Früher war die Autoversicherung eine einfache Sache: Das Auto war beim örtlichen Versicherungsmakler haftpflichtversichert, je nach Alter und Wert des Fahrzeuges ergänzte man Teil- oder Vollkasko.
Heutzutage kann man online bei unzähligen Gesellschaften abschließen. Die Tarife bieten zahlreiche Optionen, welche bei gewissen Einschränkungen den Beitrag mehr oder weniger deutlich im Vergleich zum Ausgangstarif absenken. Welche von diesen vielen Optionen macht Sinn? Gehen wir den einzelnen Punkten auf den Grund:
Welche Einstufung hier wohl vorliegt?
Beim KFZ-Kauf: Typenklasse und Antriebsart berücksichtigen
Fahrzeuge derselben Klasse und ähnlicher Leistung unterscheiden sich bisweilen erheblich bei den Versicherungskosten. Je nach Einstufung des "Schadensrisiko" sind Ersparnisse von bis zu 50 Prozent möglich, insbesondere bei den Kasko-Tarifen.
Allgemein gilt: Dieselfahrzeuge sind in der Versicherung teurer als Benziner.
Übrigens: Neuwagen sind in der Kfz-Haftpflicht oft günstiger als ältere Autos.
Rechtzeitig runterstufen
Zur Führung des Fahrzeuges auf deutschen Straßen verlangt der Gesetzgeber lediglich die Kfz-Haftpflichtversicherung. Diese müssen Sie bei der Zulassung des Fahrzeuges nachweisen. Teil- und Vollkasko sind Ihnen freigestellt.
Bei der Vollkasko erhalten Sie Ihren eigenen Schaden auch bei eigenem Verschulden erstattet. Experten raten allgemein, dass so eine Vollkasko lediglich in den ersten drei bis fünf Jahren eines Fahrzeuglebens sinnvoll ist. Danach verschlechtert sich das Verhältnis Risiko/Versicherungskosten immer mehr zuungunsten des Vollkasko-Vertrages.
Anders als bei der Teilkasko gewährt die Autoversicherung einen Schadensfreiheitsrabatt bei der Vollkasko. Dadurch kann es vorkommen, dass die Vollkasko günstiger ist als eine Teilkasko. Außerdem rechnet sich die Vollkasko bei günstiger Einstufung eventuell länger als fünf Jahre.
Stufen Sie also rechtzeitig auf Teilkasko (oder sogar nur Haftpflicht) herunter, wenn Ihr Wagen "in die Jahre" kommt.
Nutzen Sie die Selbstbeteiligung
Wenn Sie die Kosten eines Schadens bis zu einer gewissen Höhe selbst übernehmen, lohnt Ihnen das die Versicherung mit Ersparnissen von bis zu 25 Prozent. Als sinnvolle Werte für eine solche Selbstbeteiligung haben sich
- 150.- Euro bei einer Teilkasko und
- 300.- Euro bei einer Vollkasko
herausgestellt.
Die Anzahl möglicher Fahrer reduzieren
Wer seiner Versicherung verspricht, dass man nur selbst oder eine weitere Person das Fahrzeug bewegt, wird mit Einsparungen bis zu 50% belohnt.
Unser Urteil: sinnvoll, wenn dies in aller Regel ohnehin der Fall ist.
Geänderte Umstände melden
Versicherungen vergeben u.a. Rabatte für Beamte, Immobilienbesitzer, Eltern, ADAC-Mitglieder, Bahncard-Besitzer, Garagenstellplätze und geringe Kilometerleistungen pro Jahr. Die RV24 macht auf ihrer Seite mit Tipps für eine günstigere KFZ-Versicherung darauf aufmerksam, dass man geänderte Umstände im eigenen Leben/Fahrverhalten unverzüglich der eigenen Versicherung melden sollte. Ansonsten entrichtet man unter Umständen jahrelang zuviel Versicherungsprämie. Und niemand zahlt es einem zurück!
Die Wahl der Werkstatt dem Versicherer überlassen
Versicherer haben Vertragswerkstätten, welche Reparaturen günstiger übernehmen. Wer auf die freie Wahl der Reparaturstätte verzichtet, kann bei einigen Versicherern bis zu 20 Prozent einsparen.
Unser Urteil: sinnvoll.
Umstritten: Telematik-Tarife
Wer sein Fahrverhalten mittels einer App oder eines zusätzlichen Steuergerätes überwachen lässt, kann über sogenannte Telematik-Tarife ebenfalls Prämie sparen. Dafür bedarf es u.a. einer vorausschauenden und "zahmen" Fahrweise. Mehr dazu hier.
Jährlich den Versicherungsbeitrag zahlen
Sinnvoll, wenn Sie dadurch nicht in den Dispo rutschen. Die jährliche Zahlungsweise spart nämlich bis zu 10 Prozent Prämie.
Besser höhere Deckungssumme
Präferieren Sie die erhöhte Deckungssumme bei der Kfz-Haftpflicht von 50 oder 100 Millionen Euro. Falls nicht im Grundpaket enthalten kostet die erhöhte Deckung kaum mehr.
Jeden Punkt bei der Autoversicherung abwägen
Mietwagen-Versicherungs-Aufstockung
Sinnvoll: Die sogenannte Mallorca-Police in der Kfz-Haftpflicht erhöht die Haftpflicht-Versicherungssumme bei einer Mietwagen-Ausleihe im Ausland auf deutsches Niveau und kostet dafür kaum Aufpreis.
Schutz vor Tierschäden
Letzter Tipp: Sinnvoll ist die Erweiterung der Versicherung auf Marderbiss und Unfall mit Hunden, Kühen und anderen (Wirbel-)Tieren. Dieser kostet meist nur wenige Prozent Aufpreis.
Weiterlesen:
KFZ-Versicherung FAQ
Warum gibt es den Termin 30. November?
Oftmals enden die Versicherungsjahre in den Verträgen am 31.12. und haben eine Kündigungsfrist von einem Monat. Darum werden besonders viele Verträge im November gekündigt und neu abgeschlossen. Versicherer bieten in dieser Zeit übrigens besonders günstige Wechselkonditionen an.
Wann habe ich ein Sonderkündigungsrecht?
Immer wenn Ihr Versicherer einen Schaden reguliert oder die Preise erhöht.
Achtung: Manche Versicherer verstecken Preiserhöhungen, wenn sich die Typen- oder Regionalklasse verändert. Hier muss dann auf den sogenannten Vergleichsbeitrag in der Abrechnung geachtet werden. Ist dieser niedriger, liegt eine versteckte Preiserhöhung vor und Sie haben ein Sonderkündigungsrecht.
Wie sollte ich kündigen?
Immer schriftlich, Fax oder E-Mail sind zu unzuverlässig. Und immer erst, wenn der Vertrag mit der neuen Versicherung in trockenen Tüchern ist.
Lohnt sich immer ein Wechsel zu einem günstigeren Anbieter?
Ja, wenn das neue Angebot auch wirklich günstiger ist als das der alten Versicherung und gleiche oder bessere Leistungen bietet. Und zwar unabhängig von Wechselboni oder anderen Anreizen, die nur einmalig oder befristet gelten.
Welche Versicherer sind günstig?
In den letzten Jahren taten sich vor allem
- Cosmos
- HUK/HUK24
- VHV
- R+V24 und
- WGV
mit guten und günstigen Tarifen hervor.
Aber: Kein Versicherer bietet für alle Lebensumstände das beste Angebot. Sie müssen also stets die individuellen Umstände (Kilometerleistung, wie viele Fahrer ...) vergleichen. Manche Tarife sind nur deswegen billiger, weil sie weniger Leistungen enthalten.
Zudem bieten einige Versicherer Kombirabatte: Wer dort auch Rechtsschutz und Privathaftpflicht versichert, bekommt Prozente auf die Gesamtkosten gutgeschrieben. Dann sieht die Rentabilitätsrechnung wieder ganz anders aus ...
Welche Merkmale kennzeichnen einen guten Vertrag?
- Mindestens 12 Monate Neupreis-Erstattung bei Totalschaden.
- Verzicht der Versicherung auf Einspruch bei grober Fahrlässigkeit.
- Absicherung bei Marderbiss samt Folgeschäden daraus.
- Nicht nur Haarwild, alle Schäden durch Tiere sollten abgedeckt sein.
- Mallorca-Police sollte enthalten sein: Die heimische KFZ-Versicherung gleicht eventuell zu geringe Deckungssummen bei einer Mietwagen-Versicherung aus.
- Sehr gute Versicherungen haben auch einen Rabattschutz, der eine Zurückstufung nach einem Unfall verhindert.
Bringt es etwas, lange bei einem Versicherer zu bleiben?
Eventuell ja. Wer viele Jahre beim selben Versicherer bleibt, kann im strittigen Schadensfall eher auf Kulanz hoffen.
Und: Je geringer ihre momentane Einstufung ist, umso weniger lohnt sich ein günstigerer Tarif bei einer anderen Versicherung.
Welche Alternativen habe ich zum Wechsel des Versicherers?
Prüfen Sie, ob sich Ihre Versicherungsumstände geändert haben. Fährt vielleicht das mitversicherte Kind gar nicht mit Ihrem PKW? Haben Sie mittlerweile eine Garage? Oder fahren Sie viel weniger Kilometer als früher? All dies und noch einige mehr kann sich vergünstigend auswirken.
Alternativ oder ergänzend können Sie „probehalber“ ein Vergleichsangebot bei einer günstigeren Versicherung einholen und dieses Ihrem Versicherungsvertreter verbunden mit der Frage: „Können wir hier etwas machen?“ vorlegen. Nicht selten eröffnet sich dann plötzlich die Möglichkeit zu einer Senkung Ihres Tarifes bzw. zur Anpassung der Leistung auf ein höheres Niveau.
Welcher Tarifmerkmale bringen welchen Rabatt?
Typische Reduktionen auf den Versicherungsbeitrag sind:
- Wenige Kilometer: bis zu 20 % Ersparnis
- Zahlweise jährlich: bis zu 10 % Ersparnis
- Einzelfahrer: bis zu 50 % Ersparnis
- Werkstattbindung: bis zu 10 % Ersparnis
- Garage oder abgeschlossenes Carport: bis zu 3 % Ersparnis
- Eigene Immobilie: bis zu 3 % Ersparnis
- Beruflich tätig: bis zu 10 % Ersparnis
- Telematik-Tarif: bis zu 30 % Ersparnis
Wer bewusst falsche Angaben macht, muss mit einem Strafgeld (bis zu einem Jahresbeitrag) rechnen.
Haftpflicht, Teil- oder Vollkasko?
- Die Haftpflicht zahlt (nur) die Schäden des Unfallgegners.
- Die Teilkasko zahlt einige Schäden am eigenen Wagen, die z. B. durch Glasbruch, Diebstahl oder Sturm entstehen.
- Die Vollkasko enthält die Teilkasko und zahlt alle Schäden am eigenen Fahrzeug, auch bei selbst verschuldetem Unfall und Vandalismus (abhängig vom Zeitwert).
Wie lange lohnt sich eine Vollkasko? Das ist individuell unterschiedlich, abhängig von Einstufung, Versicherungstarif und Restwert des Fahrzeuges.
Was hat es mit Regional- und Typklasse auf sich?
- Einstufung Regionalklasse
Je nach Region in Deutschland kommt es zu mehr oder weniger (Wild-)Unfällen, werden Fahrzeuge häufiger gestohlen oder fallen Sturm- und Hagelschäden an. Aus all diesen Werten wird ein Index errechnet, aus dem sich dann die sogenannte Regionalklasse ergibt. In Regionen mit weniger Schäden fallen die Versicherungsbeiträge günstiger aus. - Einstufung Typenklasse
Für jedes Automodell wird die Schadens- und Unfallbilanz berechnet und die jeweiligen Reparaturkosten ermittelt. Aus diesen Kosten berechnet sich die Typenklasse.
Typ- und Regionalklasse werden jedes Jahr neu berechnet.
Lohnt sich ein Pay-as-you-drive-Tarif?
Versicherungstarife, die abhängig von den gefahrenen Kilometern abgerechnet werden, lohnen sich laut Verivox vornehmlich für Wenigfahrer bis 5.000 Kilometer pro Jahr.
Corona bedingt bin ich viel weniger gefahren ...
Melden Sie Ihrer Versicherung die geringere Kilometerleistung. Manche Versicherer zahlen sogar rückwirkend Prämie zurück.
Wie vermeide ich eine schadensbedingte Rückstufung?
Bei manchen Versicherern gibt es einen Schutz gegen Rückstufung. Ansonsten sollten kleinere Schäden selbst bezahlt werden. Sie können auch einen Schaden innerhalb von sechs Monaten „zurückkaufen“, um Ihre Einstufung zu behalten.
Ein Wechsel der Versicherung schützt übrigens nicht vor einer Rückstufung, die Versicherer tauschen sich nämlich untereinander aus.
Kann ich meinen SF-Rabatt übertragen?
Ja, denn dieser gehört Ihnen. Sie können ihn z. B. an Ihr Kind, Ihren Enkel oder auch Ihr Patenkind abtreten. Davon bleibt der Versicherungsvertrag für ein weiteres Fahrzeug, das Ihnen gehört, unberührt.
Wenn Sie den Rabatt von Ihrem Dienstwagen übernehmen wollen, müssen Sie das am Anfang mit der Dienstwagenversicherung so abstimmen, damit diese Ihre Daten entsprechend pflegt.
Soll ich einen Telematik-Tarif nutzen?
Bei einem Telematik-Tarif wird mit einer App die Fahrweise gemessen und an den Versicherer gemeldet. Ziel ist es, zurückhaltendes, vorausschauendes und vorsichtiges Fahren mit günstigeren Tarifen zu belohnen.
Dafür werden u.a.
- Beschleunigung
- Bremsverhalten
- Kurvenquerbeschleunigung
- Geschwindigkeit
gemessen.
Auch Bestrafungen sind möglich. Manche Versicherer gehen für die normale Prämie ohne Telematik von einem bestimmten Score-Wert aus. Fährt man „schlechter“, muss man draufzahlen.
Momentan wird diese Möglichkeit selten genutzt, doch manche Experten gehen davon aus, dass Telematik-Tarifen die Zukunft gehört. Bei Toyota gibt es sogar schon eine Hybrid-Versicherung, die häufiges Fahren im E-Modus mit einer Ersparnis von bis zu 20 % belohnt.
Datenschutz
Bei einem Telematik-Tarif werden persönliche Daten über das Internet an den Versicherer versendet (z. B. auch Fahrstrecke, Aufenthaltsdauer ...). All diese Daten werden über das Internet über viele Knotenpunkte übertragen. Theoretisch können Hacker an jedem Knotenpunkt die Daten abfangen und ggf. entschlüsseln.
Unsere Einschätzung zum Telematik-Tarif: Bedingt sinnvoll. Vor allem Fahranfänger können bis zu 30 Prozent sparen.