Neue Immobilie bauen oder eine Bestandsimmobilie kaufen: Was sind die jeweiligen Vor- und Nachteile?
Wer sich den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen möchte, steht bereits bei der Planung des Eigenheims vor einer überaus wichtigen und grundlegenden Entscheidung: Möchte ich das neue Haus bauen oder doch lieber eine Bestandsimmobilie kaufen? Verständlicherweise fällt diese Wahl in der Regel nicht gerade leicht, da es für beide Varianten viele gute Argumente gibt.
► Was sind denn eigentlich die jeweiligen Vor- und Nachteile, die mit dem Bau beziehungsweise dem Kauf einer Immobilie verbunden sind? ► Welche Faktoren sollten die Interessenten bei ihrer Entscheidung auf jeden Fall bedenken? ► Und gibt es gegebenenfalls sogar Unterschiede in Bezug auf die jeweilige Finanzierung?

Bauen oder kaufen – eine Frage, die sich vermutlich jeder Interessent stellt, der den Entschluss gefasst hat, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Die Antwort darauf zu finden kann allerdings kompliziert und langwierig sein, nicht zuletzt da zahlreiche Faktoren bedacht und die verschiedenen Vor- und Nachteile in Ruhe miteinander vergleichen werden wollen und müssen. Darüber hinaus spielen aber natürlich auch die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel eine zum Teil entscheidende Rolle, da vermutlich nur die wenigsten Menschen über das nötige Barvermögen verfügen und gleich mehrere hunderttausend Euro auf dem Sparkonto haben. Und da man sich in der Regel auch nur einmal im Leben eine derart hohe Investition leisten kann, sollte diese auch dementsprechend gut bedacht werden.
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1. Welche Unterschiede gibt es in Bezug auf die Finanzierung?
Bevor wir etwas genauer auf die jeweiligen Vor- und Nachteile eingehen, die mit dem Kauf respektive dem Bau eines Hauses verbunden sind, stellt sich vorab die grundlegende Frage der Immobilienfinanzierung. Hierbei kommt es zwar vor allen Dingen auf die Vorstellungen und individuellen Wünsche des jeweiligen Bauherren beziehungsweise Käufers an, jedoch lässt sich im Großen und Ganzen sagen, dass die Finanzierung in beiden Fällen relativ gleich abläuft. Denn egal ob man die Immobilie kaufen oder neu bauen möchte, ohne das nötige Eigenkapital läuft in der Regel gar nichts.
Dementsprechend sollte mindestens ein Drittel des Kauf- respektive Baupreises durch die eigenen finanziellen Mittel abgedeckt werden:
Eigenkapitalrechner | ||
Dieser Rechner ermittelt, wie viel Sie an Eigenkapital ansparen müssen, um auf den gewünschten Eigenkapitalanteil zu kommen. |
Der Restbetrag sollte sich aus einem Bauspardarlehen und/oder einem Annuitätendarlehen zusammensetzen. Mit welchen Zins- und Tilgungskosten man hierbei rechnen muss, hängt allerdings sehr stark von den individuellen Gegebenheiten ab. Daher sollte man sich auch unter allen Umständen ausreichend Zeit nehmen, um die Finanzierungsangebote der verschiedenen Banken ganz in Ruhe miteinander vergleichen zu können. Der folgende Rechner hilft dabei:
Hypothekenkreditrechner |
Beitrag: Eigenkapital ansparen
Tipps zum Eigenkapital ansparen: 11 Möglichkeiten können empfohlen werden
Den Traum vom eigenen Haus haben viele Menschen. Jedoch ist es nicht für jeden möglich, ihn zu erfüllen. Der Grund hierfür ist schnell ausgemacht: fehlende finanzielle Mittel. Konkreter: Eigenkapital.
Doch wie Eigenkapital ansparen? Prinzipiell gilt es, möglichst frühzeitig und mit Köpfchen zu sparen. So bleibt der Wunsch von den eigenen vier Wänden kein Traum, sondern wird Wirklichkeit.
So bilden Sie Eigenkapital für Haus- und Wohnungskauf ► Gründe für Eigenkapital ► Eigenkapitalrechner ► Förderung vom Staat ► Diese Sparweisen haben sich bewährt ► von Bausparvertrag ► bis Muskelhypothek
2. Eine neue Immobilie bauen: Das sind die Vor- und Nachteile
Der Bau eines neuen Hauses ermöglicht dem Bauherren die Verwirklichung sämtlicher Wohnträume, nicht zuletzt da die Möglichkeiten in Bezug auf die Raumplanung, die Außen- und Innengestaltung sowie den Standort schier unbegrenzt scheinen – zumindest dann, wenn die dazu notwendigen finanziellen Mittel vorhanden sind.
Allerdings kann der Neubau einer Immobilie auch mit viel Stress verbunden sein, da die Suche nach dem passenden Grundstück, die Verhandlungen mit den Baufirmen und eventuelle Probleme während den verschiedenen Bauphasen nicht nur viel Geduld, sondern zudem auch starke Nerven erfordern.
Außerdem muss sich der Bauherr schon weit im Vorfeld entscheiden, ob es ein Fertig-, Ausbau-, Massiv- oder ein Bauträgerhaus werden soll. Ebenso stellt sich die Frage, mit welchem Architekten man zusammenarbeiten möchte und welche Rolle die sogenannte Energieeffizienz spielen soll. Darüber hinaus gibt es noch einige weitere Vor- und Nachteile, die wir in der nun folgenden Übersicht kurz zusammenfassen möchten:
2.1. Potentielle Vorteile eines Neubaus
- Nahezu unbegrenzte Einflussmöglichkeiten auf die Gestaltung der Immobilie selbst, des Grundstückes, des Gartens etc. (Grundriss, Zuschnitt, Raumgröße und Co.).
- Die neuen Energieeffizienzstandards lassen sich viel einfacher umsetzen und einhalten; zudem sind einige Anforderungen faktisch nur mit einem Neubau zu erreichen.
- Der Bauherr zieht als Erstbewohner ein.
- Alles ist auf dem neusten Stand der Technik.
- Das Risiko versteckter Kosten ist (deutlich) geringer als bei einem Altbau.
- Sofern das Grundstück und die Immobilie getrennt voneinander erworben werden, kann sich der Bauherr unter Umständen die Grunderwerbsteuer auf die Immobilie sparen.
2.2. Potentielle Nachteile eines Neubaus
- Der Bau einer neuen Immobilie kann – je nach Wünschen und Vorstellungen der Bauherren – unter Umständen deutlich teurer als der Kauf einer Bestandsimmobilie werden.
- Die Suche nach dem passenden Grundstück kann sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.
- Ein Neubau bedeutet automatisch viel Arbeit, was möglicherweise überaus nervenaufreibend und stressig sein kann.
- Es können jederzeit unvorhersehbare Ereignisse eintreten, die zum Teil immens hohe Kosten nach sich ziehen können.
- Baumaterialien sind aktuell sehr teuer (Stand: Mai 2022)
- Falls eine der beauftragten Baufirmen während des Bauprozesses bankrott geht, oder die Arbeit aus anderen Gründen einstellt, erwarten den Bauherren weitere Kosten und teilweise sehr lange Verzögerungen.
Wer sein bestehendes Haus energetisch saniert, kann alternativ zu öffentlichen Förderungen oder Zuschüssen nach dem Abschluss aller Arbeiten beim Finanzamt einen Steuervorteil bzw. Steuerbonus beantragen. Bis zu 20 % der Ausgaben, maximal 40.000 Euro, können so über drei Jahre verteilt von der Steuerschuld abgezogen werden. Die gilt für Häuser, die älter als zehn Jahre drin und vom Steuerpflichtigen selbst bewohnt werden. Fördermittel-Angebote der katholischen Kirche Internetseiten für Förderungen Details zu allen oben genannten Punkten im Beitrag "Bauförderung".Bauförderungen
Diese fördert sowohl über vergünstigte Kredite für den Kauf und/oder die Renovierung einer Immobilie als auch über konkrete Zuschüsse. Die Höhe der Kreditförderung hängt vom Energiespargehalt des Hauses ab.
Neubauförderungen unter: kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Neubau/
Förderungen der Sanierung von Bestandsimmobilien unter: kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestandsimmobilien/
Förderung des Kaufs einer Bestandsimmobilie: kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestandsimmobilie/Kauf-einer-bestehenden-Immobilie/
Unter www.erneuerbare-energien.de findet man Förderungen zur Stromeinspeisung von Photovoltaik-Anlagen, also der Stromerzeugung auf dem eigenen Dach.
Hier wird ebenfalls über Zuschüsse die Nutzung erneuerbarer Energie gefördert, aber auch z. B. die Energieberatung-Vor-Ort oder Naturdämmstoffe. Alle Programme unter bafa.de/DE/Energie/Effiziente_Gebaeude/Foerderprogramm_im_Ueberblick/foerderprogramm_im_ueberblick_node.html
Details im Gesetz: gesetze-im-internet.de/esanmv/BJNR000300020.html
Mehrere katholische Bistümer und evangelische Landeskirchen fördern bauwillige Familien mit vergünstigten Baugrundstücken im Erbbaurecht oder über vergünstigte Kredite. Auskunft erteilt die jeweilige Landeskirche oder das Internet Kirchliche Angebote zur Förderung von Hausbau und Immobilienkauf:
Fördermittel-Angebote der evangelischen Landeskirchen
Förderungsfähig sind Beiträge an Bausparkassen, der Erwerb von Genossenschaftsanteilen und Beiträge für Sparverträge zum Zwecke des Baus oder Erwerbens einer Immobilie, wenn man unter der aktuellen Einkommensgrenze liegt. Wer mindestens 50 Euro im Jahr in einen solchen förderfähigen Vertrag einzahlt, erhält darauf 8,8 Prozent Wohnungsbauprämie vom Staat.
Die folgenden Internetseiten bemühen sich um eine Lichtung des Förderdschungels:
Jede Kommune hat noch einmal eigene Förderprogramme für Neubauten und/oder Immobilienkäufe. Die Zuschüsse können durchaus mehrere tausend Euro betragen. Gehen Sie ins zuständige Rathaus/Bauamt und suchen Sie das Gespräch mit dem zuständigen Mitarbeiter für die Bauförderung.
Hauskosten Rechner
3. Eine Bestandsimmobilie kaufen: Welche Vor- und Nachteile sind damit verbunden?
Ein altes Haus zu kaufen kann natürlich ebenfalls diverse Vor- und Nachteile mit sich bringen, vor allen Dingen ist eine Bestandsimmobilie aber in der Regel um einiges günstiger, als ein Neubau – sofern keine großen Um-, An- oder Ausbauten geplant sind. Falls doch, wird es nicht nur deutlich teurer, sondern auch stressiger, nicht zuletzt da es teilweise mehrere Monate dauern kann, bis die notwendigen Baugenehmigungen erteilt werden.
Darüber hinaus muss der Zustand der Immobilie ausführlich auf Herz und Nieren geprüft werden – im Optimalfall mit der fachkräftiger Unterstützung eines Gutachters – denn schließlich soll das Haus ja auch als möglichst sichere Geldanlage dienen.
Gut zu wissen
Bei einer Bestandsimmobilie wird der Wert von der Bank ermittelt, was unter Umständen dazu führen kann, dass sich die notwendige Finanzierung nicht oder nur schwerlich durchführen lässt. Und was sind die weiteren Vor- und Nachteile einer Bestandsimmobilie?
3.1. Potentielle Vorteile beim Kauf einer Bestandsimmobilie
- Im Regelfall günstiger als ein kompletter Neubau (sofern der Zustand keine großangelegten Sanierungsarbeiten erfordert).
- Die gesamte Abwicklung ist unkomplizierter, nicht zuletzt da keine Genehmigungen eingeholt werden müssen.
- Eine Verbesserung der Energieeffizienz ist durch verschiedenste Modernisierungsmaßnahmen grundsätzlich möglich (allerdings ist das mit viel Aufwand und sehr hohen Kosten verbunden).
- Bestandsimmobilien haben häufig ihren ganz eigenen Charme – und meistens auch einen natürlich gewachsenen Garten, was die Lebensqualität dementsprechend steigert.
3.2. Potentielle Nachteile beim Kauf einer Bestandsimmobilie
- Der Gestaltungsspielraum hält sich bei Bestandsimmobilien häufig sehr stark in Grenzen.
- Eine ältere Immobilie in ein energieeffizientes Haus (beispielsweise KfW-55 oder KfW-40) zu verwandeln ist teilweise sehr kompliziert und überaus kostenintensiv.
- Falls Renovierungen oder Sanierungsarbeiten notwendig sein sollten, müssen die Kosten dafür genau eingeschätzt werden, um eine möglichst solide Finanzierung garantieren zu können.
- Die Gefahr von versteckten Kosten ist unter Umständen sehr hoch, vor allem dann, wenn man keine Experten hinzuzieht, die die Statik, die Bausubstanz, Probleme mit Feuchtigkeit und maroden Leitungen usw. überprüfen.
Gehen Sie zu zweit zur Immobilienbesichtigung und tauschen Sie danach Ihre Eindrücke aus. Nehmen Sie auch die folgende Checkliste zur Besichtigung der künftigen Wohnstätte und den Gesprächen mit dem bisherigen Eigentümer mit. Grunddaten vom Haus / der Wohnung Fragen an die Kommune Geschichte der Immobilie Umfeld Prüfung der Immobilie Wichtige Bereiche Höhe der Decken Die Sinne gebrauchen Immobilienausstattung Wichtige Räume Außerhalb der Immobilie Muss irgendetwas dringend renoviert werden? Alle Punkte in der Checkliste schriftlich festhalten.Checkliste zum Kauf von Wohnung oder Haus
Notarkosten Grunderwerbsteuer Grundbuchkosten Maklercourtage (falls involviert) Modernisierung (je nach Einzelfall) Umzugskosten (je nach Einzelfall) Weitere Erläuterungen und Beispiele zu allen Kostenpunkten im Artikel "Welche Kaufnebenkosten gibt es?".Kaufnebenkosten
Beispielrechnung Immobilie 250.000 € Kaufpreis
Dienstleistung vom Notar
Gebühren
Kaufvertrag beurkunden (2,0facher Satz)
1.070 Euro
Betreuungskosten (0,5facher Satz)
267,50 Euro
Zwei Unterschriften beglaubigen (0,2facher Satz, max. 130 Euro pro Unterschrift)
260 Euro
Kaufvollzug (0,5facher Satz)
267,50 Euro
Gesamtkosten
1.865 Euro
Tabelle 1: Beispielrechnung für die Notargebühren beim Kauf eines Hauses mit Kaufpreis 250.000 Euro, Quelle: GNotKG; Alle Angaben ohne Gewähr;
Hast du eine Frage zum Beitrag oder etwas zu ergänzen bzw. zu korrigieren?
Jeder kleine Hinweis/Frage bringt uns weiter und wird in den Text eingearbeitet.
4. Weiterlesen
- Finanzierung durch Mieteinnahmen
- Altersvorsorge mit Immobilien
- Warum Geld in Immobilien anlegen?
- Sinnvoll: Eigenheim finanzieren
- Geldanlage in Immobilien - Pro und Contra
- Welche Kaufnebenkosten gibt es?
➔ Zu allen Beiträgen zum Thema "In Immobilien investieren"
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Altersvorsorge durch Immobilien - sinnvoll oder lieber nicht?
Generell gilt: Die Geldanlage in Immobilien ist ein kluger Baustein im Gesamtportfolio der Vermögensanlage und damit auch der Altersvorsorge. Doch sollte ich wirklich ein Haus kaufen und dann vermieten, um später eine zweite "Betonrente" zu erhalten? Stimmt es, dass ich bei einer selbstgenutzten und abgezahlten Immobilie praktisch mietfrei wohne? Ganz so einfach ist es nicht, am Ende überwiegt aber ein Argument, welches auf eine entscheidende menschliche Schwäche abzielt.
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Immobilien sind eine beliebte Geldanlage. Sie stehen für Wertstabilität, Sicherheit und regelmäßige Rendite. Dem Anleger stehen für eine Immobilieninvestition viele Wege offen. Nicht immer und nicht für jeden ist die jeweilige Investitionsart geeignet. Wir beleuchten 6 Möglichkeiten, in Immobilien zu investieren und nennen die jeweiligen Vor- und Nachteile.
Geldanlage Immobilien - Pro und Contra
Sinnvoller Baustein einer weise zusammengestellten Geldanlage ist auch heute noch die Immobilie. Das Betongold darf gerne auch als Naturprodukt in Form von Bauland, Ackerland oder Wald ausgestaltet sein. Aber wie bei jeder Geldanlage lauern Risiken und ein geeignetes Objekt zu finden, ist gar nicht so einfach.
Wir erklären Ihnen in diesem Artikel, inwiefern eine Immobilie eine gute Geldanlage ist, worauf Sie bei der Wahl der Immobilie achten sollten, sprechen über Vor- und Nachteile und zeigen Ihnen, wie Sie auch mit wenig Geld in den Immobilienmarkt investieren können.