Zertifikate für Anfänger erklärt – eine Einführung in die unbekannte Geldanlage
In einer Welt, in der Sparbücher kaum mehr Zinsen abwerfen und die Börse für viele wie ein Mysterium wirkt, eröffnet sich mit Zertifikaten eine spannende Zwischenwelt: Hier treffen Chancen auf Risiken, Kreativität auf klare Regeln. Dieser Artikel erklärt, wie Zertifikate funktionieren, und zeigt, worauf es wirklich ankommt.
Bei Zertifikaten leihen Sie ihrer Bank Geld und erhalten „Zinsen“ zurück. Anders als bei Festzinsangeboten sind diese aber an bestimmte Märkte gekoppelt. Der Erfolg des Zertifikats hängt vom Erfolg des zugrunde liegenden (Börsen-)Wertes ab. Die Wertentwicklung bemisst sich danach, wie sich ein Index, eine Branche, eine Aktie, der Kurs von Gold, Silber oder die jeweilige Börse entwickelt und ist abhängig von den jeweiligen Bedingungen des Zertifikats.
Zertifikate sind nach wie vor beliebt. Die Palette an möglichen Ausgestaltungsformen ist so breit, dass für jeden etwas dabei ist. Die Branche ist zudem kreativ. Jeden Monat werden viele neue Zertifikate auf den Markt gebracht. Doch nicht jedes neue Produkt ist besser oder sinnvoller. Anleger sollten sich auf die Funktionalität und die Bedingungen konzentrieren, anstatt allein von der Vielfalt beeindruckt zu sein.
1. Zertifikate für Anfänger erklärt
1.1. Definition und Abgrenzung: Was sind Zertifikate?
Zertifikate sind strukturierte Finanzprodukte, die von Banken oder anderen Finanzinstituten ausgegeben werden. Im Grunde genommen handelt es sich dabei um Schuldverschreibungen, die den Wert eines zugrunde liegenden Basiswerts – etwa einer Aktie, eines Index oder einer Rohstoffklasse – widerspiegeln. Mit Zertifikaten können Sie an der Wertentwicklung des Basiswerts teilhaben, ohne diesen direkt zu besitzen. Dabei gibt es eine Vielzahl an Zertifikatetypen, die unterschiedliche Chancen und Risiken mit sich bringen.
Abgrenzung zu anderen Anlageformen:
Produkt | Funktionsweise | Vorteile | Nachteile | Kosten | Risikoklasse |
---|---|---|---|---|---|
Zertifikate | Schuldverschreibungen, die an einen Basiswert (z. B. Index, Aktie, Rohstoff) gekoppelt sind. | Vielfältige Strategien, transparente Produktstruktur, geringe Kosten. | Kein Schutz durch Sondervermögen, Emittentenrisiko. | Niedrig bis mittel | Mittel bis hoch |
ETF (Exchange Traded Fund) | Passiv gemanagte Fonds, die einen Index nachbilden. | Breite Diversifikation, niedrige Kosten, transparent. | Keine Überrendite durch aktives Management möglich, Marktrisiko bleibt bestehen. | Sehr niedrig | Mittel |
Gemanagte Fonds | Aktiv verwaltete Fonds, bei denen ein Fondsmanager Anlageentscheidungen trifft. | Chancen auf Überrendite, professionelle Verwaltung. | Höhere Kosten, nicht garantiert bessere Ergebnisse als ETFs. | Mittel bis hoch | Mittel |
Anleihen | Schuldverschreibungen mit festgelegtem Zinssatz und Rückzahlung bei Fälligkeit. | Stabile Erträge, hohe Sicherheit bei Staatsanleihen. | Begrenzte Rendite, abhängig von Zinsumfeld. | Niedrig | Niedrig |
Diese Tabelle dient der Orientierung. Die Eignung eines Produkts hängt von Ihrer persönlichen Risikobereitschaft und Ihren Anlagezielen ab. |
Sie sehen:
- ETFs (Exchange Traded Funds): Während ETFs breite Marktindizes abbilden und als Sondervermögen geschützt sind, besteht bei Zertifikaten ein Emittentenrisiko. Das heißt, wenn der Herausgeber (z. B. eine Bank) insolvent wird, droht ein Totalverlust.
- Anleihen: Beide sind Schuldverschreibungen, aber Anleihen bieten in der Regel feste Zinserträge und gelten als weniger risikobehaftet, da sie nicht direkt von Marktentwicklungen abhängig sind.
- Gemanagte Fonds: Zertifikate haben oft geringere Kosten als klassische Fonds, bieten aber keine aktive Verwaltung oder Sicherheit durch Einlagensicherungsfonds. Fonds hingegen versuchen, das Risiko durch Diversifikation und Fondsmanagement aktiv zu steuern.
Für Anfänger ist es wichtig zu verstehen, dass Zertifikate eine Brücke zwischen direkter Börseninvestition und traditioneller Anlage wie Anleihen darstellen. Sie kombinieren Elemente aus beiden Welten, was sie vielseitig, aber auch kompliziert macht.
In welchen Anlageformen sparen Sie aktuell?
Erklärung spezifischer Begriffe: Wichtige Grundlagen für Anfänger
Das Verständnis bestimmter Fachbegriffe ist essenziell, um Zertifikate richtig einzuordnen. Hier sind einige der häufigsten Begriffe, die Ihnen begegnen können:
1. Spread:
Der Spread ist die Differenz zwischen dem Ankaufs- und Verkaufspreis eines Zertifikats. Diese Geld-Brief-Spanne stellt indirekt die Kosten des Handels dar. Ein enger Spread bedeutet geringere Kosten, während ein weiter Spread – insbesondere bei exotischen oder weniger liquiden Zertifikaten – die Rentabilität beeinflussen kann.
2. Cap:
Der Cap ist eine Obergrenze, die den maximalen Gewinn bei bestimmten Zertifikaten, wie Discount-Zertifikaten, limitiert. Selbst wenn der Basiswert über den Cap hinaus steigt, bleibt Ihre Rendite auf das festgelegte Maximum begrenzt.
3. Emittentenrisiko:
Dieses Risiko bezeichnet die Gefahr, dass der Herausgeber des Zertifikats zahlungsunfähig wird. Anders als bei Fonds gibt es bei Zertifikaten keinen Schutz durch Sondervermögen, was bedeutet, dass Ihr eingesetztes Kapital bei einer Insolvenz des Emittenten vollständig verloren gehen kann.
4. Basiswert:
Der Basiswert ist der zugrunde liegende Vermögenswert, auf dessen Entwicklung das Zertifikat basiert. Das kann eine Aktie, ein Index wie der DAX oder sogar ein Rohstoff wie Gold sein.
5. Knock-Out:
Ein Begriff, der bei hochspekulativen Zertifikaten wie Knock-Out-Zertifikaten verwendet wird. Sobald der Basiswert eine bestimmte Schwelle unterschreitet, wird das Zertifikat wertlos. Diese Produkte sind daher besonders risikoreich.
1.2. Praktische Tipps für Anfänger
- Verstehen Sie die Zertifikatsbedingungen: Lesen Sie die Emissionsbedingungen sorgfältig durch und achten Sie auf Schlüsselbegriffe wie Laufzeit, Cap, Emittentenrisiko und Gebühren.
- Setzen Sie ein Limit bei Ihrer Order: Um unerwartete Kosten durch hohe Spreads zu vermeiden, sollten Sie immer ein Limit angeben.
- Diversifizieren Sie Ihr Portfolio: Investieren Sie nicht ausschließlich in Zertifikate eines Emittenten. Eine breite Streuung verringert das Risiko.
- Holen Sie sich Rat: Lassen Sie sich von unabhängigen Finanzberatern beraten, wenn Sie unsicher sind – insbesondere bei komplexen Produkten.
Zertifikate bieten eine interessante Möglichkeit, Ihr Portfolio zu erweitern, bergen jedoch auch Risiken. Als Anfänger profitieren Sie davon, zunächst einfache Produkte zu wählen und sich Schritt für Schritt mit den Besonderheiten vertraut zu machen. Indem Sie die hier vorgestellten Grundlagen und Tipps berücksichtigen, können Sie fundierte Entscheidungen treffen und Zertifikate als sinnvolle Ergänzung Ihrer Anlagestrategie nutzen.
2. Chancen / Vorteile von Zertifikaten
- Zertifikate sind in der Regel liquide handelbar
Die Handelbarkeit von Zertifikaten ist grundsätzlich gut, hängt jedoch stark von der Marktumgebung und dem Emittenten ab. Bei kleineren Emittenten oder in Krisenzeiten kann die Liquidität eingeschränkt sein. Achten Sie daher auf die Handelsmöglichkeiten vor dem Kauf. - Der Anleger weiß genau, worin investiert wird - aus den Zertifikatsbedingungen.
Die Zertifikatsbedingungen geben detailliert an, worin investiert wird. Allerdings können diese für Kleinanleger aufgrund ihrer Komplexität schwer verständlich sein. Es ist wichtig, die Bedingungen sorgfältig zu prüfen oder sich von einem unabhängigen Experten beraten zu lassen. - Beinhalten in der Regel deutlich geringere Kosten als gemanagte Fonds.
- Können intelligente Ergänzung des Depots sein, auch für konservative Anlage geeignet.
- Es existiert eine große Auswahl an Zertifikaten.
Zertifikate bilden eine Brücke zum Basiswert, ohne dass in diesen investiert werden muss
3. Risiken von Zertifikaten
- Das angelegte Geld ist nicht durch den Einlagensicherungsfonds oder als besonders gesichertes Sondervermögen abgesichert, wie das zum Beispiel bei Fonds der Fall ist.
- Damit ist das Risiko beim Zertifikatekauf abhängig von der Bonität des Emittenten (Schuldner) und der Wertentwicklung des zugehörigen Börsenwertes.
- Eine Abwägung hängt von den Einzelbedingungen des jeweiligen Zertifikats ab.
- Eine Wiederanlage nach Auslaufen des Zertifikats kostet erneut Gebühren.
- Manchmal ist die Konstruktion des Zertifikats für den normalen Anleger schwer verständlich.
Denken Sie daran: Die Rückzahlungsbedingungen sind auf den Zeitpunkt der Fälligkeit des Zertifikats ausgerichtet. Viele Zertifikate können jedoch auch vorzeitig verkauft werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass der Verkaufskurs vom aktuellen Marktpreis abhängt und durch Gebühren gemindert werden kann.
Wenn Sie Zertifikate über Ihre Hausbank kaufen: Lassen Sie sich Rendite vorrechnen und auch das Risiko aufzeigen. Immer fragen, fragen, fragen - auch wenn der Bankberater immer wieder zur Uhr schaut.
4. Arten von Zertifikaten
4.1. Grundlegende Unterscheidungsmerkmale
- Partizipationszertifikate
Funktionsweise: Der Wert des Zertifikats folgt dem Wert des Basiswerts
Beispiele:Tracker-Zertifikate, Index-Zertifikate, Themen-Zertifikate, Strategie-Zertifikate, Basket-Zertifikate
Laufzeit: Partizipationszertifikate können sowohl eine unbegrenzte Laufzeit als auch eine festgelegte Fälligkeit haben. Informieren Sie sich vor dem Kauf über die spezifischen Bedingungen des jeweiligen Zertifikats. - Zertifikate mit definiertem Rückzahlungsprofil
Funktionsweise: Das Zertifikat nimmt zur Fälligkeit einen von vorab festgelegten Bedingungen abhängigen Wert an
Beispiele: Discount-Zertifikate, Bonus-Zertifikate, Outperformance-Zertifikate, Express-Zertifikate
Laufzeit: Wird bei Emission des Zertifikates definiert
Unsere Empfehlung: Finger weg von Knock-Out-Zertifikaten, diese werden bei Unterschreiten eines bestimmten Kurses völlig wertlos und eignen sich somit nicht für eine sichere Geldanlage.
4.2. Übersicht
Zertifikatstyp | Funktionsweise | Vorteile | Nachteile | Geeignet für |
---|---|---|---|---|
Index-Zertifikat | Abbildung eines Index wie DAX oder S&P 500; Anleger partizipieren direkt an der Wertentwicklung des Index. | Transparenz, geringe Kosten, breite Diversifikation. | Kein Schutz vor Verlusten, abhängig von der Bonität des Emittenten. | Anleger, die an der allgemeinen Marktentwicklung teilhaben wollen. |
Discount-Zertifikat | Ermöglicht den Kauf eines Basiswerts zu einem Rabatt, allerdings mit einer Gewinnobergrenze (Cap). | Risikopuffer durch Rabatt, geeignet für seitwärts tendierende Märkte. | Begrenzte Gewinnchancen, keine Dividendenzahlungen. | Anleger, die ein moderates Risiko eingehen wollen. |
Bonus-Zertifikat | Bietet einen Bonus, wenn der Basiswert eine bestimmte Schwelle nicht unterschreitet. | Risikopuffer durch Barriere, zusätzliche Ertragschance. | Barriere-Verlust bei starken Kursrückgängen, keine Dividenden. | Anleger, die leicht steigende Märkte erwarten. |
Garantie-Zertifikat | Garantiert den Kapitalschutz, unabhängig von der Marktbewegung. | Sicherheit des Kapitals, geeignet für konservative Anleger. | Begrenzte Renditechancen, höherer Preis. | Anleger mit hohem Sicherheitsbedürfnis. |
Knock-Out-Zertifikat | Hebelprodukt, bei dem ein bestimmter Kurs den Totalverlust auslösen kann. | Hohe Renditechancen, geeignet für kurzfristige Spekulation. | Hohe Risiken, Totalverlust bei Knock-Out. | Spekulative Anleger mit hoher Risikobereitschaft. |
Outperformance-Zertifikat | Überproportionale Teilnahme an Kursgewinnen eines Basiswerts. | Hohe Gewinnchancen bei steigenden Märkten. | Kein Schutz vor Verlusten, abhängig von der Bonität des Emittenten. | Anleger, die stark steigende Märkte erwarten. |
Diese Tabelle dient als Überblick und ersetzt keine individuelle Beratung. Achten Sie auf die Bedingungen und Risiken jedes Zertifikats. |
4.3. Index-Zertifikate
Index-Zertifikate beziehen sich, wie der Name leicht andeutet, auf einen zugrunde liegenden Index. Sie sind Schuldverschreibungen des Emittenten, deren Preis vom Index einer Börse abhängt. Der jeweilige Index wird auch als Basiswert bezeichnet. Es gibt keine laufenden Zinszahlungen. Die Laufzeit ist meist unbeschränkt.
Meist werden Indexzertifikate von Banken im Verhältnis 1zu10 oder 1zu100 ausgegeben.
Beispielrechnung
Nehmen wir das Beispiel ein zu hundert. Das Dax-Indexzertifikat kostet bei einem Dax von 20.000 Punkten 100 Euro. Klettert der Dax nun auf 20.100 steigt der Wert des zugrundeliegenden Zertifikates auf 101 Euro.
Warum Index-Zertifikate kaufen?
Indexzertifikate sind transparent. Der Anleger weiß im Gegensatz zu gemanagten Fonds immer, wie sein Geld angelegt ist. Ein weiterer Vorteil liegt in den sehr geringen Kosten bei der Anlage in Indexzertifikate.
Aber: Im Falle eines Rückgangs des zugrundeliegenden Indexes versucht niemand im Gegensatz zu gemanagten Fonds gegenzusteuern. Wichtiger noch: Heutzutage werden in der Regel ETF auf einen Index bevorzugt, denn ihre Konstruktion ist transparenter. Zudem unterliegen die Zertifikate nicht dem Schutz des Sondervermögens wie ein ETF. Zertifikate bergen ein Emittentenrisiko: Wenn der Herausgeber zahlungsunfähig wird, kann dies zu einem Totalverlust führen. Anleger können dieses Risiko durch eine breite Streuung (Diversifikation) und die Auswahl von Emittenten mit hoher Bonität minimieren.
Fazit: Indexzertifikate sind etwas für den chancenorientierten Anleger oder eine interessante Depotbeimischung. Sie investieren in den Gesamtmarkt und vermeiden hohe Kosten wie zum Beispiel beim Fondsmanagement.
4.4. Garantie-Zertifikate
Garantiezertifikate können den Anlagebetrag ganz oder teilweise absichern, allerdings nur, wenn das Zertifikat bis zur Fälligkeit gehalten wird. Bei vorzeitiger Rückgabe entfällt der Schutz, und Verluste können auftreten. Mit Glück partizipiert der Besitzer an der Börsenentwicklung. Die zusätzliche Sicherheit wird durch einen Rückgang der Renditemöglichkeit erkauft.
Garantie-Zertifikate bieten durch eine Absicherung des Anlagebetrags gewisse Vorteile. Allerdings gehen die Sicherheitsmechanismen oft mit eingeschränkten Renditechancen und höheren Kosten einher. Prüfen Sie daher, ob diese Anlageform zu Ihren individuellen Zielen passt.
Rechenbeispiel
Nehmen wir an, das Garantie-Zertifikat läuft 5 Jahre und bietet eine 100prozentige Rückzahlungsgarantie. Dafür partizipiert der Besitzer nur zur Hälfte an der Kurssteigerung des Basiswertes, wenn die sogenannte Partizipationsrate 50% beträgt. Bleibt der Kurs des Basiswertes gleich oder geht er zurück, erhält der Anleger nur seinen Einsatz zurück.
Wichtig noch: Wer das Zertifikat vor dem Laufzeitende zurückgibt, hat keinen Anspruch auf die Garantie.
4.5. Discount-Zertifikate
Bei einem Discount-Zertifikat, auch Discounter genannt, erwerben Sie das Recht, eine Aktie oder einen Index zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft unter dem jetzigen Kurs zu erwerben. Je nachdem, wie sich der zugrundeliegende Wert entwickelt, machen Sie Gewinn oder Verlust.
Rechenbeispiel
Die zugrundeliegende Aktie, der Basiswert, kostet 100.- Euro. Der Kurs des Discounters liegt immer darunter (daher der Name: Discount = Abschlag), sagen wir er beträgt 80.- Euro. Das bedeutet in diesem Fall: Sie kaufen den Discounter für 80.- Euro und erwerben damit das Recht, zu einem bestimmten Stichtag den Basiswert (die Aktie) zu 80.- Euro zu kaufen.
- Fall 1: Nehmen wir nun an, am Stichtag notiert die Aktie bei 110.- Euro. Dann können Sie sich über einen Gewinn von 30.- Euro freuen.
- Fall 2: Nehmen wir an, dieser liegt bei 90.- Euro – dann haben Sie immer noch 10.- Euro Gewinn. Sie haben trotz Rückgang des Basiswertes einen Gewinn gemacht.
- Fall 3: Wenn die Aktie am Stichtag bei 70.- Euro liegt, haben Sie einen Verlust von 10.- Euro zu verbuchen.
Aber die Bäume wachsen bei Discountern nicht in den Himmel. Bei einem Discounter ist immer auch ein Cap definiert, ein maximaler Kurs. Dieser könnte in unserem Beispiel 120.- Euro sein. Das heißt, sie machen maximal 40.- Euro Gewinn mit dem Discounter, auch wenn die Aktie deutlich höher als 120.- Euro notiert.
Die Rendite dieser Anlageform hängt natürlich auch noch von der Laufzeit ab.
Für wen eignen sich Discount-Zertifikate?
Folgende Eigenschaften der Discounter ergeben sich:
- Sie haben gegenüber dem zugrundeliegenden Wert einen Risikopuffer, aber auch eine geringere Gewinnchance.
- Auch bei sich seitwärts bewegenden Märkten macht ein Discounter Gewinn.
- Selbst bei kleineren Kursrückgängen kann ein Discounter eine ordentliche Rendite abwerfen.
- Allgemein spekuliert man beim Discounter auf seitwärts gerichtete oder leicht steigende Kurse.
Sie sehen, dass Discounter sogar konservativer und risikoärmer als Index-Zertifikate sind.
Discount-Zertifikate bieten durch den Abschlag auf den Basiswert einen Risikopuffer und können daher eine Option für Börseneinsteiger sein. Allerdings bleibt das Emittentenrisiko bestehen, und ein Totalverlust ist bei Insolvenz des Emittenten möglich.
Bedenken Sie aber, dass Sie auch mit einem Discounter Verlust machen können. Und wenn der zugehörige Emittent (die Bank) pleitegeht, droht wie bei allen Zertifikaten ein Totalverlust. Diese Anlageform eignete sich also nicht für die Altersvorsorge.
4.6. Nachhaltigkeit: Zertifikate für grüne Investitionen
Nachhaltigkeit spielt bei immer mehr Anlegern eine entscheidende Rolle, und auch bei Zertifikaten ist dieser Trend angekommen. Doch können Zertifikate wirklich als Instrument für ESG-konforme (ökologische, soziale und Governance-Kriterien) Investitionen dienen?
ESG-Zertifikate: Ein wachsender Markt
Immer mehr Banken bieten sogenannte ESG-Zertifikate an, die an nachhaltige Basiswerte gekoppelt sind, etwa:
- Grüne Aktienindizes: Zertifikate, die auf Indizes wie den MSCI World ESG oder den DAX ESG basieren.
- Erneuerbare Energien: Produkte, die an die Performance von Solar- oder Windkraftunternehmen gekoppelt sind.
- Nachhaltigkeitsanleihen: Zertifikate, die sich auf Bonds beziehen, die von Staaten oder Unternehmen zur Förderung nachhaltiger Projekte ausgegeben wurden.
Worauf sollten Sie bei nachhaltigen Zertifikaten achten?
- Transparenz: Achten Sie darauf, dass der ESG-Ansatz des Basiswerts klar definiert ist. Viele Anbieter labeln Produkte als nachhaltig, ohne strikte Kriterien anzuwenden („Greenwashing“).
- Kosten: ESG-Zertifikate können höhere Gebühren aufweisen, da sie oft spezifische und weniger liquide Basiswerte enthalten.
- Performance: Nachhaltige Zertifikate sind nicht automatisch weniger renditestark, aber sie können in Nischenbereichen stärker schwanken.
Tipp:
Nutzen Sie ESG-Ratings unabhängiger Agenturen, um die Nachhaltigkeit des Basiswerts zu bewerten.
4.7. Risikoklassen und Anlegerprofile: Welches Zertifikat passt zu Ihnen?
Nicht jedes Zertifikat ist für jeden Anleger geeignet. Die Wahl des richtigen Produkts hängt stark von Ihrem Risikoappetit und Ihren Anlagezielen ab. Hier eine Übersicht:
1. Für risikoaverse Anleger:
Wenn Sicherheit für Sie an erster Stelle steht, sollten Sie zu Produkten greifen, die einen gewissen Schutz bieten:
- Garantie-Zertifikate: Diese garantieren eine vollständige oder teilweise Rückzahlung Ihres Kapitals, selbst wenn der Basiswert an Wert verliert. Allerdings ist die Renditechance bei diesen Zertifikaten begrenzt.
- Bonus-Zertifikate: Diese bieten einen zusätzlichen „Puffer“, der Verluste bis zu einem gewissen Punkt abfängt, bevor sich der Kurs negativ auswirkt.
2. Für moderate Anleger:
Anleger, die bereit sind, ein moderates Risiko einzugehen, könnten von Zertifikaten mit klar definierten Bedingungen profitieren:
- Discount-Zertifikate: Sie kaufen den Basiswert mit einem „Rabatt“. Das bedeutet, dass Sie auch bei leichten Kursrückgängen profitieren können, solange die Obergrenze (Cap) nicht überschritten wird.
- Index-Zertifikate: Diese spiegeln die Entwicklung eines Index wider und sind ideal für Anleger, die an breiten Marktbewegungen teilhaben möchten.
3. Für spekulative Anleger:
Wer auf der Suche nach hohen Renditen ist und bereit ist, größere Risiken einzugehen, findet in folgenden Zertifikaten geeignete Produkte:
- Knock-Out-Zertifikate: Diese bieten Hebelwirkungen, durch die selbst kleine Kursbewegungen des Basiswerts große Gewinne oder Verluste erzeugen können.
- Outperformance-Zertifikate: Sie ermöglichen überproportionale Gewinne bei steigenden Kursen, bergen jedoch das Risiko eines vollständigen Verlustes bei negativer Entwicklung.
Komplexität beachten:
Viele Zertifikate sind aufgrund ihrer Konstruktion schwer zu verstehen. Insbesondere Hebelprodukte wie Knock-Out-Zertifikate oder exotische Strategiezertifikate erfordern ein fundiertes Wissen über die Funktionsweise des Basiswerts. Anfänger sollten solche Produkte meiden und sich auf einfache Zertifikate mit transparenten Bedingungen konzentrieren.
5. Zertifikate kaufen: Schritt-für-Schritt-Anleitung für Einsteiger
Zertifikate mögen auf den ersten Blick kompliziert wirken, doch mit einer systematischen Herangehensweise können Sie als Anfänger schnell Fuß fassen. Hier erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie ein Zertifikat auswählen und kaufen, worauf Sie dabei achten sollten und wie Sie typische Fehler vermeiden können.
5.1. Schritt 1: Verstehen Sie die Grundlagen
Bevor Sie in ein Zertifikat investieren, sollten Sie sich mit den grundlegenden Konzepten vertraut machen. Zertifikate sind strukturierte Finanzprodukte, die an den Wert eines Basiswerts (z. B. Aktien, Indizes oder Rohstoffe) gekoppelt sind. Dabei profitieren Sie von der Wertentwicklung des Basiswerts, ohne diesen direkt besitzen zu müssen. Allerdings tragen Sie auch Risiken, wie etwa das Emittentenrisiko, bei dem Sie Ihr Kapital verlieren können, wenn die Bank insolvent wird.
- Lesetipp: Informieren Sie sich oben über die verschiedenen Arten von Zertifikaten wie Index-, Garantie- oder Discount-Zertifikate und deren Funktionsweise.
5.2. Schritt 2: Zertifikatsbedingungen richtig lesen
Die Zertifikatsbedingungen sind das Herzstück eines jeden Zertifikats. Sie legen die Spielregeln fest, nach denen sich Ihre Rendite und Ihr Risiko richten. Hier sind die wichtigsten Punkte, auf die Sie achten sollten:
- Basiswert: Was ist der zugrunde liegende Vermögenswert? Ist es eine Aktie, ein Index oder ein Rohstoff? Prüfen Sie, ob Sie die Wertentwicklung dieses Basiswerts nachvollziehen können.
- Praxis-Tipp: Setzen Sie auf Basiswerte, die Sie kennen und deren Marktentwicklung Sie einschätzen können.
- Laufzeit: Ist das Zertifikat endlos oder hat es eine feste Laufzeit? Bei endlosen Laufzeiten sollten Sie sicherstellen, dass Sie den Basiswert regelmäßig überprüfen.
- Cap: Gibt es eine Gewinnobergrenze? Wenn ja, wie beeinflusst diese Ihre potenzielle Rendite? Ein Cap kann Ihren Gewinn limitieren, aber auch das Risiko verringern.
- Kosten: Sind Managementgebühren, Transaktionskosten oder andere Gebühren vorgesehen? Diese Kosten wirken sich direkt auf Ihre Rendite aus.
- Rückzahlungsbedingungen: Wie und wann wird das Zertifikat zurückgezahlt? Manche Zertifikate haben komplexe Bedingungen, die genau geprüft werden müssen.
- Merke: Wenn Ihnen ein Punkt unklar ist, scheuen Sie sich nicht, bei Ihrer Bank oder Ihrem Finanzberater nachzufragen. Verständlichkeit ist entscheidend.
5.3. Schritt 3: Wählen Sie den richtigen Basiswert
Der Basiswert ist der zentrale Bestandteil eines Zertifikats. Seine Entwicklung bestimmt, ob Sie Gewinn machen oder Verluste erleiden. Folgende Fragen sollten Sie sich stellen:
- Ist der Basiswert stabil oder volatil?
- Stabile Basiswerte: Ideal für konservative Anleger (z. B. DAX, Blue-Chip-Aktien).
- Volatile Basiswerte: Geeignet für spekulative Anleger, die höhere Risiken eingehen möchten.
- Verstehen Sie die Marktmechanismen, die den Basiswert beeinflussen?
- Beispiel: Rohstoffpreise können stark durch geopolitische Ereignisse schwanken, während Indizes von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage abhängen.
- Passt der Basiswert zu Ihren Anlagezielen?
- Langfristig orientiert: Index-Zertifikate auf bekannte Indizes wie den DAX.
- Kurzfristige Spekulation: Rohstoff- oder Aktienzertifikate.
5.4. Schritt 4: Achten Sie auf Gebührenfallen
Zertifikate sind oft günstiger als Fonds, aber auch hier können Gebühren die Rendite schmälern. Die häufigsten Kostenfallen sind:
- Spread: Die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis des Zertifikats. Ein hoher Spread kann Ihre Gewinne erheblich schmälern.
- Tipp: Wählen Sie Zertifikate mit einem engen Spread, insbesondere bei langfristigen Investments.
- Transaktionskosten: Banken und Broker verlangen oft Gebühren für den Kauf oder Verkauf von Zertifikaten. Diese liegen in der Regel bei 0,25–0,5 % des Handelswerts.
- Empfehlung: Vergleichen Sie die Kosten verschiedener Handelsplattformen.
- Managementgebühren: Manche Zertifikate haben laufende Gebühren, die jährlich berechnet werden. Prüfen Sie, ob diese in Ihrer Kalkulation berücksichtigt sind.
Erläuterung der Kostenstruktur: Wie sich Kosten auf Ihre Rendite auswirken
Wenn Sie in Zertifikate investieren, sind die Kosten ein zentraler Faktor, der Ihre Rendite beeinflussen kann. Obwohl Zertifikate oft günstiger als Fonds sind, können versteckte Kosten oder Gebühren Ihre Gewinne erheblich schmälern. Hier ein genauer Blick auf die wichtigsten Kostenpunkte:
Der Spread: Mehr als nur die Preisdifferenz
Der Spread, auch Geld-Brief-Spanne genannt, ist die Differenz zwischen dem Ankaufs- und Verkaufspreis eines Zertifikats. Er stellt die Marge dar, die der Emittent oder der Marktanbieter verdient. Ein enger Spread bedeutet geringere Kosten für Sie, während ein weiter Spread Ihre Rendite schmälert.
- Beispiel:
Wenn der Ankaufswert eines Zertifikats 100 Euro beträgt und der Verkaufswert 98 Euro, verlieren Sie 2 Euro allein durch die Spanne.
Tipp:
Achten Sie auf den Spread bei weniger liquiden Zertifikaten, da dieser bei Nischenprodukten oder exotischen Basiswerten oft höher ist.
Transaktionsgebühren: Ein weiterer Renditekiller
Neben dem Spread fallen beim Kauf und Verkauf von Zertifikaten Transaktionsgebühren an, die von Ihrem Broker oder Ihrer Bank erhoben werden. Diese betragen in der Regel zwischen 0,25 % und 0,5 % des Handelsvolumens.
- Praxis-Tipp: Vergleichen Sie die Gebühren verschiedener Anbieter. Einige Direktbanken bieten günstigere Konditionen als Filialbanken.
Management- und Produktgebühren: Laufende Kosten beachten
Manche Zertifikate, wie garantie- oder bonitätsbasierte Zertifikate, erheben zusätzliche Gebühren, die in die Produktstruktur eingepreist sind. Diese können jährlich berechnet werden und reduzieren den Wert Ihres Investments.
- Check: Prüfen Sie die Produktunterlagen (z. B. das Key Information Document), um versteckte Kosten aufzudecken.
5.5. Schritt 5: Entscheiden Sie sich für den richtigen Anbieter
Nicht jede Bank oder jeder Broker ist gleichermaßen geeignet. Achten Sie bei der Auswahl des Anbieters auf folgende Punkte:
- Reputation des Emittenten: Große Banken mit guter Bonität bieten mehr Sicherheit. Das Emittentenrisiko ist bei kleineren Anbietern oft höher.
- Handelsplattform: Über welche Börse oder Plattform können Sie das Zertifikat kaufen? Die Börse Stuttgart (EUWAX) oder Frankfurt sind die bekanntesten Handelsplätze in Deutschland.
- Kundensupport: Ist die Bank bereit, Fragen zu beantworten und Ihnen bei Unklarheiten zu helfen?
5.6. Schritt 6: Eine Limit-Order setzen
Beim Kauf eines Zertifikats sollten Sie immer ein Limit setzen. Eine Limit-Order gibt den maximalen Preis an, den Sie bereit sind zu zahlen, oder den Mindestpreis, den Sie bei einem Verkauf akzeptieren.
- Warum ist das wichtig? Ohne Limit könnte es passieren, dass Sie ein Zertifikat zu einem ungünstigen Preis kaufen – insbesondere bei schwankenden Märkten oder illiquiden Produkten.
5.7. Schritt 7: Überwachen Sie Ihr Investment
Nachdem Sie ein Zertifikat gekauft haben, ist Ihre Arbeit nicht getan. Regelmäßige Überprüfung ist entscheidend, um Verluste zu vermeiden oder Gewinne zu sichern.
- Wann überprüfen? Setzen Sie sich feste Zeitintervalle (z. B. monatlich), um die Entwicklung des Basiswerts zu analysieren.
- Was prüfen? Überwachen Sie die Bonität des Emittenten, die Marktbedingungen und die Laufzeit des Zertifikats.
5.8. Fazit: So starten Sie sicher in die Welt der Zertifikate
Die Investition in Zertifikate mag zunächst komplex erscheinen, doch mit einer klaren Strategie und einem fundierten Verständnis der Grundlagen können Sie erfolgreich loslegen. Indem Sie die hier beschriebenen Schritte befolgen, legen Sie den Grundstein für eine fundierte und gut durchdachte Anlageentscheidung. Denken Sie daran: Zertifikate bieten Chancen, aber auch Risiken – eine sorgfältige Auswahl ist daher entscheidend.
6. Steuerliche Aspekte: Was Sie über die Besteuerung von Zertifikaten wissen sollten
Zertifikate sind nicht nur in Bezug auf ihre Struktur komplex, sondern auch, wenn es um ihre steuerliche Behandlung geht. Für Anleger ist es essenziell, die steuerlichen Konsequenzen von Kauf, Haltedauer und Verkauf zu verstehen, um keine unliebsamen Überraschungen zu erleben.
6.1. Wie werden Zertifikate in Deutschland besteuert?
Kapitalertragssteuer:
In Deutschland unterliegen Gewinne aus Zertifikaten der Abgeltungsteuer, die derzeit bei 25 % liegt. Zusätzlich fällt der Solidaritätszuschlag (5,5 % der Steuer) sowie gegebenenfalls die Kirchensteuer an. Damit ergibt sich eine Gesamtbelastung von etwa 26,375 % (ohne Kirchensteuer).
Wann wird die Steuer fällig?
- Beim Verkauf: Gewinne, die Sie beim Verkauf eines Zertifikats erzielen, werden als Kapitalerträge behandelt und direkt besteuert.
- Bei Ausschüttungen: Falls das Zertifikat laufende Erträge (z. B. Zinsen) ausschüttet, werden diese ebenfalls direkt versteuert.
- Am Ende der Laufzeit: Bei Fälligkeit wird die Differenz zwischen dem Ausgabepreis und dem Rückzahlungsbetrag versteuert.
6.2. Verlustverrechnung: Können Verluste steuermindernd wirken?
Ja, Verluste aus Zertifikaten können mit anderen Kapitalerträgen, wie Gewinnen aus Aktien oder Zinsen, verrechnet werden. Dabei gilt:
- Innerhalb des gleichen Jahres: Verluste werden direkt mit Gewinnen verrechnet.
- Übertrag ins nächste Jahr: Nicht ausgeglichene Verluste können ins nächste Steuerjahr übertragen werden.
6.3. Gibt es steuerliche Vorteile?
Für Anleger, die Zertifikate in einem Steuersparplan wie dem Freistellungsauftrag einbinden, sind Kapitalerträge bis zu diesem Betrag steuerfrei. Zudem können bestimmte Zertifikate, die für langfristige Anlagen konzipiert sind, steuerliche Vorteile bieten, wenn sie in Rentenpläne oder andere steuerlich begünstigte Konten eingebunden werden.
6.4. Besonderheit: Steuerfalle bei Garantie-Zertifikaten
Garantie-Zertifikate bieten zwar Sicherheit durch Rückzahlungsgarantien, können jedoch steuerliche Nachteile mit sich bringen. Wenn der Rückzahlungsbetrag die Anschaffungskosten übersteigt, wird dies als Kapitalgewinn behandelt und versteuert, selbst wenn der reale Gewinn minimal ist.
7. Regulatorische Absicherung und Hinweise: Ihr Schutz als Anleger
Die Investition in Zertifikate erfordert Vertrauen – nicht nur in den Markt, sondern auch in die gesetzlichen Rahmenbedingungen. In Deutschland gibt es mehrere Mechanismen, die Sie als Anleger schützen.
7.1. Welche Behörden regulieren den Markt?
Die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) ist die zentrale Behörde in Deutschland, die für die Regulierung und Überwachung von Finanzprodukten, einschließlich Zertifikaten, zuständig ist. Sie stellt sicher, dass Emittenten transparente und rechtskonforme Informationen bereitstellen.
7.2. Gibt es eine Einlagensicherung für Zertifikate?
Leider nein. Zertifikate sind schuldrechtliche Forderungen gegenüber dem Emittenten und unterliegen nicht der Einlagensicherung. Das bedeutet, dass Ihr Kapital bei einer Insolvenz des Emittenten nicht geschützt ist. Dieses Risiko ist als Emittentenrisiko bekannt und sollte nicht unterschätzt werden.
7.3. Woran erkennen Sie vertrauenswürdige Emittenten?
- Bonitätsrating: Achten Sie auf das Rating des Emittenten durch renommierte Agenturen wie Moody’s oder Standard & Poor’s. Eine gute Bonität reduziert das Risiko eines Zahlungsausfalls.
- Transparenz: Seriöse Emittenten stellen klare und detaillierte Produktinformationen bereit.
- Zertifikatefinder: Plattformen wie die Börse Stuttgart (EUWAX) bieten Tools, mit denen Sie die Qualität und Konditionen von Zertifikaten vergleichen können.
7.4. Rechtliche Hinweise für Kleinanleger
Zertifikate unterliegen den gesetzlichen Vorgaben der MiFID II-Richtlinie, die Anlegerrechte stärken soll. Dazu gehört unter anderem:
- Geeignetheitserklärung: Banken müssen prüfen, ob ein Zertifikat zu Ihrem Anlageprofil passt.
- Informationspflichten: Emittenten müssen die Risiken und Bedingungen der Produkte klar und verständlich darstellen.
8. Marktrisiken und Szenarienanalyse: Was passiert bei starken Marktbewegungen?
Zertifikate sind eng mit der Entwicklung des Basiswerts verknüpft. Doch was passiert, wenn die Märkte stark schwanken oder unerwartete Ereignisse eintreten? Hier sind einige typische Szenarien und ihre Auswirkungen auf verschiedene Zertifikatstypen.
8.1. Szenario 1: Starke Volatilität an den Märkten
Volatile Märkte können für einige Zertifikate sowohl Chancen als auch Risiken mit sich bringen:
- Index-Zertifikate: Diese profitieren von positiven Marktbewegungen, sind jedoch genauso anfällig für Kursverluste. In turbulenten Märkten kann es zu erheblichen Wertschwankungen kommen.
- Knock-Out-Zertifikate: Bei hoher Volatilität steigt das Risiko, dass der Kurs des Basiswerts die Knock-Out-Schwelle erreicht, wodurch das Zertifikat sofort wertlos wird.
8.2. Szenario 2: Ein plötzlicher Marktcrash
Ein Crash kann besonders problematisch für Zertifikate mit Hebelwirkung sein:
- Discount-Zertifikate: Der Risikopuffer durch den Rabatt auf den Basiswert kann Verluste mindern, jedoch nicht vollständig vermeiden.
- Bonus-Zertifikate: Der Schutzmechanismus greift nur bis zu einer bestimmten Barriere. Fällt der Basiswert darunter, verlieren Anleger ihre Bonusrendite.
8.3. Szenario 3: Unerwartete politische oder wirtschaftliche Ereignisse
Geopolitische Spannungen, Änderungen der Zinspolitik oder Wirtschaftskrisen wirken sich oft auf bestimmte Basiswerte aus:
- Rohstoffbasierte Zertifikate: Diese reagieren sensibel auf geopolitische Ereignisse, wie Kriege oder Handelsbeschränkungen.
- Aktienbasierte Zertifikate: Wirtschaftliche Abschwünge können Kursverluste bei den zugrunde liegenden Aktien verursachen, was sich direkt auf das Zertifikat auswirkt.
8.4. Wie können Sie sich absichern?
- Diversifikation: Streuen Sie Ihr Kapital auf verschiedene Zertifikate und Basiswerte, um das Risiko zu minimieren.
- Stabile Basiswerte wählen: Wählen Sie Basiswerte mit geringer Volatilität, wenn Sie ein konservativer Anleger sind.
- Marktentwicklung im Blick behalten: Verfolgen Sie regelmäßig Nachrichten und Analysen, um auf mögliche Risiken vorbereitet zu sein.
9. Zertifikate im Abo
Sparpläne auf Zertifikate können interessant sein, wenn sie ihre Altersvorsorge schon gut mit festverzinslichen Papieren abgesichert haben und jetzt bereit sind, etwas höhere Risiken für mehr Rendite einzugehen.
10. Ergänzung oder Frage von Ihnen?
Können Sie etwas zu obigem Beitrag ergänzen? Oder ist eine Frage bei Ihnen unbeantwortet geblieben? Haben Sie einen Fehler gefunden?
Gibt es eine Frage zum Beitrag, etwas zu ergänzen oder vielleicht sogar zu korrigieren?
Fehlt etwas im Beitrag? ... Jeder kleine Hinweis/Frage bringt uns weiter und wird in den Text eingearbeitet. Vielen Dank!
11. Im Zusammenhang interessant
11.1. Interessante Fakten zu Zertifikaten
- Erstes Zertifikat der Welt: Das erste Finanzzertifikat wurde in den 1980er Jahren von der Deutschen Bank aufgelegt.
- „Knock-Out“-Begriff aus der Boxwelt: Knock-Out-Zertifikate erhielten ihren Namen aufgrund ihres „K.O.-Effekts“ bei Kursverlust – ein humorvoller, aber treffender Begriff.
- Unbegrenzte Laufzeit: Einige Partizipationszertifikate laufen tatsächlich unendlich lange, bis der Emittent sie freiwillig kündigt.
- Hohe Emittentenkonzentration: Über 60 % aller Zertifikate in Deutschland werden von nur drei großen Banken ausgegeben.
- Discount-Zertifikate in Seitwärtsmärkten im Vorteil: Studien zeigen, dass diese Zertifikate bei stagnierenden Märkten oft besser abschneiden als klassische Fonds.
11.2. Artikel
- Regel Nummer 1: Vermeiden Sie Verluste
- Regel Nummer 2: Die Geldanlage streuen
- Regel Nummer 3: Verfügbarkeit berücksichtigen
- Für alle Geldanlagen gilt: Mehr Ertrag – mehr Risiko
- Sparplan-Vergleich: Welcher Sparplan ist der Beste?
- Was bedeutet Rendite?
➔ Zur Themenseite: Grundwissen zur Geldanlage
Geldanlage in ETF (Indexfonds): Grundlegende Strategie, Tipps und Empfehlungen
In der facettenreichen Welt der Geldanlagen bieten Exchange-Traded Funds (ETFs) eine attraktive Mischung aus Einfachheit, Kosteneffizienz und Diversifikation. Dieser umfassende Artikel beleuchtet die Schlüsselaspekte von ETFs, darunter ihre Funktionsweise, die Vorteile und Risiken sowie die neuesten Trends und technologischen Entwicklungen, die den ETF-Markt prägen. Egal, ob Sie ein erfahrener Investor sind oder gerade erst Ihre Reise in die Welt der Finanzen beginnen, unser Leitfaden wird Ihnen tiefe Einblicke und wertvolle Informationen bieten, um Ihre Investitionsentscheidungen zu informieren und zu optimieren.
In diesem Artikel finden Sie ETF bzw. Indexfonds grundsätzlich erläutert, sicherheitsrelevante Auswahlkriterien, Aufteilungsstrategien, Fondsempfehlungen und kostengünstige Anlagemöglichkeiten.
Festgeld – worauf beim Abschluss zu achten ist
Wer träumt nicht davon, sein Geld sicher zu parken und dabei auch noch anständig zu verdienen? Festgeld scheint da auf den ersten Blick wie die goldene Mitte – stabil, planbar und ohne all die nervenaufreibenden Schwankungen des Aktienmarkts. Doch wenn man genauer hinsieht, merkt man schnell: Nicht alles, was glänzt, ist Gold. Von automatischen Wiederanlagen bis zur gnadenlosen Inflation gibt es hier einige Fallstricke, die man kennen sollte. Lassen Sie uns einen genaueren Blick auf die Chancen, Risiken und sinnvolle Laufzeiten werfen – für eine Geldanlage, die wirklich zu Ihnen passt.
Wir klären auf, was alles beim Abschluss von Festgeld zu beachten ist.
Anleihen kaufen? Ganz einfach mit diesen drei Schritten
Alles Neue ist erst einmal schwierig. Der Markt für festverzinsliche Wertpapiere ist unübersichtlich. Banken nennen oft nur auf direkte Anfrage die Möglichkeit der Anlage in (ihnen wenig Provision bringende) Anleihen. Außerdem konkurrieren die Wertpapiere anderer Emittenten mit den Sparangeboten des eigenen Hauses.
Von daher sind Sie auf sich selbst angewiesen, im Anleihendickicht die Perlen zu entdecken.
Lesen Sie hier, wie einfach es ist, in 3 Schritten Anleihen zu kaufen - auch ohne ein Finanzprofi zu sein!
Tagesgeld – was beachten? Ihr umfassender Ratgeber
In der heutigen Finanzwelt suchen immer mehr private Anleger nach sicheren und flexiblen Möglichkeiten, ihr Erspartes zu verwalten. Ein Tagesgeldkonto stellt dabei eine attraktive Option dar, die sowohl Sicherheit als auch Liquidität bietet. Doch was genau ist ein Tagesgeldkonto und was sollten Sie dabei beachten? In diesem umfassenden Artikel beleuchten wir die Bedeutung von Tagesgeldkonten für private Anleger in Deutschland und geben Ihnen einen kurzen Überblick über die vielfältigen Vorteile aber auch die kritischen Aspekte, die diese Anlageform mit sich bringt.