 7,0% 2,8%  nahe Null
65 bis 80%
(4,5 bis 8% Inflation)

5,2%

nahe Null  2,8%
80 bis 95%
(8 bis 18,3% Inflation)
1,8% -4,6%  4,4%
Obersten 5%
(über 18,3% Inflation)
-12,0% -23,2% nahe Null
* Erläuterung: Die untersten 5% meint die 5 Prozent Jahre des Untersuchungszeitraum mit den niedrigsten Preissteigerungsraten (bzw. in diesem Fall mit den höchsten Deflationsraten), die folgenden Intervalle analog. In der Zeile darunter werden die Maximalwerte des Intervalls genannt. Alle Angaben ohne Gewähr.

 

Die Extreme (jeweils die obersten und untersten 5%) erscheinen unwahrscheinlich, helfen aber laut Meinung der Studienherausgeber das grundsätzliche Anlageverhalten zu verstehen.

Die bei der Untersuchung beobachteten Phänomene geben meiner Ansicht nach Hinweise auf erfolgsversprechende Geldanlage in Zeiten niedriger Preissteigerungsraten und Deflation. Folgende Erkenntnisse scheinen mir relevant:

  • Phasen der Deflation bzw. sehr niedriger Preissteigerungsraten von bis zu +0,6% sind nicht so selten wie gedacht: Immerhin in einem Fünftel der Fälle.
  • In Zeiten mit hoher Deflation (oben die ersten 5% der untersuchten Fälle) konnten sich die Anleihen mit 20% Rendite (wichtig: preisbereinigt, also in Kaufkraft) noch vor die Aktien mit immerhin respektablen 11% plus in Szene setzen. Auch Gold läuft bei extremer Deflation erstaunlich gut: 12,2% Realwertgewinn pro Jahr. Dass Bargeld bei Deflation an Realwert gewinnt, liegt wiederum in der Natur der Sache, es ergibt sich ja bereits aus der Definition von Deflation.
  • In allen anderen Phasen des Untersuchungszeitraumes ist die Rendite der Aktien höher - bzw. deren Verlust geringer - gewesen als die der Anleihen, teilweise sogar sehr deutlich. Gold schwankt zwischen 0% und gut 4% Realrendite.
  • Gold brachte über alle Zeiträume hinweg eine Realrendite von 1,07%.
  • Interessant und für mich schwer verständlich ist der Realverlust des Aktienvermögens in Zeiten der extrem hohen Inflation. Sollen Aktien doch Sachwerte repräsentieren ... Auch Gold schafft in diesen Phasen gerade einmal die Kaufkrafterhaltung. Anleihen verlieren in dieser Zeit sogar 23% an Kaufkraftvermögen. Jedoch ist dies kein praxisrelevanter Schrecken, jedenfalls sind keine Inflationsraten von über 18 Prozent in Sicht.
  • Für die momentanen Zustände zutreffender ist der Bereich von 5 bis 15% der untersuchten Fälle (geringe Deflation oder maximale Inflation von 0,6%). Hier zeigen Aktien ihre Stärke mit einer Realrendite von fast 12 Prozent, auch Anleihen laufen nicht schlecht mit nahe 7%. Im nächsten Inflationsintervall (0,6 bis 1,9% Inflation) sieht es ähnlich aus, der Vorsprung der Aktien gegenüber den Anleihen fällt dabei sogar noch etwas höher aus.
  • Bei höheren Inflationsraten sinken die Realerträge von Aktien und Anleihen und kippen sogar ins Negative.

Anleihen renditeträchtig, aber schlechter als Aktien

Die mit der Deflation einhergehende Wertsteigerung der Anleihen scheint logisch. Wie wir auch jetzt schon beobachten können, gehen Zeiten niedriger Preissteigerungsraten mit unattraktiven Verzinsungen der Festgeldangebote einher. Anleihen mit hohen Zinscoupons gewinnen an Attraktivität und mithin an Wert. Auch die Dividendenzahlungen von börsennotierten Firmen locken in dieser Phase die Investoren.

Fazit der Studie zur Geldanlage bei Deflation

Inflation reduziert den Realwert von fast allen Anlageformen. Auch Aktien sind betroffen, aber weniger als Anleihen, Bargeld oder andere, festverzinsliche Geldanlagen.

Die ermittelten Realerträge in Zeiten der Deflation deuten darauf hin, dass die Beimischung von Aktien (im Sinne der Diversifizierung für den Privatanleger besser in Form von hochwertigen Fonds), von Anleihen und sogar von etwas Gold in ein privates Anlageportfolio für dessen Gesamtrendite förderlich ist.

Selbstverständlich, das sei aber der Vollständigkeit halber erwähnt, gilt bei Deflation: Bargeld lacht und punktet zudem durch das Fehlen eines Kursrisikos.

 

Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter Bödeker hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und bei einem Kapitalanlageunternehmen (für geschlossene Fonds) ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten.

https://www.geld-welten.de

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