Ratgeber: Anleihen einfach erklärt – Grundlagen, Chancen & Risiken
Anleihen, auch Rentenpapiere, Pfandbriefe, Bankschuldverschreibungen oder Bonds genannt, erfreuen sich bei informierten Privatanlegern einer hohen Beliebtheit.
Viele Anleihen können als sichere Anlagen gelten, obwohl ihre Rendite deutlich höher als die von Bankeinlagen ausfällt. Doch besonders hoch verzinste Anleihen gehen meist mit einem entsprechendem Risiko einher - zu verschenken hat bekanntlich niemand etwas.
Lesen Sie hier, was Sie bei der Geldanlage in Anleihen berücksichtigen sollten. Lassen Sie sich dabei nicht von der Vielfalt der Anleihen entmutigen – mit der Zeit werden Ihnen die unterschiedlichen Formen problemlos vertraut.
1. Was ist eine Anleihe?
Sie als Käufer einer Anleihe besitzen gegenüber dem Herausgeber dieser Anleihe (Emittent) eine Geldforderung – den Rückzahlungswert zu einem bestimmten Datum, an dem die Anleihe ausläuft. Darüber hinaus beinhaltet der Besitz einer Anleihe meist das Recht auf Zinszahlungen, ausgedrückt im sogenannten Kupon.
Sie können viele Anleihen als Privatanleger über bestimmte Börsenplätze erwerben und börsentäglich wieder verkaufen (Experten raten oft dazu, die Anleihen in aller Regel bis zum Auslaufen zu halten). Ein großer Teil des Anleihehandels verläuft allerdings außerbörslich.
Tipp
Es tummeln sich viele Fachbegriffe bei der Beschreibung und Bewertung von Anleihen. Wir führen Sie hier in die grundlegenden Begriffe ein, möchte diese Einführung aber knapp halten und nicht auf jede Sonderform eingehen. Unser Rat: Falls Fragen zu Begriffen oder Anleihetypen bei Ihren eigenen, weitergehenden Kaufrecherchen entstehen, nutzen Sie wikipdedia.de oder eine KI wie ChatGPT oder Perplexity – dort finden Sie fast immer sofort eine verständliche Erklärung zum gesuchten Begriff.
Details und Erläuterungen zu allen Punkten im weiteren Artikel.
1.1. Herausgeber
Man unterscheidet drei Herausgeber von Anleihen:
- Öffentliche Anleihen von Staaten oder Kommunen
- Bankschuldverschreibungen oder Pfandbriefe von Kreditinstituten zur Refinanzierung Ihrer Kreditgeschäfte
- Unternehmensanleihen von Firmen zur Finanzierung Ihrer Geschäfte. Die Finanzierung über Anleihen ist für Firmen günstiger und einfacher als die Aufnahme eines Kredites bei einer Bank.
1.2. Laufzeiten
Man klassifiziert die folgenden Anleihelaufzeiten:
- kurzfristig (bis 4 Jahre)
- mittelfristig (4 bis 8 Jahre)
- langfristig (mehr als 8 Jahre)
1.3. Fachjargon
Folgende Fachbegriffe finden Sie bei der Recherche nach der geeigneten Anleihe:
- Nominalwert/Kurswert:
Der Nominalwert (auch Nominal genannt) ist der Festbetrag, der zum Ablauf der Laufzeit der Anleihe – meist zu 100 % – an den Inhaber ausbezahlt wird. - Kurs
Der Kurs oder Kurswert einer Anleihe wird in Prozent zu diesem Nominalwert angegeben. Beispiel: Wird die Anleihe für nominal EUR 10.000,– gekauft – mit einem Kupon von 5 % und einem Kurs von 99 % –, dann zahlt der Käufer nur EUR 9.900,– , da er hierfür nur den aktuellen Kurswert (99 %) zahlen muss (Kaufpreis: EUR 10.000,– x 99 % = EUR 9.900,– ). Die jährliche Zinszahlung beträgt EUR 500,– , richtet sich also nach dem Nominalwert.
Wichtig: Sie können nur ein ganzzahliges Vielfaches dieses Nominalwertes kaufen. Beispiel: Eine Anleihe hat ein Nominal von 1.000 Euro und einen Kurs von 90. Das heißt, eine Anleihe kostet 900 Euro. Wenn Sie 10 dieser Anleihe zu „Kurs“ 90 kaufen, müssen Sie 9.000 Euro bezahlen.
Bundesanleihen haben oftmals eine Nominale von 0.01 Euro – sie können also beliebige Beträge investieren. - Geld
Ein Kaufangebot, das vorliegt - Brief
Ein Verkaufsangebot, das vorliegt
Die Spanne zwischen Geld und Brief nennt sich Spread. Je kleiner dieser ist, umso marktgängiger (liquider) ist dieser Titel. - WKN / ISIN
Identifizierungsnummern der Anleihe - Emittent
Unternehmen / Institution, welche die Anleihe ausgegeben hat. Dessen Bonität zählt für die Risikobewertung der Aktie. - Bond-Typ
Art der Anleihe (siehe Kasten oben) - Kupon
Zinssatz vom Nennwert, der als Zins gezahlt wird - Kupon-Typ
Art der Zinszahlung, meist fest, d.h. jährlich zu einem festen Termin - Nächster Kupon-Termin
Datum der nächsten Zinszahlung - Kupon-Periode
Häufigkeit der Zinszahlung, meist 1 Jahr - Fälligkeit
Zu diesem Zeitpunkt zahlt das Unternehmen den Nennwert (Nominal-Wert) der Anleihe an den Besitzer der Anleihe. - Stückzinsen
Nehmen wir an, die nächste Zinszahlung ist in einem halben Jahr. Dann müssen Sie als Käufer der Anleihe zusätzlich zum Kurswert dem Verkäufer die bis heute angefallen Zinsen zahlen. Dies wird als Stückzins in Prozent vom Nominalwert ausgedrückt. Sie müssen diesen Betrag zusätzlich zum Kurswert beim Kauf entrichten. - Duration
Dieser Wert beschreibt die mittlere Kapitalbindungsdauer in Jahren.
2. Rendite von Anleihen
Die Rendite einer Anleihe setzt sich aus den ausgezahlten Zinsen und der Kursveränderung während der Laufzeit zusammen.
Rechenbeispiel:
- Die Zinsen werden in Prozent zum Nennwert (Nominal) angegeben. Wenn dieser 1.000 Euro beträgt und der Zinssatz 5, dann bedeutet das eine (meist jährliche) Zinszahlung von 50.- Euro.
- Aber der Preis, zu dem Sie diese Anleihe kaufen, wird oftmals vom Nominalwert abweichen. Kostet die Anleihe zum Beispiel 1.100 Euro (Kursangabe im Internet: 110), bedeuten die 5% Zinsen (also die 50 Euro) auf den Nennwert eine reale Verzinsung auf Ihren Kapitaleinsatz von nur noch 4,55 Prozent.
- Die Renditeangabe im Internet berücksichtigt dann noch den Wertverlust bei der Kapitalrückzahlung (bei unserem Beispiel erhalten Sie ja zur Fälligkeit nur 1.000 Euro, wenn Sie die Anleihe bis zum Ende halten), verteilt auf die Jahre bis zum Auslaufen der Anleihe. (ISMA-Methode).
3. Besicherung von Anleihen
Anleihen verbriefen keinen Anteil am Unternehmen wie z.B. Aktien. Aber sie sind manchmal extra besichert. Folgende Hauptfälle finden sich:
- ''Pfandbriefe'' sind meist durch Grund und Boden gesichert.
- ''Schiffspfandbriefe'' sind durch Hypotheken auf Schiffe gesichert
- ''Unternehmensanleihen'' werden durch das Unternehmensvermögen (z. B. Maschinen, Grundstücke, Immobilien) besichert
- ''Patronage'' bedeutet, dass ein Bürge für die Schulden einsteht (z. B. ein Mutterunternehmen für eine Tochtergesellschaft)
- ''nachrangige Anleihen'' sind ebenfalls durch das Unternehmensvermögen gesichert, jedoch werden zuerst die anderen Schuldner bedient und erst dann die Käufer nachrangiger Anleihen.
- ''Staatsanleihen'', z. B. Bundesanleihen, sind dagegen nicht besicherte Anleihen.
4. Risikoklassen und Ratings
Wenn es um Anleihen geht, ist eine der wichtigsten Fragen, die Sie sich stellen sollten: Wie sicher ist meine Investition? Hier kommen die sogenannten Risikoklassen und Ratings ins Spiel. Diese helfen Ihnen, die Bonität des Herausgebers einer Anleihe und damit die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls besser einzuschätzen. Doch was genau bedeuten diese Ratings, und wie nutzen Sie diese Informationen zu Ihrem Vorteil?
4.1. Was sind Bonitätsratings?
Bonitätsratings sind Bewertungen, die von spezialisierten Ratingagenturen wie Moody's, Standard & Poor's (S&P) oder Fitch vergeben werden. Diese Bewertungen geben Auskunft über die Kreditwürdigkeit eines Schuldners – sei es ein Unternehmen oder ein Staat. Die Ratings reichen von AAA (hervorragende Bonität) bis hin zu D (Zahlungsausfall).
Ratingcodes
- AAA: Sicherer Schuldner sehr geringes Risiko
- AA Sichere Anlage, wenn auch leichtes Ausfallrisiko
- A Die Anlage ist sicher, falls keine unvorhergesehenen Ereignisse die Gesamtwirtschaft oder die Branche beeinträchtigen
- BBB Zahlungsfähiger Emittent, geringes Ausfallrisiko
- BB Derzeit noch zahlungsfähig, mittleres Risiko
darunter sollten sie ohnehin nicht kaufen, schon in B wird es wackelig.
Ein hohes Rating wie AAA oder AA signalisiert, dass das Risiko eines Zahlungsausfalls äußerst gering ist. Solche Anleihen werden oft als "sichere Häfen" betrachtet, eignen sich jedoch eher für konservative Anleger, da sie oft eine niedrigere Rendite bieten. Niedrige Ratings wie BB oder schlechter werden als "High-Yield"- oder "Junk-Bonds" bezeichnet. Sie locken mit hohen Zinsen, bergen aber ein erhebliches Risiko.
4.2. Hinweise zur Risikobewertung
Die Wahl der richtigen Anleihe hängt von Ihrer Risikobereitschaft ab. Hier sind einige Tipps, wie Sie Ratings sinnvoll nutzen können:
- Diversifikation: Setzen Sie nicht alles auf eine Karte. Verteilen Sie Ihr Kapital auf verschiedene Emittenten und Bonitätsklassen.
- Eigenes Risiko einschätzen: Wenn Sie ein sicherheitsorientierter Anleger sind, sollten Sie Anleihen mit einem Rating von BBB oder höher bevorzugen.
- Aktuelle Entwicklungen beachten: Ratings sind nicht statisch. Informieren Sie sich regelmäßig, ob sich die Bonität eines Emittenten geändert hat. Eine Herabstufung kann zu Kursverlusten führen.
Ratings allein sind jedoch nicht alles. Auch andere Faktoren wie die wirtschaftliche Lage des Emittenten und externe Ereignisse, z. B. politische Krisen, können eine Rolle spielen.
Nutzen Sie zur Ermittlung des Ratings gerne unser Formular:
5. Anleihevielfalt
Eine bunte Wiese: Formen von Anleihen
Anleihen gibt es in den unterschiedlichsten Ausstattungsmerkmalen. Von daher fällt ein direkter Vergleich oft schwer.
- Standardanleihe
Auch Festzinsanleihe oder Straight Bonds genannt. Sie hat eine feste Verzinsung pro Jahr während der gesamten Laufzeit. Die Rückzahlung des Nennwertes erfolgt zu einem festen Termin (so der Emittent zahlungsfähig ist J. Dies ist zum Glück die häufigste Anleiheform. - Stufenzinsanleihen
Bei diesen Anleihen steigt der Zins von Jahr zu Jahr. Beispiel: Bundesschatzbriefe. - Tilgungsanleihe
Hier erfolgt die Rückzahlung ab einem bestimmten Termin über einen gewissen Zeitraum. Per Los wird ermittelt, wer wann sein Geld innerhalb dieses Zeitraumes zurück erhält. - Annuitätenanleihen
Hier erfolgt die Tilgung innerhalb der Laufzeit zu gleichen Jahresraten. - Perpetuals
Diese Anleihen werden nie getilgt sondern nur verzinst. - Anleihen mit flexiblem Nominalzins
Bei diesen Anleihen orientiert sich die Verzinsung an bestimmten Indizes wie zum Beispiel dem LIBOR. Es können Höchst- und Mindestverzinsungen geregelt sein.
5.1. Staatsanleihen
Staatsanleihen der Bundesrepublik Deutschland, auch Bundesanleihen, Bundesobligationen oder Bundeswertpapiere genannt, kaufen Sie genau wie Anleihen anderer Länder über Ihr Depot. Staatsanleihen aus Deutschland gelten als eine der sichersten Anleihe-Anlagen der Welt.
Grundlegende Tipps
- Gehen Sie nach der „Buy and Hold“-Strategie vor: Halten Sie die Staatsanleihen bis zur Rückzahlung des Nominalwertes. Dann gehen Sie kein Kursrisiko ein. Für den Privatanleger ist das in aller Regel die beste Vorgehensweise.
- Beschränken Sie sich bei den Laufzeiten auf bis zu 10 Jahre, 30-jährige Anleihen sind m. E. nach nicht zu empfehlen, zu viel kann in dieser Zeit passieren.
Arten von Bundeswertpapieren
Kommen wir zu den beliebtesten Anleihen in Deutschland. Bundeswertpapiere werden mit Laufzeiten von 12 Monaten bis hin zu 30 Jahren regelmäßig ausgegeben. Dadurch bilden permanent ca. 80 in Umlauf befindliche, handelbare Bundeswertpapiere eine breite Auswahl an Laufzeiten und Rendite. Die aktuellen Möglichkeiten von Bundesanleihen bis Grünen Bundeswertpapieren finden Sie unter deutsche-finanzagentur.de.
5.2. Korridor-Anleihen – unsichere Rendite
Banken denken sich immer wieder neue Finanzprodukte aus, um Anlegern neue Angebote präsentieren zu können. Korridor-Anleihen gehören zu dieser Art von Modeprodukten. Bei Ihnen erhält der Anleger eine - zumeist attraktive - Verzinsung, wenn sich der zugrunde liegende Basiswert innerhalb der Laufzeit in den Grenzen eines vorgegebenen Korridors bewegt. Eine schwer einschätzbare Kalkulation.
Beispiel für eine Korridor-Anleihe
Eine typische Korridor-Anleihe ist eine Dax Kupon-Anleihe, die innerhalb eines 6-jährigen Zeitraumes eine attraktive Rendite, sagen mir mal 3,5 Prozent, verspricht, wenn sich der Dax zum Beispiel innerhalb eines Spielraumes von 3.000 Punkten bewegt. Die jährliche Rendite wird nur dann ausgezahlt, wenn sich der Schlusskurs des Daxes an keinem Tag des Jahres außerhalb dieses Korridors bewegt.
Sollte er nur einen Punkt an einem Tag darüber oder darunter liegen, entfällt die Rendite für das jeweilige Jahr. In der Regel garantiert die Bank die volle Rückzahlung des Kapitals am Ende der Laufzeit.
Ein weiterer Nachteil von Korridor-Anleihen besteht darin, dass Sie als Anleger einen Ausgabeaufschlag, zum Beispiel in Höhe von 2 Prozent, zu Beginn zahlen müssen. Dieses Geld ist Ihrer Bank schon mal sicher :-)
Einschätzung: Korridor-Anleihen besitzen Wettcharakter und sind nur für Zocker-Typen geeignet. Sicherheitsbewusste Anleger können zum Beispiel in unserem Festgeldvergleich nach alternativen Geldanlagen suchen.
5.3. Wandelanleihen
Wandelanleihen sind zunächst einmal Wertpapiere mit einem festen Zins. Dieser Zinssatz ist meist niedriger als der Marktschnitt für Zinspapiere derselben Risikoklasse. Dafür dürfen die Anleihen am Ende der Laufzeit in Aktien des Unternehmens zu einem vorher festgelegten Kurs umgewandelt werden (zu wandeln - daher der Name). Muss man aber nicht, stattdessen können Sie (bei einem niedrigeren Börsenkurs der Aktie gegenüber dem Kurs auf der Wandelanleihe) die Wandelanleihe zum Nennbetrag bei Auslaufen an das Unternehmen zurückgeben (wenn das Unternehmen dann nicht insolvent ist).
Wandelanleihen sind nicht sehr liquide.
Es kommt auf den Einstiegszeitpunkt an - sind die Börsen unten, das Unternehmen dennoch stabil und solvent, ist es eine interessante Anlage. Wenn sich die Börsen erholen, können schöne Kursgewinne eingestrichen werden.
Anders bei Aktienanleihen: Diese sind meist höher verzinst, hier hat aber der Emittent das Recht, am Ende der Laufzeit zu bestimmen, ob er den Nennwert zurückzahlt oder mit Aktien bezahlt.
Darüber hinaus existieren viele Zwischenformen - ein unübersichtliches Geschäft. Die Anlagebeträge sind in der Regel höher. Daher: Eher etwas für größere Depots mit professioneller Verwaltung.
Es gibt auch Wandelanleihenfonds, hier muss man sich um nichts kümmern - aber die Gebühren der Fonds drücken die Rendite oftmals nach unten.
Wandelanleihen erwerben Sie über Ihr Depot, eine sorgfältige Analyse der Bedingungen der jeweiligen Wandelanleihe ist unumgänglich.
5.4. Unternehmensanleihen
Prinzipiell gilt, dass Unternehmensanleihen von der Sicherheit her hinter Papieren des Bundes sowie der Landesbanken einzuordnen sind. Darum werfen sie in aller Regel auch höhere Zinsen ab. Anders als bei Aktien erwerben Sie aber mit einer Anleihe keinen Besitzanspruch an das emittierende Unternehmen.
Nehmen Sie nur Papiere, die ein gutes Rating haben. Unternehmen mit fragwürdigen Ratings locken höhere Renditen, aber auch ein unbequemes Risiko.
Es ist natürlich immer möglich, dass Unternehmen trotz A-Wertung in Schwierigkeit kommen oder während der Laufzeit abgewertet werden.
In der Regel liegen die Zinsen 1-2 Prozent über den von Bundesanleihen. Kauf und Verwahrung erfolgt wie immer über Ihr Depot.
5.5. Pfandbriefe
Pfandbriefe unterstehen besonderen gesetzlichen Aufsichts- und Sicherungsbestimmungen und können, Immobilienkrise hin oder her, als recht sicher angesehen werden. Dafür bieten sie oft ein halbes Prozent mehr Rendite als Bundesanleihen.
Schuldner sind hier Hypotheken- oder Landesbanken, die damit meist Immobilienkredite finanzieren. Sie können Pfandbriefe über Ihr Depot kaufen und verwahren.
5.6. Inflationsgeschützte Anleihen
Haben Sie sich jemals gefragt, wie sicher Ihre Rendite vor der Inflation ist? Die Inflation nagt an der Kaufkraft Ihres Geldes und kann insbesondere bei festverzinslichen Anlagen wie Anleihen eine Gefahr darstellen. Inflationsgeschützte Anleihen bieten hier eine clevere Alternative.
Diese speziellen Anleihen, auch Indexanleihen genannt, passen ihre Zinszahlungen und/oder den Rückzahlungsbetrag an die Inflation an. Das bedeutet, dass sowohl Ihre laufenden Erträge als auch Ihr eingesetztes Kapital vor der schleichenden Entwertung geschützt sind.
Beispiel:
- Eine inflationsgeschützte Anleihe hat einen Nennwert von 1.000 Euro.
- Die Inflation beträgt im Jahr 3 %.
- Nach einem Jahr wird der Nennwert auf 1.030 Euro angepasst. Die Zinsen berechnen sich dann auf dieser Basis.
Vor- und Nachteile von inflationsgeschützten Anleihen
Vorteile:
- Schutz vor Kaufkraftverlust: Ihre Rendite bleibt real positiv.
- Planbarkeit: Ideal für langfristige Anleger, die Wert auf Stabilität legen.
Nachteile:
- Oft niedrigere Grundrenditen im Vergleich zu klassischen Anleihen.
- Komplexere Struktur: Nicht alle Anleger finden die Mechanik auf Anhieb verständlich.
Praxis-Tipps
- Informieren Sie sich über den zugrunde liegenden Inflationsindex. In Deutschland ist dies häufig der Verbraucherpreisindex (VPI).
- Vergleichen Sie verschiedene Anbieter. Inflationsgeschützte Anleihen werden von Staaten wie Deutschland, den USA oder Großbritannien ausgegeben. Jeder Markt hat seine Eigenheiten.
- Beachten Sie die Kosten: Manche Anbieter verlangen höhere Gebühren für inflationsgeschützte Produkte.
6. Risiken / Chancen von Anleihen
Da der Anleihemarkt sehr bunt ist und die Anleihen teilweise sehr individuelle Bedingungen enthalten, haben sie manchmal ebenso spezifische Risiken. Allgemein kann gesagt werden, dass es immer ein gewisses Ausfallrisiko für die Rückzahlung der Anleihe gibt: Sie können einen Totalverlust erleiden.
Generell gilt: Je höher die Rendite einer Anleihe, umso höher schätzt der Markt das Risiko für die Rückzahlung ein. Sie finden auf einigen Portalen (z.B. bondboard.de) Bonitätseinschätzungen für Anleiheemittenten. Hier müssen Sie selbst entscheiden, welche Prioritäten sie setzen (siehe Test zum Anlegertyp). Im Beitrag „der erste Kauf“ erhalten Sie Hinweise für ihren ersten Anleihekauf.
Kursrisiko / -chance
Wenn Sie die Anleihen bis zum Ende halten (und dazu rate ich in der Regel), können Sie genau berechnen, wie hoch Ihr Kursgewinn / ihr Kursverlust sein wird. Sie können somit genau vergleichen, welche Anleihe zu welchen Konditionen welche Rendite erbringt.
Allgemein gilt für Zinsänderungen an den Märkten:
- Fällst das Zinsniveau am Markt, steigen die Preise der Anleihen (da diese ja einen festen Kupon besitzen, der sich auf den Nominalwert bezieht).
- Steigen die Zinsen, fallen die Preise für Anleihen.
- Je länger die Restlaufzeit einer Anleihe, umso stärker wirken sich Zinsveränderungen auf den Kurs aus.
Währungsrisiko
Bei Anleihen aus dem Ausland liegt ohnehin öfters ein höheres Risiko vor, da Sie die Bonität des Anleiheherausgebers (Emittent) nicht so gut beurteilen können. Und ist die Anleihe noch in einer anderen Währung aufgelegt, kommt das Währungsrisiko hinzu. Mein Rat von daher: Finger weg von diesen Anleihen!
7. Anlagetipps zu Anleihen kurz gefasst
Fünf Jahre +
Anleihen kommen für Anleger infrage, die langfristig anlegen wollen und Wert auf ein diversifiziertes Portfolio legen.
ETF als Basisinvestment
Einsteigern in die Welt der Anleihen und Rentenpapiere sei ein Indexfonds (ETF) mit Staatsanleihen der Euroländer empfohlen. Ein ETF auf Unternehmensanleihen kann zur Renditeerhöhung beigemixt werden. Der Vorteil von Fonds im allgemeinen ist die breite Streuung der Geldanlage.
Risiko anziehende Zinsen
Wenn sich der Markt nach einer Niedrigzinsphase dreht und die Zinsen steigen, werden Inhaber von vielen Rentenpapieren Kursverluste erleiden.
Risiko Totalverlust
Wenn der Emittent Insolvenz anmelden muss, kann es sein, dass Sie einen Großteil oder sogar Ihre gesamte Geldanlage in die Anleihe verlieren.
Festgeldvergleich
Vergleichen Sie die Rendite Ihrer Wunschanleihe mit der von Festgeld entsprechender Laufzeit. In Zeiten von Mini-Anleihezinsen ist Festgeld oft die bessere Wahl.
- Siehe: Aktuelle Festgeld-Zinsen
8. Besteuerung von Anleihen
Die Rendite einer Anleihe ist nicht das Einzige, worauf Sie achten sollten. Wie so oft im Leben gilt: Was netto übrig bleibt, zählt. Deshalb ist es wichtig, sich mit der Besteuerung von Anleihen auseinanderzusetzen. In Deutschland fallen auf Einkünfte aus Anleihen verschiedene Steuern an.
8.1. Abgeltungssteuer
Seit 2009 unterliegen Kapitalerträge in Deutschland der Abgeltungssteuer. Dazu zählen auch Zinsen aus Anleihen. Die Steuer beträgt 25 % zuzüglich Solidaritätszuschlag (5,5 % auf die Steuer) und ggf. Kirchensteuer. Die tatsächliche Belastung kann daher bis zu 27,99 % betragen.
Ein Beispiel:
- Sie erhalten Zinsen aus einer Anleihe in Höhe von 1.000 Euro.
- Nach Abzug der Abgeltungssteuer und des Solidaritätszuschlags bleiben Ihnen etwa 735 Euro (ohne Kirchensteuer).
8.2. Steuerfreibetrag nutzen
Ein Lichtblick: Jeder Steuerzahler in Deutschland hat einen Sparer-Pauschbetrag. Zinsen aus Anleihen sind bis zu diesem Betrag steuerfrei.
Singles können bis zu 1.000 Euro, Ehepaare bis zu 1.000 Euro an Kapitalerträgen steuerfrei einnehmen. Um diesen Freibetrag zu nutzen, müssen Sie bei Ihrer Bank einen Freistellungsauftrag einreichen. Den Freibetrag können Sie auf mehrere Konten aufteilen. So können Sie sicherstellen, dass Zinserträge bis zur Höhe des Pauschbetrags ohne Steuerabzug ausgezahlt werden.
Tipp: Stellen Sie sicher, dass Sie Ihrer Bank einen Freistellungsauftrag erteilen, um den Pauschbetrag auszunutzen.
8.3. Stückzinsen
Eine Besonderheit bei Anleihen ist die Besteuerung der sogenannten Stückzinsen. Beim Kauf einer Anleihe zahlen Sie dem Verkäufer die seit dem letzten Zinstermin angefallenen Zinsen. Diese können Sie jedoch in Ihrer Steuererklärung geltend machen und somit Ihre Steuerlast mindern.
Anleihen kaufen? Ganz einfach mit diesen drei Schritten
Alles Neue ist erst einmal schwierig. Der Markt für festverzinsliche Wertpapiere ist unübersichtlich. Banken nennen oft nur auf direkte Anfrage die Möglichkeit der Anlage in (ihnen wenig Provision bringende) Anleihen. Außerdem konkurrieren die Wertpapiere anderer Emittenten mit den Sparangeboten des eigenen Hauses.
Von daher sind Sie auf sich selbst angewiesen, im Anleihendickicht die Perlen zu entdecken.
Lesen Sie hier, wie einfach es ist, in 3 Schritten Anleihen zu kaufen - auch ohne ein Finanzprofi zu sein!