Was ist ein Betriebsmittelkredit und wofür wird er genutzt?

Betriebsmittelkredite werden Unternehmen für die Finanzierung der Betriebsmittel gegeben, damit diese ihr Umlaufvermögen sichern und ihre laufenden Kosten begleichen können. Sie sichern somit den Geschäftsbetrieb eines Unternehmens ab. Die Beantragung dieses Darlehens kann vorteilhaft sein und dem Unternehmer einen problemlosen Betrieb seines Unternehmens gewährleisten. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über die Vorteile und die Nachteile vom Betriebsmittelkredit.

Produktionshalle LKW

Inhalt: Was ist ein Betriebsmittelkredit und wofür wird er genutzt?

Kurze Frage vorab:

Wofür würden Sie einen Betriebsmittelkredit nutzen?

Der Betriebsmittelkredit stellt sicher, dass Sie kurzfristig zahlungsfähig bleiben und der laufende Geschäftsbetrieb nicht abgewürgt wird. Doch wofür würden Sie das Geld konkret verwenden?

 

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Punkt 1

1. Betriebsmittelkredit: Definition

Was ist ein Betriebsmittelkredit? Es handelt sich um einen Kredit über eine kurze Laufzeit an ein Unternehmen zur Finanzierung des Umlaufvermögens. Der Betriebsmittelkredit wird auch Betriebskredit, Überbrückungskredit oder Handelskredit genannt. Als Letzteres wird der Kredit bezeichnet, wenn Firmenpartner dem Unternehmen einen Lieferantenkredit vergeben bzw. eine Kundenanzahlung leisten.

Der Betriebsmittelkredit finanziert den Zeitraum zwischen den Waren- und Rohstoffeinkäufen und dem Verkauf der Produkte. Der Kredit wird dann aus dem Umsatz getilgt. Er wird gerne als Kontokorrentkredit eingeräumt, alternativ als kurzfristiges Darlehen vergeben – dieses nennt sich dann Betriebsmitteldarlehen.

Da dieser Kurzfristkredit oftmals immer wieder neu benötigt wird, hat er mittels Prolongationen auch längere Laufzeiten.

Der „Gegenspieler“ fungiert der langfristige Investitionskredit zur Finanzierung des Anlagevermögens, auch Anlagekredit genannt.

2-Minuten-Video: Was ist der Betriebsmittelkredit?

Länge: `2 Minuten

Punkt 2

1.1. Überbrückung von Engpässen

Viele kleinere und mittlere Unternehmen haben Schwierigkeiten, den Zeitraum zwischen Einkauf und Absatz ihrer Produkte oder Dienstleistungen zu überbrücken. In diesem Falle stellt ein Betriebsmittelkredit eine Hilfe dar, da er in dieser Periode die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung stellt. Er wird daher häufig auch als Überbrückungskredit bezeichnet.

Punkt 3

1.2. Finanzieller Spielraum

Wenn ein Unternehmen einen Betriebsmittelkredit gewährt bekommt, vergrößert dieser in der Regel seinen finanziellen Spielraum, da er mit diesem mehr Mittel zur Verfügung hat. So kann mithilfe der freigewordenen Liquidität beispielsweise weiteres Personal eingestellt werden, oder eine neue Werbe-Kampagne gestartet werden.

Punkt 4

1.3. Schnelle Hilfe

Betriebsmittelkredite sind, anders als Investitionsdarlehen, meist kurzfristig verfügbar und werden schnell vergeben, da Ihr Volumen meist geringer und die Laufzeiten kürzer sind als bei anderen Darlehen. So kann ein Unternehmen kurzfristige Engpässe in der Liquidität verhindern oder ausgleichen. Insbesondere im Dienstleistungssektor, aber auch bei Existenzgründungen, wenn längere Zeiträume ohne Einnahmen überbrückt werden müssen, sind Betriebsmittelkredite oft eine schnelle Hilfe.

Punkt 5

1.4. Rücklagen bei Zahlungsausfall

Auch im Falle eines Zahlungsausfalles bei einem Kunden sind Betriebsmittelkredite für Unternehmen hilfreich. So kann sich ein Unternehmen Rücklagen zur Seite legen, um bei einem ausgefallenen Zahlungseingang eines Kunden dennoch liquide zu bleiben und weiterhin seine laufenden Kosten im Betrieb decken zu können.

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1.5. Aufträge lassen sich im Voraus finanzieren

Nur mithilfe eines Betriebsmittelkredites können viele Unternehmen ihre Aufträge bereits im Voraus finanzieren, da ihnen sonst in vielen Fällen die finanziellen Mittel dafür fehlen.

Punkt 7

1.6. Es gibt viele verschiedene Formen dieses Kredites

Wenn ein Unternehmen einen Betriebsmittelkredit benötigt, hat er meist die Wahl zwischen verschiedenen Formen. Die geläufigste Art sind Kontokorrentkredite. Das bedeutet, dass eine Bank ihrem Kunden einen gewissen Kreditrahmen auf sein Geschäftskonto gewährt. Diese werden häufig auf als geschäftliche Dispokredite bezeichnet.

Gängig sind auch Lieferantenkredite. Diese zeichnen sich durch gewährte Zahlungsziele wie zum Beispiel Skonti aus und sind insbesondere im Handel aber auch in der Dienstleistungsbranche sehr verbreitet.

Eine weitere Form der Betriebsmittelkredite sind klassische Darlehen der Hausbank oder von Förderbanken. Alternativ können Unternehmen beziehungsweise Unternehmer auch das sogenannte Factoring für die Finanzierung von Betriebsmitteln nutzen. In diesem Fall werden die Forderungen an Inkasso-Unternehmen abgetreten.

Factoring zählt allerdings nur im aller weitesten Sinne zu den Betriebsmittelkrediten, da es kein wirklicher Kredit ist.

Punkt 8

1.7. Große Auswahl bei Kreditgebern

Wer einen Betriebsmittelkredit beantragen muss oder möchte, hat eine große Auswahl an Kreditgebern. Die Darlehen für die Sicherung einer Unternehmens-Liquidität sind bei nahezu allen Banken erhältlich, die mit Firmenkunden zusammenarbeiten, auch wenn diese Art von Kredit häufig nicht aktiv anbieten. Daher ist eine Beantragung bei der Hausbank, bei der sich auch das Geschäftskonto des Unternehmens befindet, in der Regel der einfachste und schnellste Weg.

Bei Förderbanken und Institutionen wie der KfW ist diese Art von Krediten eines der Zentralen Geschäftsfelder, mit welchem Unternehmen unterstützt werden. Insbesondere für Unternehmen, die den Betriebsmittelkredit nicht als Kontokorrentkredit, sondern als annuitätisches Darlehen nutzen möchten, sind die jeweiligen Förderbanken mit ihren meist deutlich geringeren Zinsen häufig ein attraktiver Kreditgeber.

Punkt 9

1.8. Der Kredit kann zahlreiche Posten finanzieren

Ein Betriebsmittelkredit kann genutzt werden, um sämtliche Posten zu finanzieren, die im Umlaufvermögen stehen. Dazu gehören nicht nur die Ausgaben beim Wareneinkauf, sondern auch Personalkosten, Mieten, offene Forderungen an Kunden und andere laufende Betriebsausgaben wie beispielsweise Beratungsleistungen und Werbeaktionen.

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1.9. Laufzeit kann angepasst werden

Bei einem Betriebsmittelkredit kann die Laufzeit in der Regel immer wieder verlängert und angepasst werden. Das ist insbesondere der Fall, wenn eine weitere Finanzierung der Betriebsmittel beantragt wird. Die Tilgung dieses Kredites findet nicht in regelmäßigen Rhythmen, wie zum Beispiel monatlich, statt, sondern erfolgt in der Regel je nach Höhe der Einnahmen des Betriebes. Der Zinssatz setzt sich dabei entweder aus dem allgemein gültigen Referenz-Zinssatz und einer Marge des Kreditinstitutes zusammen, oder wird vorher fest vereinbart.

Möglich ist auch ein Referenz-Satz plus eine Zinsobergrenze.

Punkt 11

1.10. Kündigung ist jederzeit möglich

Anders als andere Darlehen können Betriebsmittelkredite in der Regel jederzeit vom Kreditnehmer gekündigt werden. In diesem Fall muss er dem Kreditgeber natürlich die noch ausstehende Summer erstatten.

Punkt 12

1.11. Die Kosten lassen sich von der Steuer absetzen

Ein weiterer Vorteil von Betriebsmittelkrediten ist, dass sich die Kosten der anfallenden Zinsen (natürlich) von der Steuer absetzen lassen. Freiberufler können diese als Werbungskosten aufführen und Unternehmer als Betriebsausgaben.

Punkt 13

1.12. Der Kredit kann auch ohne Sicherheiten gewährt werden

In der Regel werden bei der Beantragung von (Betriebsmittel-)Krediten Sicherheiten wie beispielsweise Vermögen und Immobilien benötigt. Bei Betriebsmittelkrediten gewähren einige Kreditinstitute jedoch auch ohne Sicherheiten einen Kredit, wenn das Unternehmen sehr zuverlässig ist und eine gute Bonität vorweisen kann.

Punkt 14

1.13. Sichere Hilfe in Krisen und bei Schwankungen

Ein Betriebsmittelkredit kann Unternehmen auch in schwierigen Zeiten helfen, Liquiditätsprobleme im Umlaufvermögen zu überbrücken. Insbesondere direkt nach der Unternehmensgründung, in saisonal stark schwankenden Branchen wie dem Tourismus oder auch in Krisen wie der Corona-Pandemie ermöglicht ein Betriebsmittelkredit eine gewisse finanzielle Freiheit für das Tagesgeschäft und hilft die Zeit bis zu den nächsten Einnahmen zu überwinden.

Punkt 15

1.14. Der Kredit ist meist nicht an Verwendung gebunden

Ein Betriebsmittelkredit dient der Finanzierung des Umlaufvermögens. Innerhalb dieses Vermögens sind diese Kredite jedoch in den meisten Fällen nicht an bestimmte Mittel oder Posten gebunden. Das Unternehmen kann den Kredit also für laufende Betriebsausgaben seiner Wahl einsetzen und frei darüber verfügen.

In einigen Fällen sind die Betriebsmittelkredite jedoch ganz konkret zweckgebunden.

Punkt 16

1.15. Beantragung auch bei Online Anbietern möglich

Betriebsmittelkredite können nicht nur bei der Hausbank oder einer Förderbank beantragt werden, sondern mittlerweile auch bei verschiedenen Online Anbietern. Diese sind häufig schneller in der Vergabe des Kredites. Alle benötigten Unterlagen können in diesem Fall in der Regel direkt online eingereicht werden, sodass die Bearbeitungszeit eventuell sogar kürzer ist als bei der klassischen Hausbank.

Allerdings fehlt dabei natürlich der persönliche Kontakt. Zudem müssen vielleicht viel mehr Unterlagen als bei der Kreditaufnahme bei der Hausbank eingereicht werden, da diese ja bereits über viele Unterlagen vom Unternehmen verfügt.

Punkt 17

1.16. Bürgschaften von Förderbanken sind möglich

Wenn ein Betriebsmittelkredit bei einer Förderbank beantragt wird, wird den Kreditnehmern teilweise eine Bürgschaft für das Darlehen angeboten. Dies bedeutet, dass z. B. das jeweilige Bundesland die notwendige Sicherheit stellt und nicht die eventuellen Sicherheiten des Kreditnehmers nicht eingeschränkt werden müssen. Das kann einigen Unternehmern von großem Vorteil sein.

 Punkt 18

1.17. Nachteile vom Betriebsmittelkredit

Bei den vielen Vorteilen gibt es natürlich auch Nachteile eines Betriebsmittelkredites. Diese sind schnell aufgezählt:

  • Meist relativ hoher Zinssatz
  • Weitere Kosten durch Bereitstellungszins, Provisionen und die Bearbeitungsgebühr

Wichtig: Wenn Sie keine konkrete Laufzeit des Betriebsmittelkredites festgelegt haben, sind auch die Zinssätze oft variabel vereinbart. Um böse Überraschungen zu vermeiden sollte deshalt eine Zinsobergrenze vereinbart werden.

Punkt 19

1.18. Videos zum Betriebsmittelkredit

Die Vorteile des Betriebsmittelkredites erläutert

Länge: 2 Minuten

Video: Investitions-, Betriebsmittel- u. Zwischenkredit – was sind die Unterschiede?

Länge: 4 Minuten

Rechtstipp-Video: So funktioniert Unternehmensfinanzierung

Länge: 6 Minuten

Punkt 20

1.19. Fazit zum Betriebsmittelkredit

Ein Kredit – viele Möglichkeiten. Der Betriebsmittelkredit kann für ein Unternehmen eine kluge Zwischenfinanzierungsmöglichkeit im Produktionsprozess darstellen. Wichtig ist dabei, dass die Kosten des Kredites über den Umsatz wieder eingespielt werden.

Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter Bödeker hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und bei einem Kapitalanlageunternehmen (für geschlossene Fonds) ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten.

https://www.geld-welten.de

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