Aktien lange halten: Warum das meist gilt und wann Sie verkaufen sollten
Der Aktienkauf will gut überlegt und wohl recherchiert sein. Wenn man von dem Geschäftsmodell des zugrundeliegenden Unternehmens überzeugt ist, der Kurs im Verhältnis zu Gewinn und Eigenkapital nicht allzu hoch liegt und ich das Geld für meinen Investitionseinsatz lange Zeit nicht benötige, steht einem Aktienkauf nichts im Wege.
Danach stellt sich die Frage nach dem optimalen Verkaufstermin. Generell raten wir, stets mit Stop-Loss zu arbeiten, um Verluste zu begrenzen und Gewinne abzusichern. Doch dieser gewährt nur in manchen Fällen die Sicherheit, die von ihm auszugehen scheint. Warum heißt es stattdessen eigentlich überall, dass man Aktien lange halten sollte?
Mark Hirschey, Warren Buffett KU Visit, CC BY-SA 2.0
1. Vorbild Warren Buffett
Seinen ersten großen Deal machte Warren Buffett 1962 mit den Aktien von American Express. Er hielt das Unternehmen für stark, den Kurs aber ebenfalls für hoch. Da kam ihm ein Skandal, der den Kurs der Aktien von einem Tag auf den nächsten nahezu halbierte, genau richtig. Er griff ordentlich zu und erzielte in der anschließenden Erholungsphase mit seinem Anteil an Amex über mehrere Jahre viele Millionen Dollar Gewinn.
1.1. Der Guru kauf gern sicher
Warren Buffett bevorzugt es, „Gewissheiten mit Abschlag“ zu kaufen. In diese Kategorien fallen für ihn Aktien, deren positive Geschäftsentwicklung für ihn einigermaßen vorhersehbar ist und die im Verhältnis zu den rosigen Zukunftsaussichten noch verhältnismäßig günstig zu haben sind. Das ist leider selten der Fall, wie er betrübt gesteht. Vor allem mangelt es an gesichertem Wissen um erfolgreich die zukünftige Entwicklung einschätzen zu können.
1.2. ... und Aktien, die er begreift
Man sagt, Warren Buffett kaufe nur die Aktien, deren Geschäftsmodell er vollkommen verstehe. Er nennt dies seinen „Kompetenzradius“. Augenmerk legt er zudem auf
- geringe Schulden,
- hohe Kapitalrendite und
- ein kompetentes Führungsteam
des Unternehmens.
An den Wert und an die Ergebnisse von Unternehmen zu denken und nicht an den Preis der Aktie, das trenne den Spekulanten vom Anleger, so das große Vorbild für Investoren weltweit.
1.3. Jeder Aktie die benötigte Zeit geben
Wenn Warren Buffett errechnet, dass eine Aktie an der Börse unter Wert gehandelt wird, dann investiert er. Teilweise massiv. Er betont: „Der Preis ist das, was man bezahlt. Der Wert ist das, was man dafür bekommt.“
Sein Kalkül: Der Preis nähert sich über die Jahre dem wahren Wert an. Das hat bei ihm sehr häufig funktioniert. Sein Credo dabei: Geduld! Buffett gibt einer Aktie Zeit, ihr Potenzial zu entfalten.
"Aktionäre sind dumm und frech: Dumm, weil sie Aktien kaufen, und frech, weil sie dann auch noch Dividende haben wollen."
Carl Fürstenberg,1850 – 1933, deutscher Bankier, Inhaber der Berliner Handelsgesellschaft
2. Unsicherheitsfaktor Stop-Loss
Auch Buffett hasste Verluste und hat als seine erste Regel „Niemals Geld verlieren“ ausgerufen. Eine Absicherung, allzu sehr in die Verlustzone zu geraten, liegt im Setzen eines Stop-Loss.
Wie funktioniert so ein Stop-Loss? Der Anleger legt in seinem Depot einen entsprechenden Wert fest, ab dem eine unlimitierte Verkaufsorder zu dem jeweiligen Wertpapier ausgelöst wird.
Bei marktgängigen Titeln und wenn keine Panikreaktionen vorliegen, sollte die Aktie dann in der Nähe des Stop-Loss verkauft werden. Doch Garantien gibt es dafür keine. Bei „marktengen“ Aktien kann der erzielte Preis deutlich unter dem Stop-Loss liegen.
"An der Börse hat's gekracht,
Da hab ich aus meinen Aktien den Kindern Drachen gemacht.
Ich zog mit ihnen zu Felde wo sanft die Lüfte wehen,
Dort konnt' ich meine Aktien noch einmal steigen sehen."
Autor: Unbekannt
Gedicht zur Finanzwelt aus dem Jahr 1929
3. Besser: gründlich recherchieren und lange halten
Der Stop-Loss ist also eine manchmal nur trügerische Sicherheit und hat natürlich keinerlei Einfluss darauf, ob ich mir eine „gute“ Aktie ins Depot gelegt habe. Besser ist es, erfolgversprechende Aktien ins Depot zu legen, diese lange zu halten und nicht mehr auf die täglichen Kursschwankungen zu achten.
Das gilt natürlich nicht für alle Aktien, sondern nur für sogenannte Qualitätsaktien. Aktien, deren Geschäftsmodell Sie verstehen und die über gute fundamentale Werte verfügen.
Oder setzen Sie auf sogenannte Dividendenaristokraten:
Was sind Dividenden Aristokraten?
3.1. Mit der Dividenden Aristokraten Liste den Kurs in Richtung Anlageerfolg setzen
Nach wie vor halten die Deutschen Ihr Geld zum großen Teil in niedrig bis gar nicht verzinsten Geldanlagen. Hauptsächlich ist dies einer risikoaversen Grundeinstellung gepaart mit anlagespezifischer Faulheit zu "verdanken". Dabei liegt die Lösung für ein Depot mit gesundem Risiko/Chancen-Verhältnis nur wenige Klicks in Form von ETF gepaart mit einer festverzinslichen Geldanlage nicht fern.
Wer darüber hinaus noch etwas mehr aus seiner Geldanlage herausholen möchte, sollte sich einmal das Prinzip der Dividenden Aristokraten anschauen. Wir beantworten die Frage "Was sind Dividenden Aristokraten?" und zeigen, wie man diese Liste für sein Depot findet.
Wie man Qualitätsaktien mit eigener Strategie ermittelt, stellen wir im folgenden Artikel vor:
Mit Aktien Geld verdienen - die 7 besten Strategien
Das Auf und Ab an der Börse erscheint für viele Menschen unkalkulierbar. Dennoch haben Wissenschaftler Strategien entwickelt, welche die Erfolgswahrscheinlichkeit bei der Aktienanlage deutlich erhöhen.
In diesen Artikel listen wir die sieben renommiertesten Strategien der Aktienanlage und erläutern diese so, dass jeder sie anwenden kann. Plus grundlegende Investmentregeln und Tipps für den Einstieg als Daytrader.
"An der Börse sind 2 mal 2 niemals 4, sondern 5 minus 1. Man muss nur die Nerven haben, das minus 1 auszuhalten."
André Kostolany, berühmter Investor
4. Geld-Welten Empfehlung
Kaufen Sie nur Qualitätsaktien. Überprüfen Sie von Zeit zu Zeit, ob die Firmen weiterhin die von Ihnen zugrunde gelegten Qualitätskriterien erfüllen. So das der Fall ist und die Aktie weiter Potenzial aufweist, können Sie die Aktien beruhigt weiter halten. Zur Sicherheit sollten Sie weiterhin mit einem Stop-Loss arbeiten und – wenn einmal ein unberechtigter Kurssturz wie bei der Amex-Aktie erfolgte – nach Erreichen des Bodensatzes erneut in diese Aktie investieren.
5. Wie lange heißt "lange halten"
5.1. Typ 1: Der Day-Trader
Es gibt unterschiedliche Aktienanleger-Typen. Wer auf kurzfristigen Gewinn setzt, Trading zum Hobby erkoren und täglich die Börse im Blick hat, sollte die Aktien verkaufen, sobald sich der Gewinntrend umkehrt. Nachziehende Stop-Loss sind hier das Mittel der Wahl, zumindest bei Aktien mit hohen Umsätzen.
5.2. Typ 2: Der langfristig orientierte Anleger
Wer Aktien als langfristige Geldanlage betrachtet sollte einen Anlagehorizont von 10 Jahren plus ins Auge fassen. Egal, welchen Einstiegs- und Ausgangszeitpunkt man mit 10 Jahren Differenz in der Vergangenheit betrachtet: Mit dem Dax hätte man (für Deutschland betrachtet) fast immer Gewinn gemacht.
Wir raten darum wie bei Fonds dazu, fünf Jahre vor dem Zeitpunkt, bevor das Geld aus der Aktienanlage für andere Zwecke benötigt wird, die allgemeine Börsenentwicklung auf dem Aktienmarkt zu betrachten. Ist gerade eine gute Zeit, die Börse vielleicht in der Nähe von Höchstständen, wird vermutlich auch die einzelne Aktie im eigenen Portfolio auf zur Zeit höchstmöglichen Kurs stehen. Dann heißt es: Verkaufen und das Geld für die restliche Zeit in festverzinsliche Anlageformen umzuschichten (Rentenpapiere mit zum benötigten Zeitpunkt passenden Auslaufdatum, Tagesgeld oder Festgeld).
Und was mache ich, wenn die Börse gerade im Tal ist, die Aktienmärkte sich gerade in Krisenstimmung (wie zur Zeit der Corona-Pandemie) befinden? Dann warten Sie einfach noch einige Jahre, bis sich der Markt erholt hat. In den kommenden fünf Jahren sollte sich ein solcher Zeitpunkt für den Verkauf finden. So war es jedenfalls zu fast allen Zeitpunkten in der Vergangenheit.
Wie lange halten Sie Ihre Aktien im Durchschnitt?
Hier die bisherigen Antworten anschauen ⇓
Die bisherigen Stimmen:
Unter 1 Jahr | 22 Stimmen |
1-3 Jahre | 21 Stimmen |
Über 10 Jahre | 21 Stimmen |
5-10 Jahre | 19 Stimmen |
3-5 Jahre | 15 Stimmen |
6. Fazit
Warren Buffett hat es vorgemacht: Im Einkauf liegt der Gewinn. Wer günstige Qualitätsaktien ermittelt, sollte diesen ihre Zeit gönnen, damit sie auch am Börsenparkett den wahren inneren Wert zeigen können. Wer vorher verkauft, verpasst den großen Gewinn. Zudem entstehen keine Kosten für ständiges Handeln (rein in die Aktie, raus aus der Aktie) an den Börsen. Die bisherigen Börsenverläufe zeigen:
Eine lange Haltedauer verringert das Risiko und erhöht die Renditeaussicht.
So ist die Aussage „Aktien soll man lange halten“ zu verstehen.
7. ETF: Die leichtere und erfolgsversprechendere Aktien-Anlage
Kaum ein Privatanleger erzielt mit dem Kauf von einzelnen Aktien langfristig Gewinn. Zu viele Fallen lauern auf dem Weg, zu tief können Einzelwerte fallen. Darum empfehlen wir hier auf Geld-Welten die Aktienanlage in kostengünstige Indexfonds, kurz ETF. Alle Informationen die Sie hierfür benötigen finden Sie in folgendem Artikel:
7.1. Geldanlage in ETF (Indexfonds): Grundlegende Strategie, Tipps und Empfehlungen
In der facettenreichen Welt der Geldanlagen bieten Exchange-Traded Funds (ETFs) eine attraktive Mischung aus Einfachheit, Kosteneffizienz und Diversifikation. Dieser umfassende Artikel beleuchtet die Schlüsselaspekte von ETFs, darunter ihre Funktionsweise, die Vorteile und Risiken sowie die neuesten Trends und technologischen Entwicklungen, die den ETF-Markt prägen. Egal, ob Sie ein erfahrener Investor sind oder gerade erst Ihre Reise in die Welt der Finanzen beginnen, unser Leitfaden wird Ihnen tiefe Einblicke und wertvolle Informationen bieten, um Ihre Investitionsentscheidungen zu informieren und zu optimieren.
In diesem Artikel finden Sie ETF bzw. Indexfonds grundsätzlich erläutert, sicherheitsrelevante Auswahlkriterien, Aufteilungsstrategien, Fondsempfehlungen und kostengünstige Anlagemöglichkeiten.
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Lesen Sie unseren Artikel und legen Sie in Zukunft so an, dass Sie an der Entwicklung des Marktes in Zukunft ohne unnötige Renditekiller partizipieren.