Arbeitskräfte aus Tschechien: Tschechische Fachkräfte gegen den Fachkräftemangel in Deutschland
Qualifizierte Arbeit verlangt auch qualifizierte Arbeitskräfte. Gerade in Deutschland herrscht aktuell ein großer Facharbeitermangel vor, waren vor kurzem rund eine Million Stellen in der Bundesrepublik unbesetzt. Es fehlt vorrangig an Ingenieuren, Handwerkern und Pflegepersonal. Eine Bertelsmann-Studie hält einen jährlichen Zuzug von 260.000 Personen aus dem Ausland für notwendig. Davon sollen rund 114.000 Zuwanderer aus EU-Staaten kommen, der Rest aus sogenannten Drittstaaten (Nicht-EU-Staaten). Beliebt sind Arbeitskräfte aus Tschechien. Doch was muss bei der Auswahl beachtet werden?
1. Spezielle Job-Portale helfen deutschen Unternehmen
Aber auch aus benachbarten Ländern, wie der Tschechischen Republik, drängen Fachkräfte auf den deutschen Arbeitsmarkt. Geeignete Internetportale helfen den tschechischen Arbeitssuchenden dabei, auf dem Arbeitsmarkt hierzulande Fuß zu fassen. Und auch die deutschen Unternehmen können mit diesen Portalen zielgerichtet auf die Suche nach geeigneten Fachkräften aus dem Nachbarland gehen. Die Portale sind meist dank speziell hinterlegter Keywords für Job-Suchmaschinen optimiert und zweisprachig ausgeführt, damit die notwendige Aufmerksamkeit geschaffen werden kann.
Die dahinter stehenden Agenturen prüfen zumeist für den Auftraggeber die Stellenanzeige auf formale Richtigkeit. Zudem bieten manche Agenturen auch eine entsprechende Präsenz der Stellenangebote in den sozialen Medien an, wodurch die Zielgruppen noch breiter gestreut und zielgerichteter angesprochen werden können.
2. Sprachkompetenz ist entscheidend
Natürlich ist es für eine Fachkraft aus der Tschechischen Republik wichtig, sich in Deutschland verständlich zu machen. Neben der Beherrschung der englischen Sprache sind auch Deutschkenntnisse wichtig, da sie den Zugang zu höher qualifizierten Jobs erleichtern.
Prinzipiell können Tschechen in Deutschland gut Fuß fassen und erhalten aufgrund der Tatsache, dass sowohl Deutschland als auch die Tschechische Republik der EU angehören, einen hürdenlosen Zugang zum Arbeitsmarkt. Aufgrund der im EU-Raum geltenden Personenfreizügigkeit benötigen tschechische Bürger für den Aufenthalt in Deutschland weder ein Visum noch einen Aufenthaltstitel.
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3. Durchschnittslöhne liegen in Deutschland deutlich höher
Obwohl der Fachkräftemangel in Deutschland evident ist und das Lohnniveau im Allgemeinen weit über jenem in Tschechien liegt, wollen viele Tschechen derzeit noch lieber in ihrem Heimatland arbeiten. Ein Grund dafür ist vor allem die dort aktuell boomende Wirtschaft. Viele Unternehmen aus der tschechischen Industrie haben ihre Löhne stark erhöht und es damit geschafft, qualifiziertes Personal im Land zu halten. Davon zeugt auch die niedrige Arbeitslosenrate in Tschechien, die im April 2019 gerade einmal 3,5 Prozent betragen hat.
Aber auch wenn die (Arbeits-)Migration für die Fachkraft aus der Tschechischen Republik nicht immer im Fokus steht, so reicht doch ein Blick auf die nüchternen Zahlen: Ein tschechischer Arbeitnehmer verdient umgerechnet etwa 1.140 Euro, in und rund um die Hauptstadt Prag sind es 1.450 Euro. In Deutschland hingegen liegt der Durchschnittsverdienst bei 3.700 Euro.
"Wo man Bier braut, da lässt sich´s gut leben!"
Aus Tschechien
4. Sozialsystem stützt Migration
Personen aus der Tschechischen Republik, die gerne in Deutschland arbeiten wollen, genießen darüber hinaus einen Zugang zum deutschen Sozialsystem. Gemäß deutschem Recht stehen jedem tschechischen Mitarbeiter, der in die deutschen Sozialsysteme einzahlt, automatisch jeweils 194 Euro Kindergeld für das erste und zweite Kind zu. Darüber hinaus kommen alleinerziehende Mütter und Haushalte unter einer gewissen Einkommensgrenze in den Genuss eines Kinderzuschlags.
5. Keine Benachteiligung beim Entgelt
Arbeitnehmer, die aus der Tschechischen Republik stammend in Deutschland arbeiten, dürfen auf Entgeltseite gegenüber gleich qualifizierten Arbeitnehmern aus Deutschland nicht benachteiligt werden. Zahlreiche Beschwerden in der Vergangenheit über eine diesbezügliche Ungleichbehandlung haben dazu geführt, dass die Europäische Kommission die Verordnung über die Koordinierung der Systeme der sozialen Sicherheit überarbeitet hat.
Zwei Punkte aus der Richtlinie sind für tschechische Arbeitnehmer, die in Deutschland arbeiten wollen, relevant:
- Erstens können Menschen nun auch dann von Sozialleistungen profitieren, wenn sie in dem Land, in dem sie in der Gegenwart beschäftigt sind, weder leben noch gelebt haben. Verantwortlich dafür ist der sogenannte europaweite Übertragbarkeitsgrundsatz in der Sozialhilfe.
- Der zweite Punkt ist der Grundsatz der gleichen Vergütung für die gleiche Arbeit am gleichen Ort. Die EU-Verordnung sorgt also dafür, dass es für Arbeitnehmer aus Tschechien viele Vorteile mit sich bringt, eine Arbeit in Deutschland anzunehmen.
6. Deutscher Arbeitsmarkt unter Druck
Und in Deutschland werden die Arbeitskräfte aus dem Nachbarland mit Handkuss genommen. Denn die genannte Zahl von 260.000 benötigten qualifizierten Arbeitskräften aus dem Ausland pro Jahr schwebt wie ein Damoklesschwert über dem deutschen Arbeitsmarkt. Denn die Bertelsmann-Studie geht bereits von einigen günstigen Bedingungen aus, wie einer steigenden Geburtenrate und einem Anstieg des Rentenantrittsalters, wodurch immer mehr ältere Arbeitnehmer dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen würden.
Fazit: Die gezielte Zuwanderung sehen Experten somit als sinnvolle Möglichkeit, dem aktuell bestehenden Fachkräftemangel und dem demografischen Rückgang an qualifizierten Arbeitnehmern einigermaßen entgegenwirken zu können.