Maschinenbau & Anlagenbau als Arbeitsmarkt und Wirtschaftsmotor in Deutschland
Maschinen und Anlagen „Made in Germany“ erfreuen sich rund um den Erdball über einen sehr guten Ruf. Viele namhafte Unternehmen tummeln sich auf dem globalen Markt und einige unter ihnen tragen auch den Titel „Weltmarktführer“. Mit diesem Begriff wird aber oftmals ein wenig inflationär umgegangen, womit je nach Art der Erhebung zwischen 1.500 und 2.000 Weltmarktführer in Deutschland angeführt werden. Der Weltmarktführer-Index der renommierten Universität St. Gallen in der Schweiz, der strenge Kriterien anlegt, weist hingegen für Deutschland für das Jahr 2017 in Summe 461 Weltmarktführer aus.
Inhalt: Maschinenbau & Anlagenbau als Wirtschaftsmotor in Deutschland
1. Weltmarktführer aus Deutschland
Unter diesen finden sich einige prominente Vertreter aus dem Maschinen- und Anlagenbau: Firmen wie Andritz (6,04 Milliarden Euro Jahresumsatz 2017), der Spezialtiefbaugeräte-Hersteller Bauer (1,59 Milliarden Euro), der Landwirtschaftsgeräte-Produzent Claas (3,63 Milliarden Euro), der Werkzeugmaschinen-Hersteller DMG MORI (2,27 Milliarden Euro), der Pneumatik-Experte Festo (2,64 Milliarden Euro), der Industriegase- und Prozess-Anlagen-Hersteller Linde (16,94 Milliarden Euro), oder die beiden Anlagenbauer Siemens (79,64 Milliarden Euro) und Trumpf (2,80 Milliarden Euro) sind weltweit sehr gut aufgestellt.
1.1. Mittelständische Unternehmen in Deutschland nach Branchen im Jahr 2017
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2. Kleinere Unternehmen auf großer Fahrt
Daneben finden sich in Deutschland auch kleinere Firmen, die aber auf dem Weltmarkt durchaus reüssieren können. In Bereich Anlagen-Technik für die Öl- und Gasindustrie hat sich beispielsweise die PREMA-Service GmbH aus Bad Homburg international (mit Quetschventilen) einen Namen gemacht. Jede und jeder kennt die Bilder von lodernden Fackeln, die an Raffinerien, Pipelines oder anderen Industrieanlagen weltweit anzutreffen sind. Die Herstellung von Fackelanlagen zur raucharmen Beseitigung von brennbaren Gasen ist ein Steckenpferd des Unternehmens, aber auch andere Bereiche, wie die Ventiltechnik und der Bereich Mischtechnik. Deutscher Mittelstand in der Welt.
3. Mehr als 1,3 Millionen Menschen finden Beschäftigung
Zusammengeschlossen sind die Maschinen-und Anlagenbauer im 1892 gegründeten VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V.), der mit etwa 3.200 Mitgliedern den größten Industrieverband Europas darstellt. In Deutschland beschäftigt diese Sparte rund 1,3 Millionen Personen und ist damit der größte industrielle Arbeitgeber. Im Jahr 2018 hat die Branche einen Umsatz von 232 Milliarden Euro erwirtschaftet, die Exportquote lag bei 79,3 Prozent.
3.1. Statistik: Verteilung der mittelständischen Unternehmen in Deutschland nach Anzahl der Beschäftigten im Jahr 2017
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4. 2019 entpuppt sich als schwieriges Jahr
Die ansonsten eher erfolgsverwöhnte Branche musste in diesem Jahr allerdings bereits einige kleine Rückschläge hinnehmen. Schon im April hatte der VDMA die Wachstumsprognose für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau für 2019 von plus zwei auf ein Prozent senken müssen, im Juli schließlich wurde von VDMA-Präsident Carl Martin Welcker dieser Wert um weitere drei Prozent abgeschwächt.
Der Verband erwartet nun für das laufende Jahr einen Rückgang um zwei Prozent. Als Grund wird die abnehmende Investitionslaune in vielen Industriebereichen – vorrangig in der Automobilbranche – genannt. „Neben den deutlich spürbaren zyklischen Abschwächungen ist auch eine Reihe politischer Verwerfungen für die schlechten Aussichten verantwortlich“, betonte Carl Martin Welcker. Damit ist hauptsächlich der Handelsstreit zwischen den USA und China gemeint, der auch für europäische Firmen negative Folgen mit sich bringt.
Internationale Investitionen haben momentan eine rückläufige Tendenz.
5. VDMA-Forderung: Politik muss aktiv handeln
Der leichte Abschwung zeigt sich auch in der rückläufigen Auftragslage. Zwischen Januar und Mai 2019 ging der Auftragseingang auf Jahressicht um neun Prozent zurück. Der Auslastungsgrad im April dieses Jahres wird mit 87,4 Prozent angegeben. Gründe genug, warum der Branchenverband die Politik dazu auffordert, aktiver zu werden.
Neben dem Abschluss weiterer Handelsabkommen, schwerpunktmäßig mit den USA und China, gibt es auch Forderungen hinsichtlich der Förderung der digitalen Infrastruktur und unternehmenseigener Forschungsprojekte in der Industrie. Einmal mehr spricht sich der VDMA für den Breitbandausbau, vor allem in ländlichen Regionen, aus. Die Digitalisierung führt laut dem Verband auch zur Notwendigkeit flexibler Arbeitszeitmodelle.
Daneben müssten Bürokratie und finanzielle Belastungen für Unternehmen (auch in der Produktion) geringer ausfallen: „Wir brauchen eine echte steuerliche Entlastung, wie andere Industrieländer sie bereits haben“, forderte VDMA-Präsident Carl Martin Welcker in einem „Handelsblatt“-Artikel. Trotzdem bereitet die aktuelle Situation und die deutsche Entwicklung in der Zukunft den Verantwortlichen (noch nicht) allzu große Sorgen. „Den Maschinenbauern ist vor einem normalen Abschwung nicht bang, wir können mit dem Auf- und Ab in Konjunkturzyklen gut umgehen“, so der VDMA-Präsident.