Schulden abbauen – planvoll raus aus der Schuldenfalle
Die Schuldenproblematik in Deutschland wächst, immer häufiger geraten selbst Angehörige der wohlverdienenden Mittelschicht in die Schuldenfalle. Doch auch wenn Ihnen das Wasser noch nicht bis zum Hals steht: Basis Ihres finanziellen Wohlstandes ist die Befreiung von Schulden. Hier finden Sie Wege, wie Sie dies nach einem festen Plan durchführen können.
1. Erster Schritt: "Ich will keine Schulden haben"
Jegliche Form an Zahlungsverpflichtung schränkt ihre finanzielle Freiheit ein. Machen sie sich das voll bewusst und entscheiden sie sich aktiv: "Ich möchte mich von meiner Schuldenlast befreien und werde in Zukunft nur noch sinnvolle Kredite in Anspruch nehmen." Was sinnvolle Kreditaufnahmen sein können? Lesen Sie unsere Beiträge dazu unter "Besser leben".
2. Kleinere Schulden
Wenn es sie noch nicht so arg getroffen hat und sich ihre Schulden auf kleinere Dispoüberziehungen, einen Handyvertrag oder die auf Pump gekaufte Waschmaschine beschränken, bedarf es lediglich des festen Vorsatzes, diese Schulden in den nächsten Monaten abzubauen und keine neuen Konsumschulden aufzunehmen.
Wie ist Ihre momentane Verschuldungssituation?
Hier die bisherigen Antworten anschauen ⇓
Die bisherigen Stimmen:
Ich habe mehr als 12 Monatsnettoeinnahmen Schulden. | 58 Stimmen |
Ich habe zwischen 2 und 3 Monatsnettoeinnahmen Schulden. | 28 Stimmen |
Ich habe zwischen 6 und 12 Monatsnettoeinnahmen Schulden. | 24 Stimmen |
Ich habe zwischen 3 und 6 Monatsnettoeinnahmen Schulden. | 22 Stimmen |
Mein Kontostand ist plus/minus Null. | 11 Stimmen |
Ich habe weniger als 1 Monatsnettoeinnahme Schulden. | 11 Stimmen |
Ich bin nicht verschuldet, habe sogar Guthaben. | 9 Stimmen |
3. Größere Verpflichtungen
Wenn aber nun der Dispo schon über längere Zeit mehrere tausend Euro in den Miesen verbringt und sie sich jeden Monat erneut dabei ertappen, nichts davon abgebaut zu haben, sollten Sie die Aufnahme eines Privatkredites (hier finden Sie einen Vergleich von Angeboten) in Höhe Ihrer Disposchulden überlegen. Wählen Sie eine Laufzeit, bei der sie aufgrund ihrer Finanzplanung (siehe Einnahmen und Ausgaben auflisten) die notwendigen Tilgungsraten leisten können. In Verbindung mit dem festen Vorsatz, keine neuen Konsumschulden zu tätigen, ein probates Mittel, die Last der Dispozinsen und die mentale Belastung eines negativen Kontostandes in den Griff zu bekommen.
4. Schuldenfalle
Von Schuldenfalle spricht man, wenn
- Schulden in verhältnismäßig großer Höhe (im Verhältnis zum Einkommen) bestehen
- Diesen Schulden kein Vermögen gegenübersteht
- Aus dem Einkommen nicht mehr die laufenden Kosten (Zins und Tilgung) geleistet werden können und sich dies auch nicht in absehbarer Zeit ändert.
Früher war dieses Phänomen selten beim normalen Bürger vorzufinden. Es wurde angespart und dann etwas gekauft. Heutzutage, wo man von der Jeans bis zum Kücheneinrichtung alles für Null Prozent finanzieren kann, lockt die Versuchung, erst zu kaufen und dann zu verdienen. Hinzu kommen später oft noch der Kreditvertrag für das Haus und die Finanzierung des Neuwagens. Da wird das Brett schon dünn. Kommt es dann zu einem unvorhergesehenen Absinken des Einkommens (zum Beispiel durch Arbeitslosigkeit, die Geburt eines Kindes etc.) findet man sich unversehens in der Überschuldung - der Schuldenfalle. Steigende Zinsbelastungen, Mahngebühren etc. reißen einen immer tiefer in den Sumpf.
Kein schöner Zustand. Mahnbriefe flattern ins Haus - die Ersten öffnet man ja noch. Dann kostet es immer mehr Überwindung, den Briefkasten zu leeren. Ans Telefon mag man auch nicht mehr gehen. Schließlich landen alle Briefe auf einem großen Haufen oder gleich im Papierkorb. Diese Verzögerungstaktik hält man einige Monate durch, dann droht die Zwangsvollstreckung. Was können Sie nun tun?
4.1. Widerspruch
Bedenken Sie: Nicht alle Forderungen an Sie müssen gerechtfertigt sein. Das Gericht, welches die Zwangsvollstreckung ausführt, prüft nicht die Rechtmäßigkeit der Forderung. Sie haben 14 Tage ab der Zustellung Zeit, Widerspruch gegen den Bescheid zur Zwangsvollstreckung einzulegen. Prüfen Sie also als erstes die Forderungen auf Rechtmäßigkeit.
5. Spätestens jetzt sollten Sie ... Wege zum Schuldenabbau
Wenn Sie mit der Flut an Forderungen und Ansprüchen Ihrer Gläubiger nicht mehr zurecht kommen, sollten Sie als erstes die Schuldnerberatung aufsuchen. Nehmen Sie zum dem Treffen alle notwendigen Unterlagen wie Kontoauszüge, Aufstellung Ihrer Einnahmen und Ausgaben, Mahnbescheide, Kreditverträge etc. mit.
Als erstes wird die Schuldnerberatung die Forderungen an Sie auf Berechtigung prüfen. Es tut dem verzweifelten Schuldner meist sehr gut, mit jemand Professionelles seine Sorgen besprechen zu können und jemanden gegenüber zu sitzen, der es gut mit einem meint.
Im nächsten Schritt versucht der Schuldnerberater, Zwangsmaßnahmen gegen Sie zu stoppen. Parallel dazu wird ein Plan erarbeitet, wie Sie aus den Schulden herauskommen können. Er wird Ihnen Sparmaßnahmen vorschlagen und eventuell versuchen, einen Schuldenschnitt zu erreichen. Denn oftmals sind die Schulden bei Menschen, welche Schuldnerberatungsstellen aufsuchen, nicht mehr auf normalem Wege zu bewältigen. Als letztes steht dann noch die Möglichkeit der Privatinsolvenz offen.
Und dann gibt es da noch zwei bewährte Methoden zum Schuldenabbau:
5.1. Schneeballmethode
Die Schneeballmethode, populär gemacht durch den Finanzberater Dave Ramsey, folgt einem einfachen Prinzip: Man beginnt mit der Tilgung der kleinsten Schulden zuerst, unabhängig vom Zinssatz. Sobald die kleinste Schuld vollständig beglichen ist, wendet man den Betrag, der zur Tilgung dieser Schuld verwendet wurde, auf die nächstgrößere Schuld an. Dieser Prozess wird wiederholt, bis alle Schulden beglichen sind.
Vorteile:
- Motivation: Das schnelle Abbezahlen kleinerer Schulden liefert frühe Erfolgserlebnisse, die motivierend wirken können.
- Einfachheit: Die Methode ist leicht zu verstehen und umzusetzen, was sie besonders für Schuldenneulinge attraktiv macht.
5.2. Lawinenmethode
Die Lawinenmethode hingegen konzentriert sich auf die Schulden mit dem höchsten Zinssatz. Unabhängig von der Höhe der Schuld zahlt man zuerst die Mindestbeträge auf alle Schulden und verwendet jegliches verfügbares Extra-Geld, um die Schuld mit dem höchsten Zinssatz aggressiv zu tilgen. Sobald die teuerste Schuld beglichen ist, wendet man sich der nächsten mit dem nun höchsten Zinssatz zu.
Vorteile:
- Kosteneffizienz: Langfristig spart man Geld, da die teuersten Schulden (d.h. die mit den höchsten Zinssätzen) zuerst abbezahlt werden und somit weniger Zinsen anfallen.
- Schnellerer Schuldenabbau: In vielen Fällen ermöglicht die Lawinenmethode einen schnelleren Abbau der Gesamtschulden, da weniger Zinsen gezahlt werden müssen.
Die Entscheidung zwischen der Schneeball- und Lawinenmethode hängt von persönlichen Vorlieben und der individuellen finanziellen Situation ab.
- Personen, die sich von emotionalen Erfolgserlebnissen motivieren lassen und den Prozess des Schuldenabbaus in kleineren, handhabbaren Schritten angehen möchten, finden oft die Schneeballmethode ansprechender.
- Diejenigen, die mehr Wert auf die mathematische Effizienz legen und das Ziel haben, langfristig Geld zu sparen, bevorzugen in der Regel die Lawinenmethode.
Wichtig ist, eine Methode zu wählen, die man konsequent verfolgen kann und die zur eigenen finanziellen Lage passt. Unabhängig von der Methode ist der erste Schritt zum Schuldenabbau immer, ein klares Bild der eigenen finanziellen Situation zu gewinnen und dann einen planvollen Ansatz zur Tilgung der Schulden zu verfolgen.
5.3. Anbieter von Schuldnerberatungen
Hier finden Sie Hilfe bei Schulden
Es hat sich bewährt, mit einem fachkundigen Menschen über sein Schuldenproblem zu reden. Zum einen entlastet es mental, darüber zu sprechen. Zum anderen geben die Fachleute Empfehlungen, auf die man selbst meist nicht kommt.
Wer bezahlt die Schuldnerberatung? Die Beratung in staatlich geförderten Schuldnerberatungsstellen ist genauso wie die Beratung durch gemeinnützige Träger (für normale Angestellte, Rentner und Co., aber auch ehemalige Selbstständige) gratis. In einem ersten Beratungsgespräch wird dann geklärt, ob der zuständige Träger der Sozialhilfe die Kosten für die Schuldnerberatung übernimmt.
Hier finden Sie Beratung bei Schulden:
- https://www.vz-schuldnerberatung.de
- Google-Suche über „Schulden + Wohnort (bzw. nächste größere Stadt)“ oder über die Website des örtlichen Regierungspräsidiums
- Beratungsstellen der Städte
- Verbraucherzentralen
Neben örtlichen Verbraucherorganisationen und Schuldnerberatungen von Städten und Gemeinden bieten viele Wohlfahrtsverbände eine Schuldnerberatung kostenlos an:
- Diakonisches Werk
- Rotes Kreuz
- Caritasverband
- Deutscher paritätischer Wohlfahrtsverband
- Arbeiterwohlfahrt
- Örtliche Adressen finden sich unter www.bag-sb.de.
Telefonisch kann die nächste Beratungsstelle erfragt werden bei:
- Bürgerservice der Bundesregierung
Telefon: 030 18 272 272-0 - Montags bis Freitags von 8.00 bis 18.00
- Zentrale Behördennummer
Telefon: 115 (Festnetztarif, in vielen Flatrates inklusive)
Montags bis Freitags von 8.00 bis 18.00
Noch zwei Tipps:
- Selbstständige finden bei einigen IHKs kostenlose Erstinformation rund um die Insolvenz.
- Bei (drohender) Zwangsvollstreckung und/oder Insolvenz können Sie Ihr Girokonto in ein P-Konto umwandeln lassen. Damit wird ein Einkommen von mindestens gut 1.100 Euro pro Monat vor Pfändung geschützt.
Der Schuldenabbau oder gar die Privatinsolvenz sind kein Zuckerschlecken und bedeuten u.U. jahrelange Einschränkungen. Bedenken Sie das bei Ihren Käufen und halten Sie sich an die leidgeprüfte Empfehlung:
5.4. Gelassenheits-Tipp
Kaufen Sie in aller, aller Regel nur das, was Sie bar bezahlen können.
- Schulden – was tun? 9 bewährte Schritte
- Umschuldung – was muss ich beachten?
- Wann macht Umschuldung Sinn?
- Schulden abbauen – planvoll raus aus der Schuldenfalle
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