Zahlungslösungen für Marktplätze: Welche ist die richtige?

Ob analog oder digital, Marktplatzzahlungen sind eine zentrale Komponente auf Märkten aller Art. Das gilt für den gewöhnlichen Wochenmarkt ebenso wie für Marktplätze auf Internetplattformen. Anbieter wie Etsy, AliExpress und Amazon führen Verkäufer und potenzielle Kunden zusammen. Laut einer Umfrage fanden 2023 mehr als ein Drittel aller Online-Käufe auf solchen Plattformen statt. Sie gewinnen immer mehr Bedeutung im Vergleich mit Händlerwebseiten und Online Shops. Deshalb sind effiziente und transparente Zahlungssysteme von besonderer Wichtigkeit, die den Bedingungen von Online-Marktplätzen gerecht werden. Im Folgenden wird ein genauerer Blick auf gängige Marktplatz-Zahlungslösungen geworfen. Welche Vor- und Nachteile sind mit ihnen verbunden, und welche Funktionen sollten die Zahlungssysteme bieten?

Zahlungslösungen für Marktplätze

Kurz zusammengefasst

  • Definition von Marktplatz-Zahlungen: Online-Marktplätze fungieren als Drittanbieter-Plattformen, die Anbieter und Käufer zusammenbringen. Die Zahlungsabwicklung erfolgt über Systeme, die Finanzströme zwischen Anbieter, Kunde und Plattform regulieren.​
  • Provisionen: Marktplätze finanzieren sich durch Provisionen, die variabel, fest oder kombiniert sein können. Zahlungssysteme müssen diese zuverlässig berechnen und abführen.​
  • Split-Payment-Funktionen: Bei Käufen von Produkten verschiedener Anbieter in einem Warenkorb teilen automatisierte Split-Payment-Lösungen die Rechnungssumme entsprechend auf und berücksichtigen dabei auch den Provisionsabzug.​
  • Auszahlungen: Zahlungslösungen sollten sichere und kontrollierte Auszahlungen an Verkäufer ermöglichen, entweder regelmäßig oder auf Anfrage.​
  • Zahlungsoptionen: Die Attraktivität eines Marktplatzes steigt mit der Anzahl und Zuverlässigkeit der angebotenen Bezahlmethoden, wie Kredit-/Debitkarten, Sofortüberweisung, Kauf auf Rechnung, digitale Geldbörsen, Kryptowährungen, manuelle Banküberweisungen und SEPA-Lastschrift.​
  • Moderne Zahlungslösungen: Erfahrene Zahlungsanbieter bieten maßgeschneiderte Systeme, die den Anforderungen von Online-Marktplätzen entsprechen und Sicherheitsstandards wie PSD2, PCI DSS und PSD3 einhalten.

Details und Erläuterungen zu allen Punkten im weiteren Artikel.

Was versteht man unter Marktplatz-Zahlungen

Online Marktplätze sind Drittanbieter-Plattformen, die Anbieter und Käufer von Produkten zusammenführen. Es gibt sowohl spezialisierte Plattformen für Second-Hand-Kleidung, Vintage Möbel und andere Artikel, als auch universelle Marktplätze für Objekte aller Art. Um die finanzielle Transaktionen abzuwickeln, sind Online-Zahlungssysteme erforderlich, die die Finanzströme zwischen Anbieter, Kunde und Plattform zuverlässig regulieren. Während auf klassischen E-Commerce-Seiten die Zahlungen unmittelbar zwischen Händler und Käufer abgewickelt werden, sind die Zahlungsströme auf Marktplätzen komplexer. Wenn eine Zahlung erfolgt, geht das Geld zunächst an den Marktplatz, der eine Provision berechnet und abzieht und den Restbetrag an den Verkäufer ausschüttet. Deshalb benötigt ein Marktplatz-Zahlungssystem nicht nur ein einfaches Zahlungsgateway, sondern Funktionen für Split Payments, Provisionen sowie Aus- und Einzahlungen.

Berechnung und Abzug von Marktplatz-Provisionen

Verkaufsplattformen wie Amazon finanzieren sich durch Provisionen an getätigten Verkäufen oder ausgeführten Dienstleistungen. Daher braucht man ein Marktplatz-Zahlungssystem, das die Provision zuverlässig berechnet und abführt. Dabei unterscheidet man drei Arten von Provisionen:

  • Bei variablen Provisionen wird ein prozentualer Anteil am Verkaufserlös erhoben, zum Beispiel fünf Prozent.
  • Bei festen Provisionen wird für jede Transaktion ein fester Betrag berechnet. Dies lohnt sich vor allem für niedrigpreisige Produkte.
  • Bei kombinierten Provisionen wird auf der Grundlage des Transaktionswerts eine Kombination aus einem prozentualen Anteil und einem festen Betrag berechnet.

Die Marktplatz-Zahlungssysteme berechnen auf der Grundlage der Vorgaben der Plattform die Gebühren für jede Transaktion. Anschließend wird die Provision vom eingegangenen Zahlungsbetrag abgezogen. Der Restbetrag wird an den Dienstleister oder Verkäufer ausgeschüttet.

Split-Payment-Funktionen

Ein Online-Marktplatz kooperiert mit einer Fülle verschiedener Anbieter. So kann ein Kunde mehrere Produkte verschiedener Anbieter in seinem Warenkorb platzieren. Die Zahlung erfolgt aber zunächst im Ganzen. Im Anschluss an den Zahlungseingang muss die Rechnungssumme dann unter den Verkäufern aufgeteilt werden. Diese Aufgabe übernehmen automatisierte Split-Payment-Lösungen. Sie berücksichtigen nicht nur die Kaufpreisaufteilung, sondern auch den Abzug der Provision.

Auszahlungen auf Online-Marktplätzen

Eine besonders wichtige Funktion von Marktplatz-Zahlungslösungen ist die Durchführung von Auszahlungen an die Verkäufer. Dabei muss für einen sicheren und kontrollierten Geldfluss gesorgt werden. Der Online-Marktplatz kann regelmäßige Auszahlungstermine in wöchentlichen oder monatlichen Abständen festlegen. Alternativ können die Verkäufer und Dienstleister bei der Plattform manuelle Auszahlungen beantragen. Das Guthaben des Verkäuferkontos kann aber nicht nur zur Transferierung auf ein angegebenes Bankkonto genutzt werden, sondern auch für Einkäufe auf dem Marktplatz.

Zahlungsoptionen für Online-Marktplätze

Die Attraktivität eines Online-Marktplatzes hängt unter anderem von der Anzahl und Zuverlässigkeit der angebotenen Bezahloptionen ab. Die angebotenen Zahlungslösungen können je nach Zielgruppe oder Region variiert werden. Gängige Methoden sind:

  • Kredit- und Debitkarten gelten als sichere Zahlungsvariante und ermöglichen eine schnelle Abwicklung.
  • Eine Sofortüberweisung bietet insbesondere für den Verkäufer ein Maximum an Sicherheit, da ausbleibende Zahlungen nach einer Lieferung ausgeschlossen sind. Besonders praktisch für die Umsetzung sind Open-Banking-Zahlungen, die direkt zwischen zwei Konten erfolgen.
  • Ein Kauf auf Rechnung ermöglicht, dem Käufer eine längere Zahlungsfrist einzuräumen. Dies funktioniert auch mit Bezahlsystemen wie Klarna und Afterpay.
  • Digitale Geldbörsen wie Google Pay, Apple Pay und PayPal geben dem Käufer die Möglichkeit, Online-Zahlungen durchzuführen, ohne ein Bankkonto angeben zu müssen.
  • Die Zahlung in Kryptowährungen wie Bitcoin wird vor allem von neuen Online-Marktplätzen eingeräumt. Es besteht allerdings das Problem, dass nicht nur der Kunde über Kryptowährungen verfügen muss, sondern der Verkäufer sie auch akzeptieren und das Risiko von Wertschwankungen tragen muss.
  • Manuelle Banküberweisungen ermöglichen eine gute Kontrolle über Empfang und Verteilung der Rechnungssumme. Allerdings ist diese Lösung für wachsende Online-Marktplätze arbeits- und zeitintensiv. Außerdem können für den Nutzer Bankgebühren bei Überweisungen anfallen.
  • Eine SEPA-Lastschrift ist ein praktisches Zahlungsverfahren, das insbesondere von Stammkunden eines Online-Marktplatzes genutzt wird. Allerdings dauern die Überweisungen im Durchschnitt ein bis zwei Werktage.

Moderne Zahlungslösungen für Online-Marktplätze

Zwischenfazit: Wer ein Zahlungssystem für einen Online-Marktplatz einrichten möchte, sollte einen erfahrenen und zuverlässigen Marktplatz-Zahlungsanbieter wählen. Er sollte maßgeschneiderte Zahlungssysteme anbieten und alle Voraussetzungen für manuelle und digitale Banküberweisungen schaffen. Plattformen sollten sich für ein Zahlungssystem entscheiden, das präzise mit den angebotenen Marktplatz-Funktionen abgestimmt ist. Außerdem sollten verschiedene Zahlungsoptionen bei Bedarf hinzugefügt werden können.

Die Entwicklung eines maßgeschneiderten Zahlungssystems erfordert fachliches Know-how und hohe Kosten. Zudem müssen Lizenzen von Aufsichtsbehörden erworben werden, um Zahlungen eigenständig verarbeiten zu dürfen. Deshalb wird empfohlen, auf die Lösungen von Anbieter zurückzugreifen, die mit Sicherheit und Compliance überzeugen und die Vorgaben von PSD2, PCI DSS und PSD3 einhalten.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Auswahl der richtigen Zahlungslösung

Die Wahl der passenden Zahlungslösung ist für Marktplatzbetreiber eine strategische Kernentscheidung. Eine Checkliste wichtiger Kriterien hilft dabei, systematisch die Angebote zu bewerten:

  • Kosten und Gebühren: Analysieren Sie das Preismodell des Anbieters. Typischerweise fallen Transaktionsgebühren (prozentualer Anteil und/oder fixer Betrag) an; manche erheben zusätzlich Grundgebühren oder Gebühren für Auszahlungen. Lassen Sie sich nicht nur von scheinbar niedrigen Prozentsätzen blenden – prüfen Sie alle Kostenpunkte​. Ein „günstiger“ Anbieter ohne monatliche Gebühr kann z.B. hohe Gebühren für Auslandszahlungen oder Chargeback-Bearbeitung haben. Kalkulieren Sie die Auswirkungen der Gebühren auf Ihre Marge und vergleichen Sie volumenabhängige Rabatte, falls Ihr Marktplatz schnell wächst​
  • Skalierbarkeit und globale Reichweite: Wählen Sie einen Payment-Partner, der mit Ihrem Wachstum mithalten kann. Große Zahlungsdienstleister (PSPs) mit globaler Infrastruktur sind in vielen Ländern verfügbar und unterstützen Dutzende Währungen​. Das ist wichtig, falls Ihr Marktplatz international expandiert oder das Transaktionsvolumen stark steigt. Anbieter wie Stripe, Adyen oder PayPal verfügen z.B. über erprobte Systeme, die auch bei hohem Aufkommen stabil laufen. Durch diese Skalierbarkeit vermeiden Sie einen späteren Wechsel des Zahlungssystems, der kostspielig und zeitraubend wäre.
  • Unterstützte Zahlungsmethoden: Listen Sie auf, welche Zahlungsarten Ihre Kunden erwarten (z.B. Kreditkarten, Lastschrift, PayPal, lokale Zahlungsmittel). Der gewählte Zahlungsdienstleister sollte diese möglichst alle unterstützen​. Je breiter das Spektrum – von Kreditkarte über E-Wallets (wie Apple Pay, Google Pay) bis zu lokalen Optionen – desto weniger Kaufabbrüche riskieren Sie. Achten Sie auch auf Funktionen wie Split Payments (Aufteilen einer Transaktion zwischen Marktplatz und Verkäufer) und Treuhandfunktionen, die für Marktplatz-Modelle wichtig sind.
  • Integration und technische Anforderungen: Die Zahlungslösung sollte eine leicht verständliche Programmierschnittstelle (API) bieten, damit Ihre Entwickler sie nahtlos in den Marktplatz einbinden können. Eine modulare API erlaubt es, Zahlungsfunktionen flexibel anzupassen und zu erweitern​. Stellen Sie sicher, dass der Anbieter Multi-Währungs-Unterstützung bietet, falls Sie international verkaufen – d.h. Zahlungen in verschiedenen Währungen akzeptieren und konvertieren kann​. Technische Dokumentation, SDKs und Plugins des Anbieters sind ebenfalls hilfreich, um den Integrationsaufwand gering zu halten.
  • Rechtliche Konformität: Prüfen Sie, ob der Zahlungsanbieter alle aktuellen Regulierungen erfüllt. In der EU sind insbesondere die Payment Services Directive 2 (PSD2) und Anti-Geldwäsche-Vorgaben relevant. Ein guter Anbieter integriert KYC-Prozesse (Know Your Customer für Verkäufer) und ggf. KYB (Know Your Business für Firmen) zur Verifizierung der Nutzer​. So stellen Sie sicher, dass Anforderungen wie starke Kundenauthentifizierung (SCA) und Geldwäscheprävention erfüllt werden, ohne dass Sie selbst hohen Aufwand betreiben müssen.
  • Auszahlungsfunktionen für Verkäufer: Für einen Marktplatz ist entscheidend, wie Gelder an die Verkäufer ausgezahlt werden. Idealerweise bietet die Zahlungslösung flexible Auszahlungen – etwa automatische tägliche oder wöchentliche Überweisungen, die Möglichkeit zu sofortigen Auszahlungen und Unterstützung verschiedener Auszahlungswege (Bankkonto, Debitkarte, u. U. digitale Wallet)​. Achten Sie darauf, dass Verkäufer ihr Geld in ihrer lokalen Währung erhalten können, um Wechselkursverluste zu vermeiden​. Einige Anbieter (z.B. Stripe Connect) erlauben es, Zahlungen an Verkäufer in über 25 Ländern automatisiert in lokaler Währung zu senden​. Andere Lösungen erfordern ggf., dass Verkäufer ein eigenes Konto beim Zahlungsanbieter führen (Beispiel: PayPal-Commerce, wo das Geld zuerst auf dem PayPal-Account des Verkäufers landet). Vergleichen Sie diese Modelle und überlegen Sie, was für Ihre Verkäufer am bequemsten ist.
  • Sicherheit und Betrugsschutz: Die Payment-Lösung muss höchstmögliche Sicherheit bieten – sowohl für Daten als auch für Transaktionen. Achten Sie auf PCI-DSS-Zertifizierung (ein Sicherheitsstandard zum Schutz von Kartendaten) und darauf, dass der Anbieter Verschlüsselung sämtlicher Zahlungsdaten gewährleistet. Gute Payment-Anbieter bieten eingebaute Betrugserkennungssysteme, oft mit KI-Unterstützung, um verdächtige Transaktionen in Echtzeit zu erkennen​. Features wie 3D Secure 2 (eine Zwei-Faktor-Authentifizierung für Kartenzahlungen) erhöhen die Sicherheit zusätzlich und sind für europäische Zahlungen aufgrund PSD2 verpflichtend. Kurz gesagt sollte die Lösung sicher und zuverlässig sein, ohne jedoch ehrliche Kunden durch zu viele Hürden abzuschrecken.
  • Benutzerfreundlichkeit & Support: Nicht zuletzt spielen Benutzererfahrung und Support eine Rolle. Eine reibungslose Checkout-Erfahrung – z.B. optimierte mobile Bezahlfenster, lokale Sprach- und Währungsanzeige – erhöht die Abschlussrate. Fragen Sie auch nach dem Kundenservice des Payment-Providers: Schnelle Erreichbarkeit bei Problemen, unterstützende Account Manager und klare Dokumentation sind Gold wert, insbesondere während der Integration. Ein häufiger Tipp ist, auf Bewertungen und Erfahrungen anderer Händler mit dem Anbieter zu achten, um dessen Zuverlässigkeit einschätzen zu können.

Haben Sie diese Kriterien abgehakt, sollten nur Lösungen in die engere Wahl kommen, die sämtlichen Muss-Anforderungen genügen. Im Zweifel lohnt es sich, einen kleinen Testlauf oder eine Sandbox-Integration durchzuführen, um die Abläufe in der Praxis zu prüfen. Viele erfolgreiche Marktplatz-Betreiber setzen heute auf spezialisierte Payment-Anbieter, die Marktplatz-Funktionen out-of-the-box bieten. Beispiele sind Stripe Connect, Braintree, PayPal Commerce Platform, Mangopay oder Adyen for Platforms, die alle auf die Abwicklung von Zahlungen zwischen mehreren Parteien ausgelegt sind​. Diese etablierten Anbieter erfüllen in der Regel die genannten Kriterien und wachsen mit Ihrem Marktplatz mit.

Kunden- und Verkäuferperspektive

Bei der Auswahl von Zahlungsmethoden sollte man sowohl die Erwartungen der Kunden als auch die Bedürfnisse der Verkäufer berücksichtigen. Ein Marktplatz bringt beide Seiten zusammen – und das Zahlungssystem muss für beide Seiten komfortabel und vertrauenswürdig sein.

Bevorzugte Zahlungsmethoden in verschiedenen Ländern

Je nach Land unterscheiden sich die Zahlungsgewohnheiten der Kunden deutlich. Was in einem Markt üblich ist, kann in einem anderen kaum genutzt werden.

  • Beispielsweise nutzt in den Niederlanden über die Hälfte der Online-Käufer das lokale Online-Banksystem iDEAL als primäre Zahlungsmethode​.
  • In Deutschland sind dagegen PayPal, SEPA-Lastschrift und Sofortüberweisung (Klarna) sehr beliebt​ – traditionelle Rechnungskäufe spielen online ebenfalls noch eine Rolle.
  • In den USA dominieren Kreditkarten (allen voran Visa, MasterCard und American Express), gefolgt von PayPal als digitaler Wallet​.
  • In Brasilien wiederum zahlen viele Kunden online über Boleto Bancário, ein Barzahlungs-Voucher-System, bei dem man online kauft und dann mit einem Zahlschein z.B. im Laden oder per Online-Banking bezahlt​.

Diese Beispiele zeigen: Jede Region hat bevorzugte Zahlungsmittel, sei es aus Gewohnheit, aufgrund der verfügbaren Infrastruktur oder kulturellem Vertrauen in bestimmte Verfahren. Kunden wählen bevorzugt die Methode, die sie als sicher und bequem empfinden. So schätzen deutsche Käufer oft die Sicherheit der Zahlung auf Rechnung (erst Ware, dann bezahlen), während in China z.B. mobile Wallets wie Alipay und WeChat Pay dominieren, weil Smartphones dort das zentrale Zahlungsmittel sind und diese Dienste weit verbreitet sowie einfach zu bedienen sind.

Für Marktplatzbetreiber bedeutet das:

Um international erfolgreich zu sein, sollte das Angebot an Zahlungsmethoden an die lokalen Präferenzen angepasst werden.

Fehlt die favorisierte Option, brechen viele Kunden den Kaufvorgang ab – eine Studie zeigt, dass Kunden den Kauf abbrechen, wenn ihre bevorzugte Zahlmethode nicht angeboten wird​. Deshalb lautet die Devise:

Kenne deine Zielgruppe und biete mindestens die Top-2- oder Top-3-Zahlungsmethoden jedes Marktes an.

Auszahlungsmöglichkeiten aus Verkäufersicht

Verkäufer auf Ihrem Marktplatz achten besonders darauf, wie und wann sie ihr Geld erhalten. Unterschiedliche Zahlungsanbieter haben hier verschiedene Ansätze. Einige Lösungen (z.B. Stripe Connect oder Adyen) zahlen Verkaufserlöse automatisch auf das Bankkonto der Verkäufer aus – meist in festgelegten Intervallen (täglich, wöchentlich) oder ab Erreichen einer Mindestsumme. Idealerweise kann der Verkäufer den Auszahlungsrhythmus mitbestimmen. Globale Anbieter unterstützen dabei meist Auszahlungen in der Landeswährung des Verkäufers, was ein großer Vorteil ist​. Andere Payment-Plattformen arbeiten mit digitalen Wallet-Accounts: Der Verkäufer sammelt sein Guthaben auf einem Konto beim Zahlungsanbieter und muss es selbst auf sein Bankkonto transferieren.

PayPal funktioniert zum Beispiel so – das Geld geht zunächst auf das PayPal-Konto des Verkäufers, von dort kann er es manuell auf sein Bankkonto abbuchen (wobei geringe Gebühren und Wartezeiten anfallen können). Aus Verkäufersicht sind Kriterien wie Auszahlungsgeschwindigkeit, Gebühren und Handhabung wichtig. Sie als Marktplatzbetreiber können die Attraktivität Ihres Angebots für Verkäufer steigern, indem Sie eine Zahlungslösung wählen, die transparente Gebühren hat und schnelle Auszahlungen erlaubt. Manche Anbieter bieten sogar Echtzeit-Auszahlungen gegen eine kleine Zusatzgebühr an, was für Verkäufer in Bedarfslagen (z.B. Lieferanten zahlen oder Betriebskapital) sehr wertvoll sein kann.

Ein weiterer Punkt ist die Payout-Methodik: Bei internationalen Marktplätzen sollten Verkäufer möglichst ohne eigenes Fremdwährungskonto auskommen – der Zahlungsanbieter übernimmt die Umrechnung. Summiert man diese Aspekte, ergibt sich: Ein Zahlungssystem, das Verkäufer zuverlässig, zügig und in ihrer präferierten Form bezahlt, fördert deren Zufriedenheit und Bindung an den Marktplatz.

Einfluss der Zahlungsmethode auf Kaufentscheidungen (Conversion-Rate)

Die angebotenen Zahlungsoptionen haben erwiesenermaßen großen Einfluss darauf, ob ein Besucher den Kauf abschließt.

Zum einen geht es um Vertrauen: Bekannte und bewährte Zahlungsmarken (wie z.B. Visa, Mastercard, PayPal) schaffen Vertrauen – der Kunde weiß, was ihn erwartet, und fühlt sich sicherer, seine Zahlungsdaten einzugeben.

Zum anderen ist es die Bequemlichkeit: Je einfacher der Bezahlvorgang, desto höher die Wahrscheinlichkeit eines Kaufabschlusses. Ein schneller One-Click-Checkout (etwa mit gespeicherten Kartendaten oder Wallets wie Apple Pay) verringert die Abbruchrate deutlich, besonders auf Mobilgeräten. Marktplatzbetreiber können die Conversion-Rate steigern, indem sie strategisch auf die richtigen Zahlungsmethoden setzen und den Checkout-Prozess optimieren.

Ein Ansatz ist, wie oben beschrieben lokale Favoriten einzubinden – etwa Rechnungskauf in DACH-Region, iDEAL in den Niederlanden oder OXXO in Mexiko – sodass Kunden sich nicht extra registrieren oder umständlich zahlen müssen.

Auch das Anbieten von Ratenzahlung oder Buy Now, Pay Later (BNPL)-Optionen kann zögernde Kunden zum Kauf motivieren: Händler berichten von einer besseren Konversionsrate und höheren Durchschnittsbons, wenn sie BNPL als Zahlungsmethode anbieten​. Diese „Kaufe jetzt, zahle später“-Modelle erlauben es Kunden, den Kauf in Raten oder verzögert zu zahlen, was kostspielige Produkte erschwinglicher erscheinen lässt. Wichtig ist jedoch, BNPL verantwortungsvoll einzusetzen (dazu mehr in Abschnitt 3).

Daneben verbessern Usability-Details die Kaufabschlussrate: z.B. ein übersichtliches Checkout-Formular, das keine unnötigen Eingaben erfordert, mehrere Sprachen/Währungen unterstützt und dem Kunden alle Infos (Endpreis, ggf. Gebühren) transparent anzeigt. Abschließend kann man sagen: Jede zusätzliche, relevante Zahlungsoption und jeder Optimierungsschritt im Bezahlprozess kann helfen, mehr Besucher in zahlende Kunden zu verwandeln – ein zentraler Hebel für den Marktplatzerfolg.

Zukunftstrends im Bereich Marktplatz-Zahlungen

Die Zahlungslandschaft entwickelt sich ständig weiter. Neue Technologien und Regulierungen schaffen sowohl Chancen als auch Herausforderungen für Online-Marktplätze. Im Folgenden einige wichtige Trends, die die Zukunft von Marktplatz-Zahlungen prägen könnten:

Blockchain-basierte Zahlungen und Kryptowährungen

Blockchain-Technologie gilt bei manchen Playern am Markt als potenzieller Gamechanger im Zahlungsverkehr. Durch dezentrale Kryptowährungen oder auf Blockchain basierende Stablecoins könnten Transaktionen in Zukunft schneller und mit geringeren Gebühren abgewickelt werden, da klassische Intermediäre (Banken, Kartennetzwerke) umgangen werden​. Für globale Marktplätze ist insbesondere interessant, dass grenzüberschreitende Zahlungen über Blockchain in Echtzeit erfolgen können und Währungsumtausch unmittelbarer passiert.

Zusätzlich ermöglichen Smart Contracts (selbstausführende Verträge auf Blockchain-Basis) neuartige Zahlungslogiken – zum Beispiel könnte ein Smart Contract das Geld eines Käufers treuhänderisch halten und automatisch an den Verkäufer freigeben, sobald die Ware als geliefert bestätigt wird. Dies würde vertrauenswürdige Transaktionen ohne einen Mittelsmann ermöglichen. Allerdings stehen blockchain-basierte Lösungen noch am Anfang: Die Akzeptanz von Kryptowährungen als Zahlungsmittel ist begrenzt, Kursvolatilität und regulatorische Unsicherheiten (z.B. steuerliche Behandlung, Lizenzierung) stellen Risiken dar.

Es zeichnet sich jedoch ab, dass Fintech-Innovationen in diesem Bereich zunehmen – einige Marktplätze experimentieren bereits mit der optionalen Bezahlung in Bitcoin & Co. In den nächsten Jahren könnte die Integration von Krypto-Zahlungsoptionen an Bedeutung gewinnen, vor allem wenn stabile Digitalwährungen (wie digitale Zentralbankwährungen oder Stablecoins) sich durchsetzen. Siehe auch:

KI-gestützte Betrugserkennung

Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning spielen eine immer größere Rolle, um Zahlungen sicherer und effizienter zu machen. Insbesondere im Bereich Betrugsprävention helfen KI-Systeme dabei, aus riesigen Datenmengen Muster zu erkennen, die auf betrügerische Aktivitäten hindeuten. Klassische Betrugserkennung arbeitete mit starren Regeln (z.B. Blacklists, Limits); moderne KI-Lösungen können hingegen in Echtzeit ungewöhnliche Transaktionsmuster erkennen und automatisch eine Überprüfung oder Sperrung auslösen​.

Für Marktplätze mit hohem Transaktionsaufkommen ist das ein Segen: Automatisierte Systeme filtern potenziellen Betrug heraus, bevor Schaden entsteht, und können sich dynamisch an neue Betrugsmuster anpassen. Konkret bedeutet dies z.B., dass ein plötzlicher Kaufanstieg eines neuen Verkäufers oder Zahlungen aus ungewöhnlichen Ländern sofort hinterfragt werden, weil sie vom „normalen“ Muster abweichen. KI kann zudem zwischen legitimen Ausreißern und tatsächlichem Betrug besser unterscheiden, wodurch False Positives (fälschliche Alarmierung) reduziert werden – ehrliche Kunden werden also seltener blockiert. Auch jenseits der Betrugsvermeidung findet KI Anwendung: etwa bei personalisierter Zahlungserfahrung (dynamisch bevorzugt angebotene Methoden je nach Kunde) oder bei automatisierter Support-Chatbots rund ums Bezahlen. Insgesamt wird erwartet, dass KI die Zahlungssysteme noch sicherer, schneller und smarter macht. Marktplatzbetreiber profitieren, indem sie diese fortschrittlichen Schutzmechanismen oft als integrierten Service von Payment-Providern bekommen, ohne selbst entsprechende Infrastruktur entwickeln zu müssen.

Open Banking und Konto-zu-Konto-Zahlungen

Open Banking bezeichnet die Öffnung der Bankensysteme über standardisierte Schnittstellen (APIs), sodass Drittanbieter – mit Zustimmung der Kunden – auf Bankdaten zugreifen und Zahlungen anstoßen können. Für Marktplätze eröffnet Open Banking die Möglichkeit, Direktüberweisungen vom Bankkonto des Käufers zum Verkäufer durchzuführen, ohne den Umweg über Karten oder E-Wallets. Konkret kann ein Kunde z.B. im Checkout seine Bank auswählen und die Bezahlung direkt via Online-Banking freigeben. Der Vorteil: Diese A2A-Zahlungen (Account-to-Account) sind oft günstiger und schneller, da Gebühren der Kartensysteme entfallen und das Geld unmittelbar von einem Konto zum anderen fließt​.

In der EU verlangt PSD2 von Banken, solche Schnittstellen bereitzustellen – was innovative Zahlungsarten wie Sofortüberweisung, Trustly oder Pay-by-Bank begünstigt. Für Marktplätze kann Open Banking gleich doppelt helfen: Zum einen sinken die Transaktionskosten (ein großer Teil der Gebühren heutiger Payments entfällt auf Karteninterchange und Acquirer-Gebühren, die bei einer direkten Überweisung minimiert werden).

Zum anderen ist das Risiko von Chargebacks praktisch nicht vorhanden​ – da der Kunde die Zahlung selbst autorisiert, kann er sie nicht einfach zurückbuchen wie bei einer Kreditkarte. Das erhöht die Zahlungssicherheit erheblich. Außerdem ermöglicht Open Banking einen Zugang zu Finanzdaten, mit dem z.B. automatisiert die Kontodeckung geprüft oder die Identität bestätigt werden kann, was Prozesse wie KYC oder Bonitätsprüfungen vereinfachen könnte. Aktuell steckt die Nutzung von Open-Banking-Zahlungen zwar noch in der Wachstumsphase, aber die Tendenz ist klar: Immer mehr Verbraucher gewöhnen sich daran, direkt per Bankkonto zu zahlen, zumal mit SOFORT, giropay, Trustly, Klarna Bank Transfer und anderen bereits bekannte Dienste verfügbar sind. Marktplätze, die Open-Banking-Zahlungen integrieren, können ihren Kunden eine weitere bequeme Option anbieten und gleichzeitig selbst von effizienteren Zahlungsabläufen profitieren.

„Buy Now, Pay Later“ (BNPL) und Ratenzahlung

Kaufe jetzt, zahle später-Angebote haben in den letzten Jahren einen Boom erlebt und sind besonders im E-Commerce stark im Kommen. Für Marktplätze stellt sich die Frage, ob und wie man BNPL-Modelle einbindet. Die Chancen: BNPL kann zusätzliche Kundengruppen erschließen – z.B. jüngere Käufer, die kein Kreditlimit haben, oder Kunden, die spontan kaufen wollen, obwohl sie gerade nicht flüssig sind. Dadurch lässt sich die Conversion Rate erhöhen und auch der durchschnittliche Bestellwert kann steigen, da Kunden eher höherpreisige Artikel kaufen, wenn die Zahlung in Raten erfolgen kann​.

In einigen Ländern (wie Deutschland) ist das Prinzip nicht neu – der klassische Rechnungskauf ist im Grunde „erst erhalten, später zahlen“ und genießt seit jeher großes Vertrauen. Moderne BNPL-Dienste wie Klarna, Afterpay oder PayPal Pay Later haben den Prozess jedoch digitalisiert und bequemer gemacht: Der Kunde wählt an der Kasse die Option, in x Raten zu zahlen oder nach 30 Tagen zu bezahlen, und der Marktplatz erhält dennoch sofort den vollen Betrag (abzüglich Gebühr) vom BNPL-Anbieter ausgezahlt. Damit trägt der BNPL-Dienst das Ausfallrisiko und verdient an Gebühren oder Zinsen.

Die Risiken von BNPL aus Marktplatz- und Kundensicht sind allerdings nicht zu vernachlässigen: Zum einen kann es Überschuldung bei unbedarften Verbrauchern fördern. Studien zeigen, dass über ein Drittel der BNPL-Nutzer schon Zahlungen versäumt hat​ – viele verlieren leicht den Überblick, wenn sie bei mehreren Shops gleichzeitig „später zahlen“. Wenn Kunden in finanzielle Schwierigkeiten geraten, kann das auch dem Ruf der Plattform schaden (Stichwort verantwortungsvolles Kaufen).

Zum anderen steht BNPL verstärkt unter regulatorischer Beobachtung: Aufsichtsbehörden prüfen, strengere Regeln zum Verbraucherschutz einzuführen, etwa Klarheit bei den Konditionen, Kreditwürdigkeitsprüfungen oder Limits für Gebühren. Für den Marktplatzbetreiber ist wichtig zu wissen, dass die Integration von BNPL meist mit Kosten einhergeht – die Anbieter verlangen eine Provision pro Transaktion, die höher liegt als normale Payment-Gebühren, was Ihre Marge schmälert. Außerdem fügt eine zusätzliche Option im Checkout etwas Komplexität hinzu. Nichtsdestotrotz kann BNPL ein mächtiges Verkaufsinstrument sein, wenn es zum Produktsortiment passt (insbesondere bei hochpreisigen Artikeln oder jungen Zielgruppen). Als Strategie empfiehlt es sich, BNPL zunächst optional anzubieten und genau zu beobachten, wie es genutzt wird und sich auf Umsatz und Zahlungsausfälle auswirkt. Die Zukunftstrends deuten darauf hin, dass Pay-Later-Modelle ein fester Bestandteil des Payment-Mixes werden. Marktplätze sollten diese Entwicklung im Auge behalten und abwägen, wie sie die Vorteile (mehr Umsatz) gegen die potenziellen Risiken (Zahlungsausfälle, Regulierung) ausbalancieren. Insgesamt gilt: Innovationen wie Blockchain, KI, Open Banking und BNPL gestalten die Zahlungswelt dynamischer – wer früh lernt, sie sinnvoll zu integrieren, kann seinem Marktplatz einen Wettbewerbsvorsprung verschaffen.

Fehler und Risiken vermeiden

Bei der Implementierung von Zahlungslösungen können Fehler passieren, die im Nachhinein teuer oder schwierig zu korrigieren sind. Im Folgenden erfahren Sie, welche häufigen Fehlentscheidungen es gibt und wie Sie sich davor schützen, sowie wie Sie generell Betrug und Zahlungsausfälle vorbeugen.

Typische Fehlentscheidungen bei der Wahl des Zahlungssystems

  • Nur auf die Gebühren geschaut
    Ein verbreiteter Fehler ist, den Zahlungsanbieter ausschließlich nach den niedrigsten Gebühren auszuwählen. Zwar sind geringe Transaktionskosten wichtig, doch ein Dumping-Anbieter könnte an anderer Stelle schwächeln – etwa bei Sicherheit, Support oder Funktionen. Versteckte Kosten im Kleingedruckten (Setup-Gebühren, Auszahlungsgebühren, Wechselkursaufschläge) werden leicht übersehen​. Achten Sie daher auf das Gesamtpaket. Tipp: Holen Sie mehrere Angebote ein und rechnen Sie Beispielmonate mit Ihrem erwarteten Transaktionsmix durch. So erkennen Sie, welcher Anbieter langfristig wirklich günstig ist.
  • Ungeeignete Plattform gewählt
    Nicht jeder Payment-Provider kann mit einem Marktplatz-Modell umgehen. Ein Fehler wäre z.B., einen Standard-Payment-Gateway zu nutzen, der keine Multi-User-Fähigkeit hat – also z.B. Zahlungen nicht aufteilen oder Seller-Auszahlungen nicht handhaben kann. Das führt zu komplizierten Workarounds (etwa Gelder manuell an Verkäufer überweisen), die anfällig für Fehler sind und rechtlich problematisch sein können. Vermeidung: Setzen Sie von Anfang an auf einen Anbieter, der Marktplatz-Lösungen ausdrücklich unterstützt (Stichwort: Marktplatz- oder Plattform-Payments). Damit stellen Sie sicher, dass Funktionen wie Treuhandkonten, automatische Provisionsabzüge und KYC für Verkäufer bereits integriert sind.
  • Regulatorische Anforderungen ignoriert
    Manchmal wird übersehen, dass man als Marktplatz in eine Zahlungsdienstleister-Rolle geraten kann. Wer z.B. Kundengelder selbst entgegennimmt und verteilt, benötigt unter Umständen eine Lizenz als Zahlungsinstitut. Ein fataler Fehler kann sein, ohne solche Lizenzen oder ohne Compliance-Partner zu agieren – die Folge wären gesetzliche Verstöße. Lösung: Sorgen Sie entweder dafür, dass alle Geldflüsse über einen lizenzierten Drittanbieter laufen (der die Compliance übernimmt), oder informieren Sie sich gründlich über die rechtlichen Pflichten in Ihren Zielmärkten. Die PSD2 und nationale Gesetze definieren klare Regeln, wann ein Marktplatz selbst als Zahlungsdienst gilt. Mit einem konformen PSP an der Seite umgeht man dieses Problem in der Regel.
  • Zu wenig Zahlungsmethoden angeboten
    Ein weiterer häufiger Irrtum ist, aus Angst vor Komplexität nur eine oder zwei Zahlarten anzubieten (etwa „Kreditkarte oder nichts“). Wie oben beschrieben, erwarten Kunden Auswahl – fehlen ihre Favoriten, springen sie ab​. Tipp: Starten Sie zum Launch zumindest mit den gängigsten Methoden für Ihre Kernregion (z.B. Kreditkarte und eine populäre Alternative wie PayPal oder Klarna). Beobachten Sie das Nutzerverhalten und Feedback; erweitern Sie das Portfolio gezielt um lokale Optionen, sobald Sie in neue Länder expandieren. Es ist einfacher, zusätzliche Zahlungsarten zu ergänzen, als verlorene Kunden zurückzugewinnen.
  • Integrationsaufwand unterschätzt
    Die Einführung eines Zahlungssystems erfordert technische Arbeit und Testing. Eine Fehleinschätzung wäre, die nötige Zeit und Expertise dafür nicht einzuplanen – was zu Verzögerungen oder fehlerhaften Abläufen führt. Abhilfe: Planen Sie die Integration frühzeitig ein, nutzen Sie ggf. vorkonfigurierte Module Ihres Marktplatz-Softwareanbieters oder ziehen Sie erfahrene Payment-Entwickler hinzu. Testen Sie alle Abläufe (Bezahlen, Auszahlen, Fehlerszenarien) gründlich in einer Sandbox, bevor Sie live gehen. So vermeiden Sie Pannen, die Vertrauen kosten.

Effektive Maßnahmen für Betrugsprävention und Chargeback-Management

Online-Marktplätze sind leider auch für Betrüger attraktiv – schließlich fließt Geld zwischen vielen Parteien. Daher sollte Betrugsprävention kein später Einfall sein, sondern von Anfang an mitgedacht werden. Zunächst ist die Sicherheit der Zahlungsdaten essenziell: Achten Sie darauf, dass kein unbefugter Zugriff auf sensible Informationen wie Kreditkartennummern möglich ist (hier hilft die PCI-DSS-Konformität und die Nutzung geprüfter Payment-Provider). Als nächstes kommen

Authentifizierungs- und Verifikationsmaßnahmen: Implementieren Sie wo immer möglich Strong Customer Authentication – etwa mittels 3D Secure 2, das zwei Faktoren beim Bezahlen abfragt​. Dadurch wird Kartenmissbrauch stark reduziert, da ein Dieb z.B. neben der Kartennummer auch das Telefon des Opfers bräuchte.

Ebenso wichtig: KYC-Verfahren für Ihre Verkäufer (und ggf. Käufer). Verifizieren Sie die Identität der Verkäufer durch Ausweisdokumente und Adressnachweis​ – viele PSPs bieten automatisierte KYC-Dienste an. Das schreckt Betrüger ab, die ansonsten unter falschem Namen auftreten und Käufer prellen könnten. Für Käufer kann je nach Geschäftsmodell ebenfalls eine Verifizierung sinnvoll sein (z.B. Altersnachweis bei Altersbeschränkungen oder Bonitätsprüfung bei Rechnungskauf).

Ein weiterer Baustein ist die transaktionsbezogene Betrugserkennung: Nutzen Sie Fraud-Tools, die Regeln oder KI einsetzen, um verdächtige Bestellungen aufzuspüren – etwa sehr hohe Beträge, ungewöhnliche Länder-Kombination von Käufer und Verkäufer, oder viele Transaktionen in kurzer Zeit. Solche Vorgänge kann man automatisiert zur Überprüfung zurückhalten. Viele Zahlungsanbieter haben eingebaute Fraud-Filter, die Sie konfigurieren können.

Trotz aller Prävention wird es im laufenden Betrieb zu Disputen und Chargebacks kommen – also Rückbuchungen seitens der Kunden, z.B. weil eine Kreditkarte unautorisiert verwendet wurde oder der Käufer (berechtigt oder unberechtigt) Ware nicht erhalten haben will. Wichtig ist, ein gutes Chargeback-Management zu etablieren: Überwachen Sie die Chargeback-Quoten Ihrer Transaktionen und reagieren Sie auf jedes Chargeback fristgerecht mit entsprechender Beweisdokumentation (Versandnachweise, Kommunikation etc.). In manchen Regionen – insbesondere den USA – neigen Kreditkartenunternehmen dazu, eher zugunsten des Kunden zu entscheiden und das Geld zurückzubuchen​. Das kann leider auch von Betrügern ausgenutzt werden (Stichwort Friendly Fraud). Um dem entgegenzuwirken, sollte möglichst jede Kartenzahlung durch 3D Secure autorisiert werden, denn damit verlagert sich die Haftung im Betrugsfall auf die Bank des Karteninhabers (Liability Shift)​. Sprich: Wenn ein Betrüger eine Zahlung autorisiert hat, haftet nicht der Händler/Marktplatz, sondern die kartenausgebende Bank. Ebenso können Sie in Ihren AGB festhalten, dass Verkäufer gewisse Risiken mittragen – etwa indem bei ihnen verursachte Chargebacks von künftigen Auszahlungen einbehalten werden. Für ein gutes Kundenerlebnis empfiehlt es sich, echte Kundenprobleme (z.B. Ware defekt, falscher Artikel) kulant zu lösen, bevor der Kunde zur Bank geht – das verringert die Zahl der offiziellen Chargebacks. Insgesamt lautet die Strategie: Vorbeugen ist besser als heilen – investieren Sie in Betrugspräventionstools und sichere Zahlungsabläufe, dann halten Sie das Risiko von Rückbuchungen und Betrug so gering wie möglich.

Strategien zum Schutz vor Zahlungsausfällen

Unter Zahlungsausfall versteht man, dass ein erwarteter Zahlungseingang ausbleibt – sei es, weil der Käufer nicht zahlt oder eine Buchung platzt. Für Marktplätze gibt es hier verschiedene Risikofaktoren, gegen die man sich wappnen kann:

  • Ausfallrisiko bei Rechnung/BNPL abgeben: Bieten Sie Kauf auf Rechnung oder BNPL an, sollten Sie erwägen, das Ausfallrisiko an einen spezialisierten Dienstleister auszulagern. Zahlungsdienstleister wie Klarna, Afterpay oder Ratepay übernehmen gegen Gebühr das Risiko – sie zahlen Ihnen als Marktplatz den Betrag und kümmern sich selbst um den Einzug beim Käufer. So sind Sie vor Kunden, die letztlich nicht zahlen, geschützt. Alternativ kann eine Versicherung gegen Forderungsausfall abgeschlossen werden, falls Sie das Rechnungsmodell selbst betreiben. Diese Schritte stellen sicher, dass Sie Ihr Geld bekommen, auch wenn der Endkunde in Zahlungsschwierigkeiten gerät.
  • Vorkasse und Autorisierung nutzen: Eine grundsätzliche Regel zur Vermeidung von Ausfällen lautet: Wann immer möglich, sollten Zahlungen vor Lieferung/Ausführung autorisiert oder eingezogen werden. Bei Kreditkarten bedeutet das, direkt beim Kauf eine Autorisierung durchzuführen. Bei Lastschrift (Bankeinzug) kann man z.B. zunächst eine kleine Testabbuchung oder Adressverifizierung machen und digitale Produkte ggf. verzögert bereitstellen, bis klar ist, dass keine Rücklastschrift erfolgt. Zwar kann man Lastschriften einige Tage lang zurückbuchen lassen, aber wenn der Versand erst nach einigen Tagen erfolgt, minimiert man das Risiko, Ware ohne Bezahlung rauszugeben.
  • Puffer und gestaffelte Auszahlungen: Für Marktplätze mit vielen Transaktionen empfiehlt es sich, einen Sicherheitspuffer einzubauen. Das kann z.B. in Form verzögerter Auszahlungen an Verkäufer geschehen: Halten Sie Beträge für einige Tage oder Wochen zurück, bevor der Verkäufer sie erhält. So haben Sie Zeit, etwaige Probleme (Stornierungen, Chargebacks) zu erkennen. Sollte ein Käufer nicht zahlen oder das Geld zurückbuchen, befindet es sich idealerweise noch nicht auf dem Konto des Verkäufers. Einige Plattform-Payment-Lösungen ermöglichen das Einbehalten eines Rolling Reserve – ein kleiner Prozentsatz jeder Auszahlung wird für eine gewisse Zeit einbehalten und dient als Absicherung für Streitfälle. Dieses Vorgehen schützt vor Verlusten, falls ein Verkäufer in großem Stil Zahlungsausfälle verursacht und dann vom Marktplatz verschwinden sollte. Natürlich muss ein solcher Reserve-Einbehalt vertraglich mit den Verkäufern vereinbart und transparent kommuniziert sein.
  • Bonitätsprüfungen und Limitierung: Bei höherem Zahlungsrisiko (z.B. sehr hohe Bestellwerte oder auffälliges Verhalten) können Bonitätsprüfungen der Käufer helfen. Es gibt Anbieter, die in Sekundenbruchteilen Scoring-Information liefern. So könnten Sie etwa bei Bestellungen über einem bestimmten Betrag zunächst eine Prüfung im Hintergrund laufen lassen und ggf. unsichere Bestellungen auf Vorkasse umstellen. Ebenso kann es Sinn machen, neuen Nutzern niedrigere Limite zu setzen (z.B. maximal ein Kauf auf Rechnung gleichzeitig), die sich mit wachsender positiver Historie erhöhen. Solche Regeln verringern die Wahrscheinlichkeit, dass ein Neukunde großen Schaden anrichtet.
  • Zuverlässige Zahlungsanbieter wählen: Ein oft unterschätzter Aspekt ist die Wahl eines seriösen Zahlungsdienstleisters, um sich vor dessen Ausfallrisiken zu schützen. Renommierte PSPs verwahren Kundengelder auf Treuhandkonten getrennt vom Firmenvermögen – falls der PSP insolvent geht, sind die Gelder der Marktplatznutzer geschützt. Bei kleinen, unbekannten Anbietern kann es im Worst Case passieren, dass Auszahlungen verzögert oder eingefroren werden. Setzen Sie daher lieber auf etablierte Player mit guter Finanzstabilität. Auch Redundanz kann erwogen werden: Manche großen Marktplätze integrieren mehrere Payment-Anbieter (z.B. zwei Kreditkarten-Acquirer), um bei technischen Störungen oder Problemen schnell ausweichen zu können. So verhindern Sie „Zahlungsausfälle“ im Sinne von Umsatzausfällen durch Downtime eines Providers.

Zum Abschluss sei gesagt: Prävention und kontinuierliches Monitoring sind die besten Mittel, um Fehler und Risiken bei Marktplatz-Zahlungen zu minimieren. Bleiben Sie informiert über neue Betrugsmethoden, passen Sie Ihre Sicherheitsmaßnahmen regelmäßig an und holen Sie Feedback von Nutzern ein, wo es hakt. Mit einer vorausschauenden Strategie – angefangen bei der durchdachten Wahl der Zahlungslösung bis hin zum täglichen Risikomanagement – schaffen Sie für Ihren Online-Marktplatz ein sicheres, effizientes und vertrauenswürdiges Zahlungsfundament. So können sich Käufer und Verkäufer ganz auf den Handel konzentrieren, während im Hintergrund die Payments reibungslos funktionieren.

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Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter Bödeker hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und bei einem Kapitalanlageunternehmen (für geschlossene Fonds) ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten.

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